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# taz.de -- Neuer Putsch in Mali: Die Logik des Krieges
> Mali ist ein Exerzierfeld für ausländische Truppen. Die Logik der
> Demokratie gerät unter die Räder.
Bild: Polizisten in Bamako, Mali
Mali kommt nicht zur Ruhe. Ein Dreivierteljahr nach dem Militärputsch, der
unter dem Beifall der Bevölkerung den gewählten Präsidenten aus dem Amt
fegte, haben die Putschisten nun die von ihnen eingesetzten
Übergangsmachthaber abgesetzt. Der zweite Coup des Spezialkräftekommandeurs
Assimi Goita zeugt nicht nur davon, dass sein erster nicht die gewünschten
Ergebnisse zur Folge hatte. Er unterstreicht auch, wer in [1][Mali] die
oberste Instanz bleibt: die Armee beziehungsweise ihre stärksten Teile.
In dem bitterarmen Sahelstaat ist das nicht überraschend. Mali ist zum
Exerzierfeld für ausländische Truppen geworden, die dort islamistische
Terrorgruppen bekämpfen. Für die Kollateralschäden der Terrorbekämpfung –
Militarisierung, grassierende Unsicherheit, Austragen ethnischer Konflikte
mit der Waffe – ist Malis Staat zuständig. Natürlich sind unter diesen
Umständen Malis Generäle die besseren Partner als ahnungslose zivile
Politiker.
Man darf sich dann aber auch nicht beschweren, wenn diese Partner mit ihren
Mitteln für eine politische Korrektur sorgen, falls aus ihrer Sicht etwas
schiefläuft. Genau das ist jetzt in Mali geschehen. Auch in [2][Tschad]
haben erst vor einem Monat nach dem Tod des Langzeitpräsidenten Idriss Déby
an der Kriegsfront gegen Rebellen die hohen Generäle die Nachfolge geregelt
– keine zivile Instanz. Kein Geringerer als Emmanuel Macron eilte daraufhin
nach N’Djamena, um Tschads Generälen den Rücken zu stärken.
Das alles ist die Logik des Krieges. Aber die Logik der Demokratie gerät
damit unter die Räder, und damit werden innere Konflikte auch in Ländern
wie Mali nicht geringer, sondern heftiger. Denn wenn sich politische
Gestaltungsmacht von militärischer Schlagkraft ableitet, ist das ein Anreiz
für alle, die ein politisches Ziel verfolgen, selbst zu den [3][Waffen] zu
greifen. Wer soll denn jetzt noch in Mali die Waffen niederlegen, wenn in
der fernen Hauptstadt Bamako die Machtfrage sogar unter Uniformierten mit
Gewalt geklärt wird? Und wenn das in der Hauptstadt der Fall ist, wie soll
dann in der rechtlosen Saharawüste Frieden entstehen?
26 May 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Dominic Johnson
## TAGS
Mali
Tschad
Waffen
Militärputsch
Mali
Assimi Goita
Mali
Mali
EU
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