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# taz.de -- Junge Generation und Rentensystem: „Mehr Umverteilung in der Rent…
> Rente mit 68? Moritz Piepel von der Generationen Stiftung kritisiert,
> dass die Politik das Rentenproblem trotz eines alarmierenden Gutachtens
> in die Zukunft verschiebt.
Bild: Fordert langfristiges Denken auch in der Rentenpolitik: Moritz Piepel von…
taz: Herr Piepel, Sie sind empört, dass ein wissenschaftliches Gutachten,
in dem wegen der Finanzierungsprobleme des Rentensystems ein
Renteneintrittsalter von 68 Jahren in 20 Jahren gefordert wurde, von der
Politik vom Tisch gewischt wurde. Sind Sie für ein höheres
Renteneintrittsalter?
Moritz Piepel: Dass die Minister Altmaier und Scholz das Gutachten vom
Tisch wischen, grenzt an Selbstbetrug und hinterlässt mich fassungslos.
Wenn die Lebenserwartung steigt und es daher mehr Rentnerinnen und Rentner
gibt, muss man auch das Renteneintrittsalter im Durchschnitt entsprechend
erhöhen, schon um die Rentenbeiträge und steuerlichen Zuschüsse in die
Rentenkasse zu begrenzen.
Auch Sie als heute 22-Jähriger wären dann betroffen und könnten erst mit 68
Jahren, also im Jahre 2067 in Rente gehen…
Gleichermaßen profitiere ich aber auch von der gestiegenen Lebenserwartung.
Man kann nicht in allen Berufen bis zum Alter von 68 Jahren durchhalten.
Ein früherer Ausstieg aber bedeutet Rentenkürzungen.
Das ist richtig. Ein Bauhandwerker kann nicht so lange in seinem Beruf
arbeiten wie ein Angestellter beim Finanzamt. Hier liegt die
Herausforderung an die Politik, zu differenzieren und zu gestatten, in
manchen Berufen ohne Rentenkürzungen auszuscheiden. Auch benötigen wir eine
Umverteilungskomponente im Rentensystem. Wenn man die
Beitragsbemessungsgrenze erhöhen, aber die Rentenauszahlungen deckeln
würde, müssten Gutverdiener etwas mehr in die Rentenkasse einzahlen,
bekämen aber nicht entsprechend viel heraus. Das wäre auch ein Ausgleich
für die Tatsache, dass Niedrigverdiener statistisch gesehen nicht so lange
leben und daher eine kürzere Rentenbezugsdauer haben.
Politikerinnen und Politiker gehen davon aus, dass die steuerlichen
Zuschüsse zur Rentenkasse steigen müssen. Könnte man auch über die
steuerliche Schiene in der Altersversorgung umverteilen?
Wir glauben schon. Steuerliche Zuschüsse etwa über die Einkommenssteuer,
die vor allem von den arbeitenden Generationen aufgebracht werden müssten,
belasten die Jüngeren aber besonders. Wir sind für die Einführung einer
Vermögenssteuer und eine deutlich höhere Erbschaftssteuer. Denn wer erbt,
kann auch für die eigene Altersvorsorge mit diesem Erbe rechnen. Da muss
die Politik für mehr Ausgleich sorgen.
Manchmal hat man den Eindruck, die Lösung des Rententhemas wird von den
Politikerinnen und Politikern irgendwann in die Zukunft verschoben, ein
bisschen wie beim Klimaschutz.
Es gibt große Parallelen zwischen der Verschleppung der Rentendiskussion
und dem Aufschieben beim Klimaschutz. Das liegt an der strukturellen
Gegenwartspräferenz der Politik: Die großen Zukunftsthemen, die die junge
Generation besonders belasten werden, geht man nicht an aus der Angst,
wegen kurzfristiger Zumutungen Wählerstimmen zu verlieren. Wir als
Generationen Stiftung kämpfen dafür, eine langfristige Perspektive
einzunehmen, gerade auch in Wahlkampfzeiten.
14 Jun 2021
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
## TAGS
Rentenreform
Generationen
Das Milliardenloch
Rentenpolitik
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Rentenpolitik
Sozialversicherung
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