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# taz.de -- Fahrradfeindliche Baustellen in Bremen: Passt doch!
> Baustellen bringen Radler*innen, Autos und Fußgänger*innen zusammen.
> Das ist gefährlich: Der ADFC in Bremen fordert daher eine bessere
> Planung.
Bild: Wenn Baustelle ist, kommen sich Radler:innen, Fußgänger:innen und Autos…
BREMEN taz | Der ADFC fordert eine zentrale Verwaltungsstelle, die die
Planung von Baustellen im Land Bremen verbessern soll. Geht es nach dem
Fahrradclub sollte es außerdem noch einen Leitfaden für den Radverkehr
geben, um zu vermeiden, dass Radfahrende bei der Baustellenplanung
weiterhin das Nachsehen haben.
Laut dem ADFC ist die Missachtung des Radverkehrs ein Problem, das zu
gefährlichen Situationen führt. Aktuell ist es zumal die Baustelle am
Osterfeuerberger Ring, die den ADFC stört. „Die Bedürfnisse des Radverkehrs
werden bei der Planung und Beschilderung von Baustellen fast nie richtig
mitgedacht. Das muss sich dringend ändern“, sagt der Geschäftsführer des
ADFC, Sven Eckert.
Beim Amt für Straßen und Verkehr (ASV) sieht man hingegen kein Problem bei
der Baustellenplanung und somit bei der eigenen Arbeit. So seien am
Planungsprozess alle relevanten Träger sowie der Ortsbeirat und die AG Rad
beteiligt gewesen, in der auch der ADFC Mitglied ist. „Wir sind in Sachen
Baustellenplanung deutlich besser auf den Radverkehr eingestellt als in der
Vergangenheit“, sagt die Pressesprecherin des ASV, Andrea Voth.
Die Pressesprecherin des ADFC, Frauke Maack, widerspricht: „Wir sind zwar
in der AG Rad, einem beratenden Gremium, vertreten, aber die konkrete
Baustellenplanung erfolgt durch das Amt für Straßen und Verkehr oder die
Polizei.“
## Lange Umleitungen sind normal
Deswegen kritisiert der ADFC auch die angeordnete Baustellenführung am
Osterfeuerberg. „Es muss an alle Verkehrsteilnehmenden gedacht werden.
Längere Umleitungen für Fuß und Radverkehr sind aber bis heute an der
Tagesordnung“, sagt Maack.
Am Osterfeuerberger Ring müssen Radfahrende wegen einer Baustelle derzeit
auf die Straße ausweichen. Der schmale neue Fahrradweg liegt zwischen
Linksabbiegerspur und den übrigen Autospuren. Also mitten auf der Straße.
Da auf der Linksabbiegerspur Baken aufgestellt worden sind, kommen sich
Radfahrende und Autofahrende zwangsläufig ins Gehege. „Das ist eine sehr
gefährliche Situation im Moment, auch da viele Schülerinnen und Schüler
hier abbiegen“, sagt Maack.
„Was wir hier gerade im Fall der Baustelle am Osterfeuerberger Ring vor uns
haben, ist kein Einzelfall und beschäftigt uns so oder in ähnlicher Form
mehrfach im Jahr. Es muss an alle Verkehrsteilnehmenden gedacht werden. Der
Fuß- und Radverkehr wird oft nicht adäquat berücksichtigt“, sagt Eckert.
Um das zu untermauern betreibt der Fahrradclub online einen eigenen
Mängelmelder: Hier können alle zugeparkte Radwege melden und gefährliche
Schlaglöcher, aber eben auch Baustellen-Probleme: Unbeleuchtete
Absperrungen, abruptes Ende der Wegführung, einfach auf dem Radweg
abgestellte Baustellenschilder, Konflikte durch Fahrbahverengungen, es gibt
nichts, was es nicht gibt. Dabei ist [1][die Liste weit davon entfernt,
vollständig zu sein].
Voth will von Problemen bei der Baustelle am Osterfeuerberger Ring nichts
gewusst haben. Sie sagt, es seien noch keine Beschwerden über die Baustelle
an sie herangetragen worden. Auch bei der Polizei nicht. Dennoch hat sich
etwas getan: „Die Baken auf dem Linksabbieger sind laut Bauleiter entfernt
worden“, sagt Voth.
## Fahrradstadt Bremen
Bremen ist eine Fahrradstadt. Der Radverkehr macht 25 Prozent des gesamten
Verkehrs aus. In konkreten Zahlen sind das mehr als 450.000 Radfahrten an
einem durchschnittlichen Werktag. Unter den deutschen Großstädten über
500.000 Einwohnern liegt Bremen damit auf Platz eins.
Im internationalen Vergleich belegt die Hansestadt immerhin den dritten
Platz: Lediglich in Kopenhagen (35 Prozent) und Amsterdam (30 Prozent) wird
das Rad noch häufiger genutzt. Das geht aus einer Erhebung des
Verkehrsclubs Österreich (VCÖ) von 2013 zur Mobilität in großen
europäischen Städten hervor.
„Uns ist bewusst, dass das Fahrrad als Verkehrsmittel immer mehr an
Bedeutung gewinnt“, sagt Voth. Umso wichtiger ist es also, dass bei der
Baustellenplanung mehr auf Radfahrende geachtet wird. Die Pressesprecherin
des ASV räumt ein, dass man in der Planung immer noch Fehler machen könne:
„Nichtsdestotrotz kann man sich stets verbessern, daher sind wir immer für
Verbesserungsvorschläge offen“, sagt sie.
16 May 2021
## LINKS
[1] https://adfc-bremen.xn--mngelmelder-l8a.de/#pageid=1
## AUTOREN
Lukas Scharfenberger
## TAGS
ADFC
Baustelle
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Unfall
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Verkehrswende
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