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# taz.de -- Klinikneubau in Wilhelmshaven: Ein Anflug von Planlosigkeit
> Beim Klinikneubau in Wilhelmshaven fehlt Geld für den Dachlandeplatz. Im
> Notfall müssen Helis 350 Meter weiter landen und Patienten umgeladen
> werden.
Bild: Im Notfall geht es um Sekunden: Einen Landeplatz auf dem Dach wird es den…
Hamburg taz | „Wenn ein Krankenhaus mit Millionenbeträgen neu gebaut wird,
muss man erwarten dürfen, dass es den Anforderungen an eine moderne,
hochwertige medizinische Versorgung genügt“, heißt es in einer
Pressemitteilung von Jörg Niemann, dem Niedersächsischen Landesvertreter
des Verbands der Ersatzkassen e.V. (VDEK). Die scharfe Kritik gilt dem
Neubau des Klinikums Wilhelmshaven.
Bei der Planung wurde aus finanziellen Gründen beschlossen, keinen eigenen
Dachlandeplatz für Notfallhubschrauber zu errichten und stattdessen einen
vorhandenen erdgebundenen zu verwenden. Dieser liege laut Niemann in 350
Metern Entfernung. „Schwerst verletzte Patienten müssen erst in ein
Fahrzeug umgeladen und zum Krankenhaus transportiert werden. Wenn gespart
werden muss, dann doch nicht bei der Notfallversorgung als Herzstück eines
Krankenhauses“, heißt es weiter.
Der Neubau auf klinikeigenem Gelände befindet sich seit 2015 in Planung und
soll im Sommer 2025 zum Betrieb freigegeben werden. Auf den ersten Blick
scheint der Landeplatz auf dem Dach des Klinikums in der ursprünglichen
Planung inbegriffen gewesen zu sein. In einer vom Klinikum in Auftrag
gegebenen Eignungsuntersuchung heißt es: „Im Zusammenhang mit dem
Bauvorhaben 'Ersatzneubau, 1. BA’ ist vorgesehen, einen zusätzlichen
Dachlandeplatz für Rettungshubschrauber bis zur Größe einer H145 genehmigen
zu lassen, anzulegen und zu betreiben.
Dadurch würden in der Mehrzahl der Fälle Zeit und Kosten für
Zwischentransporte wegfallen, weil die Patienten direkt vom Dachlandeplatz
der Notaufnahme zugeführt werden können.“ Was also ursprünglich als
kostensparend tituliert wurde, scheint nun aus Kostengründen gestrichen.
Bei dem Bauprojekt, das 195 Millionen Euro umfassen soll, wäre der Bau des
Dachplatzes sogar genehmigt worden, so das Fazit der Eignungsuntersuchung.
## Nicht finanziert gewesen
Oliver Leinert, Geschäftsführer des Klinikums Wilhelmshaven, weist die
Verantwortung von sich. Der Landeplatz sei laut seiner Aussage nie Teil des
Finanzierungsplans gewesen. Zwischendurch sei man davon ausgegangen, ihn
dennoch aus eigenen Kosten errichten zu können. „Mittlerweile zeigt sich
aber, dass die Finanzierung nicht gesichert ist“, sagt Leinert.
Die Eignungsprüfung sei ihm zufolge eine vorausschauende Maßnahme gewesen.
Dass es vertretbar ist, den vorhandenen Landeplatz weiter zu verwenden, sei
laut Leinert im Einvernehmen mit dem DGUV, dem Spitzenverband der
gewerblichen Berufsgenossenschaften und Unfallkassen, beschlossen worden.
Ob die Gelder für den Landeplatz im Vorhinein oder erst im Laufe des
Projekts gestrichen wurden, ändert jedoch nichts an Niemanns Vorwurf. Das
Fehlen der Finanzierungsmittel schreibt Leinert dem Land Niedersachsen zu:
„Da der Dachlandeplatz nicht gefördert wird, müsste die Stadt Wilhelmshaven
den Landeplatz komplett selbst finanzieren.“
Damit zeigt er sich mit Jörg Niemann einig, der an die Stadt Wilhelmshaven
und das Land Niedersachsen appelliert, den Krankenhausneubau mit
Hubschrauberdachlandeplatz umzusetzen. Als neue Einsicht bleibt also, dass
der Landeplatz nie fester Bestandteil der Planung war. „Leidtragende sind
die Patienten, die in einer oftmals lebensbedrohlichen Situation ohne
medizinische Notwendigkeit in ein weiteres Transportmittel umgelagert
werden“, schließt Niemann und widerspricht so der Einschätzung des DGUV.
14 May 2021
## AUTOREN
Lukas Door
## TAGS
Neubau
Krankenhäuser
Notfallversorgung
Wilhelmshaven
Niedersachsen
Studiengang Medizin
Hausarzt
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