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# taz.de -- Arbeitskampf in Frankreich: Reinigungskräfte gegen Hotelkonzern
> Rachel Keke und weitere Frauen streiken seit 22 Monaten für bessere
> Arbeitsbedingungen bei der Hotelkette Accor – und bezwingen das
> Unternehmen.
Bild: Kämpfen lohnt sich, sagt sie: Rachel Keke im Interview mit dem online Me…
„Kämpfen zahlt sich aus, auch wenn es zehn Jahre dauert“, rief Rachel Keke
bei der letzten Kundgebung mit ihren Mitstreiterinnen. Und gekämpft hat sie
lange. Keke ist Putzkraft in einem [1][Ibis Hotel] des Pariser Viertels
Batignolles und schloss sich vor 22 Monaten mit 20 anderen Frauen zum
Streik zusammen.
Der Gegner: Die [2][Hotelkette Accor.] Als „femmes de chambre“, als
„Zimmerfrauen“ waren die Streikenden von dem Subunternehmen STN angestellt,
Überstunden wurden nicht gezählt, Jobsicherheit gab es erst recht nicht.
Wechselte Accor das Subunternehmen, konnten sie alles verlieren. Die
Frauen, alle aus verschiedenen Ländern Afrikas eingewandert und zumeist
ohne französischen Pass und ohne Abschluss, schienen am kürzeren Hebel zu
sitzen.
„Was sie vergessen: Wir machen sie reich“, sagte Rachel Keke schon 2020
[3][in einem Interview mit dem online Medium Urbania]. „Die Arbeit der
Zimmerfrauen hat sie zu Milliardären gemacht. Aber wenn wir nicht
arbeiten?“
Tatsächlich stand die börsennotierte Hotelkette mit den Milliardenumsätzen
unter Druck, als die Zimmer des zweitgrößten Hotels Frankreichs nicht
hergerichtet waren. Vor gut einem Jahr wurden Keke und ihre
Mitstreiterinnen coronabedingt allerdings in die Teilarbeitslosigkeit
entlassen. Ende des Streiks? Von wegen. Mit gelben Warnwesten und Trommeln
kamen die Frauen regelmäßig vor verschiedene Hotelfilialen von Accor,
warfen Konfetti – auch das höchst unangenehm für den Konzern, da die
Kundschaft zwangsläufig aufmerksam wurde.
Nach dem fast zwei Jahre dauernden Kampf, der selbst Teilen der
Gewerkschaft CGT irgendwann zu viel wurde, können die Streikenden nun auf
Erfolge blicken. Am Dienstag Vormittag unterzeichnen sie eine Einigung.
## Ein feministischer Kampf
250 bis 500 Euro monatlich mehr haben sie erkämpft – je nach
Anstellungsverhältnis. Auch der Verpflegungszuschuss wird verdoppelt.
Bisher mussten die Putzkräfte außerdem unter Androhung von Kündigung in 17
Minuten ein Zimmer samt Badezimmer putzen: 17 Minuten für
Bettwäschenwechsel, Staubsaugen, Müll leeren, lüften und Aufräumen. „Das
macht uns krank und zerstört unseren Körper“, beschrieb Keke diesen
Arbeitsrhythmus. Nun wird schriftlich festgehalten: Zwei bis drei Zimmer
stündlich sind das Maximum. Auch soll ein Zählsystem verhindern, dass
unbezahlte Überstunden geleistet werden.
Die ursprüngliche Forderung der Gewerkschafterinnen bleibt zwar unerfüllt:
Die Frauen wollten eine Anstellung bei Accor, statt über ein Subunternehmen
beschäftigt zu werden. Die aktuelle Einigung ist für sie trotzdem ein Sieg:
Demnach dürfen sie nicht entlassen werden, auch nicht, wenn Accor mit
anderen Subunternehmen arbeitet. Die Einigung über die Arbeitsbedigungen
gilt also sowohl für den Konzern wie auch für alle möglichen
Nachunternehmen.
Rachel Keke und tritt seit 2019 auf linken Portalen in Talkshows auf und
kommt in Podcasts zu Wort. Im Interview kündigt sie an, sich in der Folge
feministisch organisieren zu wollen. Die Frauen in der Hotellerie behielten
viel für sich. „Aber wenn du auf sie zugehst, lernst du und denkst: wow!
Deshalb muss man eine große feministische Organisation schaffen.“
25 May 2021
## LINKS
[1] /Aus-Le-Monde-diplomatique/!5737179
[2] /Stadtumbau/!5187976
[3] https://www.youtube.com/watch?v=B3KMCAZ95jo
## AUTOREN
Lea Fauth
## TAGS
Gewerkschaft
Putzfrau
Hotel
Arbeitskampf
Ausbeutung
Feminismus
Vivantes
Krankenhäuser
Gewerkschaft
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