| # taz.de -- AfD Landesparteitag: Konflikte vorprogrammiert | |
| > Auf einer berlineigenen Fläche in Biesdorf will der Landesverband der AfD | |
| > an den kommenden Juni-Wochenenden seinen Parteitag abhalten. | |
| Bild: Beim letzten AfD Parteitag, der in Glien in einer landwirtschaftlichen Me… | |
| Berlin taz | Ein entspanntes Camping-Wochenende wird der Landesparteitag | |
| der Berliner AfD für die Delegierten wohl eher nicht werden. Nach | |
| [1][jahrelanger vergeblicher Suche] nach einer Lokalität will der | |
| Landesverband der rechtspopulistischen Partei nun in einem Festzelt auf | |
| einer Brachfläche in der Haltoner Straße in Biesdorf im Bezirk | |
| Marzahn-Hellersdorf zusammen kommen. Der AfD Parteitag ist dort an den zwei | |
| kommenden Wochenenden geplant. Am 5. und 6. Juni sowie am 12. und 13. Juni. | |
| Wenig überraschend kündigten AfD-Gegner:innen Proteste an. „Wir erleben | |
| Marzahn-Hellersdorf als bunten und vielfältigen Bezirk“, erklärt Henny | |
| Engels vom Marzahner Bündnis für Vielfalt und Toleranz die Gründe für ihren | |
| Protest, „die AfD setzt dagegen auf Ausgrenzung und Diskriminierung“. | |
| Das Bündnis will am Samstag in Biesdorf unweit der Brache mit einem | |
| „Demokratiepavillon“ gegen den Parteitag demonstrieren. „Ziel ist es, mit | |
| den Leuten ins Gespräch zu kommen und zu erklären, warum wir die AfD hier | |
| nicht wollen“, erläutert Engels ihre Pläne. Gerade die | |
| Marzahn-Hellersdorfer AfD stehe dem mittlerweile formal aufgelösten | |
| rechtsextremen „Flügel“ der Partei sehr nahe. „Da sind einige stramme | |
| Rechte dabei“, so Engels. | |
| Darüber hinaus mobilisieren zahlreiche weitere linke und antifaschistische | |
| Gruppierungen gegen den Parteitag, darunter auch die Initiative Kein Raum | |
| der AfD, die Omas gegen Rechts und die Vereinigung der Verfolgten des | |
| Naziregimes (VVN-BDA). „Gemeinsam werden wir einen vielfältigen Protest | |
| ausrichten, an dem sich alle Menschen beteiligen können“, so der Sprecher | |
| von Kein Raum der AfD, Martin Lennert. | |
| ## Gegenkundgebungen geplant | |
| An den beiden Wochenenden, an denen der Parteitag stattfindet, ist sowohl | |
| für Samstag als auch für Sonntag in unmittelbarer Nähe in der Minsker | |
| Straße eine Kundgebung angemeldet worden (siehe Kasten). Insgesamt 20 | |
| Live-Acts sollen an den vier Tagen spielen. Insgesamt geht die Berliner | |
| Polizei bei allen Gegenveranstaltungen von knapp tausend Teilnehmenden aus. | |
| Wie viel es tatsächlich werden, ist unklar, erschwerend für die | |
| Mobilisierung könnte die Massenblockade der Klima-Aktivist*innen von Ende | |
| Gelände auf der A100 werden, die ebenfalls für Samstag angekündigt ist. | |
| Ob es auch beim AfD-Parteitag zu Blockadeversuchen kommt, ist ungewiss. | |
| Ganz auszuschließen ist es jedenfalls nicht: „Wir begrüßen alles, was dazu | |
| beiträgt, ein Zeichen gegen die AfD zu setzten – ob auf der Kundgebung oder | |
| an anderer Stelle“, antwortet Lennert etwas nebulös auf taz-Nachfrage. | |
| Konfliktpotenzial dürfte es allerdings schon bei der Anreise geben – | |
| schließlich werden sowohl AfD-Gegner:innen als auch Delegierte mit der | |
| U-Bahn anreisen. | |
| Für ihre eigene Sicherheit hat die AfD eigens ein Security-Unternehmen | |
| beauftragt, das die Brache seit dem Aufbau des Zeltes am vergangenen | |
| Wochenende durchgängig bewacht. Recherchen von Kein Raum für die AfD | |
| ergaben, dass das in Falkensee ansässige Sicherheitsunternehmen in der | |
| Vergangenheit mehrere Personen beschäftigt haben soll, die im | |
| neonazistischen Umfeld aktiv waren. | |
| Dabei soll es sich um dem Potsdamer Neonazi Gabor G. handeln, der 2017 bei | |
| der Sicherung einer AfD-Veranstaltung gesichtet wurde. Auf Nachfrage teilte | |
| der Geschäftsführer des Unternehmens der taz mit, dass G. nur durch ein | |
| Subunternehmen bei ihm beschäftigt gewesen sei und nicht für die Firma | |
| arbeite. Außerdem würden bei allen Mitarbeiter:innen die gesetzmäßigen | |
| Sicherheitsüberprüfungen durchgeführt. Auf der Facebook-Seite des | |
| Unternehmens findet sich allerdings auch eine Traueranzeige mitsamt | |
| Frakturschrift und Lebensrunen eines kürzlich verstorbenen NPD-Kaders, der | |
| ebenfalls bei dem Unternehmen beschäftigt war. | |
| ## 300 Delegierte erwartet | |
| Verbindungen in das rechtsextreme Milieu gibt es immer wieder bei der AfD, | |
| weswegen sie auch vom Verfassungsschutz als Verdachtsfall eingestuft wurde. | |
| Trotzdem will der Berliner Landesverband an den ersten beiden | |
| Juni-Wochenenden die Kandidat:innen für die kommenden Wahlen im | |
| September festlegen. Rund 300 Delegierte, Bewerber:innen und Personal | |
| werden nach Informationen des Tagesspiegels erwartet. | |
| Schon seit Jahren hat die AfD enorme Schwierigkeiten, geeignete | |
| Räumlichkeiten zu finden. Über 150 Absagen bekamen sie bereits von | |
| Eigentümer:innen in den vergangenen Jahren. Grund dürfte neben den | |
| rassistischen Positionen der Partei auch der große öffentliche Druck der | |
| Zivilgesellschaft sein. [2][Der letzte Parteitag im März] musste bereits in | |
| einer landwirtschaftlichen Messehalle im brandenburgischen Glien | |
| stattfinden. | |
| Dafür, dass die AfD nun immerhin eine Wiese in Marzahn-Hellersdorf pachten | |
| kann, ist ausgerechnet das Land Berlin verantwortlich. Die Fläche gehört | |
| nämlich dem [3][landeseigenen Immobilienverwalter BIM], der wiederum der | |
| Senatsverwaltung für Finanzen untersteht. In Zukunft soll dort eine Schule | |
| entstehen. | |
| Ende Mai wurde bekannt, dass die Fläche an die AfD vermietet ist. Eine | |
| Sprecherin der Senatsverwaltung begründete das gegenüber der taz so: Die | |
| BIM wahre die politische Neutralität und habe schon in der Vergangenheit | |
| an andere Parteien vermietet. | |
| Kritisiert wurde die Entscheidung nicht nur von den AfD-Gegner:innen, | |
| sondern auch von den Bezirkspolitiker:innen, die über die | |
| Entscheidung der BIM nicht im Vorfeld informiert wurden. | |
| Bezirksbürgermeisterin Dagmar Pohle (Linke) hält die Fläche in dem | |
| kleinteiligen Wohngebiet für ungeeignet. Sie befürchtet, dass der Parteitag | |
| ein schlechtes Licht auf Marzahn-Hellersdorf wirft. „Das wird dann medial | |
| wieder dem Bezirk zugeordnet.“ | |
| 4 Jun 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Jonas Wahmkow | |
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