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# taz.de -- Landesparteitag der AfD Berlin: „Alerta, die Omas, die sind härt…
> Im Havelland protestieren 300 Antifaschist*innen gegen die AfD. Auch
> der Landrat, der den Parteitag der Rechten möglich machte, kriegt sein
> Fett weg.
Bild: Demonstration neben der Veranstaltungshalle gegen den Landesparteitag der…
Berlin taz | Manchmal ist sie richtig gut organisiert, die Antifa. Es ist
gerade erst hell geworden an diesem Samstag – und doch stehen um 6:45 schon
circa 150 überwiegend junge und schwarz gekleidete Menschen am S-Bahnhof
Gesundbrunnen. Wie die Stimmung so ist? „Noch ein bisschen müde, aber
ansonsten gut drauf!“, sagt ein vielleicht 20-jähriger Aktivist, hinter
seiner Maske grinsend.
Das Bündnis „Kein Raum der AfD“ hat drei Reisebusse gechartert, um die
Antifaschist:innen zum „MAFZ Erlebnispark“ in Paaren im Glien zu
befördern. [1][Hier, im Brandenburger Havelland, veranstaltet die Berliner
AfD am Samstag ihren Landesparteitag]. Sie musste ins Umland ausweichen, da
sich in Berlin „trotz über 170 Anfragen“ (Georg Pazderski, AfD) kein
Veranstaltungsort bereit erklärt hat, die rechtsextreme Partei zu hofieren
– auch wegen des massiven zivilgesellschaftlichen Protests.
Doch den Berliner AfDlern folgen auch die Antifaschist:innen. „Das ist nur
solidarisch, wir haben das den armen Menschen in Paaren ja gewissermaßen
eingebrockt“, kommentiert dies ein Demonstrationsteilnehmer nicht ohne eine
Spur Stolz.
Als die Berliner:innen eintreffen, sind schon rund 150 Menschen vor Tor
3 des Erlebnisparks versammelt. Vornehmlich organisiert hat den lokalen
Protest das „Bündnis gegen Rechts Falkensee“, die Initiative „Aufstehen
gegen Rassismus“ sowie der Berliner VVN-BdA (Bund der Antifaschist:innen).
Doch auch Linke, Grüne und die SPD sind vertreten – Seite an Seite mit den
„Omas gegen Rechts“, einigen Gewerkschaftler:innen sowie diversen
Nachbarschaftsinitiativen.
## „Parlamentarischer Arm des Terrors“
Alle Zugänge zum Gelände des Erlebnisparks werden durch die Polizei
hermetisch abgeriegelt. Sogar eine Reiterstaffel steht in einiger
Entfernung bereit. Dennoch versucht eine Gruppe Berliner
Antifaschist:innen direkt nach der Ankunft, sich in Form einer
Spontandemonstration den wachsamen Augen der Staatsgewalt zu entziehen.
Doch es bleibt bei einer kurzweiligen Zündung von Pyrotechnik und etwas
Gerenne.
In den Redebeiträgen wird immer wieder die Zugehörigkeit der Berliner AfD
zum rechtsextremen Spektrum betont. Die AfD sei der „parlamentarische Arm
des rechten Terrors“, sagt Anne Feldbach von „Kein Raum der AfD“. Sie
erinnert daran, dass [2][die (später scheiternde) Co-Anwärterin auf den
Fraktionsvorsitz, Beatrix von Storch], einst gefordert hat, an der Grenze
auf Geflüchtete zu schießen – und dass „Trixie“, wie die Rednerin Storch
nennt, regelmäßige Teilnehmerin des christlich-fundamentalistischen „Marsch
für das Leben“ ist.
Auch mehrere Politiker:innen aus Landkreis und Bundesland melden sich
zu Wort. Finn Kuhne von der Havelländer SPD erinnert daran, dass in der
Sozialdemokratie seit 150 Jahren das Motto „Keinen Fußbreit den Faschisten“
gelte. Der frühere Brandenburgische Finanzminister Christian Görke (LINKE)
ruft in Richtung Veranstaltungshalle: „AfD, ihr seid nicht im Havelland und
nirgendswo willkommen!“. Görke kritisiert auch den „so genannten
Notvorstand“ der Partei, Nicolaus Fest, der den Islam mit dem
Nationalsozialismus gleichgesetzt und letzteren damit relativiere.
„Ich finde es richtig, gegen faschistische und rechtsradikale Gruppierungen
aufzustehen“, beantwortet eine ältere Dame der „Omas gegen Rechts“ die
Frage, warum sie heute hier sei. Auch ein bisschen Regen werde sie nicht
davon abhalten. Sie warnt die AfD: „Alerta, alerta, die Omas, die sind
härter“.
## Wenig Verständnis für Landrat
Immer wieder wird Unverständnis darüber geäußert, wie es dazu kommen
konnte, dass der zuständige Landrat Roger Lewandowski (CDU) der AfD
ermöglicht hat, das „MAFZ“ zu nutzen. Man hätte sich „von den
Verantwortlichen im Vorfeld eine klare Kante gewünscht“, sagt Julia Sahi
von der SPD Falkensee der taz. „In Berlin hätte man sich erkundigen können,
wie man so etwas verhindert“, meint auch Ex-Landesfinanzminister Görke
(LINKE). Er habe „wenig Verständnis“ für das Handeln des Landrates.
Polemischer formuliert es die Rednerin von „Kein Raum der AfD“: Lewandowski
habe „den gesamten braunen Berliner AfD-Zirkus“ eingeladen. Doch „das
braune Häufchen“ sei „direkt in den berühmten Ventilator geflogen“. Sie
fährt fort: „Ob du es willst oder nicht, Roger: Die Flecken wirst du nicht
mehr los. Wer mit Faschisten kuschelt, der riecht danach auch so.“
Wegen Regen und Kälte beginnt die Veranstaltung schon nach einiger Zeit zu
schrumpfen. Die Hartnäckigen werden mit Musik bei Laune gehalten: Die
Rapper PC Toys, Juicy Gay und MC Smook unterhalten mit Songs wie „Björn
Höcke ist ein Faschist“. Der Song mit der ebenso naheliegenden wie
eingänglichen Hook kommt so gut an, dass er gleich zweimal gespielt wird.
Dennoch stehen schon um 11 Uhr die gecharterten Busse wieder parat, um die
Berliner Antifaschist:innen in die Stadt zurückzubringen. Doch gleich
für Sonntag ist die nächste Veranstaltung geplant: Eine Kundgebung um 14
Uhr vor dem AfD-Büro in der Zionskirchstraße 3 im Prenzlauer Berg – es soll
gefeiert werden, die AfD für ihren Landesparteitag aus Berlin getrieben zu
haben.
14 Mar 2021
## LINKS
[1] /Parteitag-mit-bis-zu-300-Delegierten/!5747288
[2] /Neue-Parteichefin-der-AfD-Berlin/!5757819
## AUTOREN
Timm Kühn
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