| # taz.de -- Vor dem EU-Sozialgipfel in Porto: Piketty für höhere Mindestlöhne | |
| > Zum Start des EU-Sozialgipfels plädiert der Starökonom für eine bessere | |
| > Bezahlung im Niedriglohnsektor. Das komme der Wirtschaft zugute. | |
| Bild: Laut Thomas Piketty hilft eine bessere Bezahlung im Niedriglohnsektor der… | |
| Brüssel taz | Zum Start des EU-Sozialgipfels am Freitag in Porto (Portugal) | |
| hat sich der französische Starökonom Thomas Piketty für höhere Mindestlöhne | |
| ausgesprochen. Eine bessere Bezahlung im Niedriglohnsektor schade der | |
| Wirtschaft nicht, sondern komme ihr im Gegenteil zugute. [1][Dies betont | |
| Piketty in einem offenen Brief], der [2][auch von Sebastian Dullien, | |
| Mariana Mazzucato und anderen prominenten Ökonomen unterschrieben wurde]. | |
| Bei dem Gipfeltreffen diskutieren die Staats- und Regierungschefs eine neue | |
| EU-Richtlinie, die für angemessene Mindestlöhne in allen 27 | |
| Mitgliedsländern sorgen soll. [3][Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) | |
| sträubt sich gegen das Vorhaben.] Auch viele andere EU-Staaten haben | |
| Vorbehalte, weil sie um die Tarifautonomie oder um ihre | |
| Wettbewerbsfähigkeit fürchten. | |
| Piketty weist diese Bedenken zurück. „Erstmals in der Geschichte der EU | |
| liegt ein Gesetzentwurf auf dem Tisch, der ausdrücklich darauf abzielt, | |
| nicht nur die Mindestlöhne in Europa deutlich zu erhöhen, sondern auch | |
| nationale Tarifvertragssysteme zu stärken“ schreibt er. Dieser Vorschlag | |
| sei ein Paradigmenwechsel. Es sei noch nicht lange her, dass die | |
| EU-Kommission angemessene Mindestlöhne als Hindernis betrachtete. | |
| Die Erfahrungen Finanz- und Eurokrise hätten jedoch gezeigt, dass eine | |
| Politik des Sparens und der Lohnkürzung die Krise verschärfe. Angemessene | |
| Mindestlöhne – wie in der Richtlinie vorgeschlagen – würden die Löhne von | |
| mehr als 25 Millionen Beschäftigten in der EU verbessern, die derzeit für | |
| einen Mindestlohn arbeiten, argumentieren die Unterzeichner. | |
| ## Portugal unterstützt Forderungen | |
| „Viele von diesen 25 Millionen gehören zu den sogenannten | |
| ‚systemrelevanten‘ Beschäftigten, die dafür gesorgt haben, dass unsere | |
| Gesellschaften während der Coronakrise weiterhin funktionieren.“ Ihnen | |
| stehe nun ein angemessener – also höherer – Lohn zu. „Angemessene | |
| Mindestlöhne und starke Tarifverhandlungen sind nicht nur gut für die | |
| Beschäftigten, sie sind eindeutig auch gut für die Wirtschaft.“ | |
| Die Forderung der Ökonomen wird von der portugiesischen Linksregierung | |
| unterstützt, die derzeit den EU-Ratsvorsitz hat. Bei dem Gipfel in Porto | |
| werden aber keine verbindlichen Beschlüsse erwartet. | |
| Der Kampf gegen Armut und für gute Jobs steht im Mittelpunkt des | |
| EU-Sozialgipfels in Porto am Freitag. Die Staats- und Regierungschefs der | |
| EU, Verbände und Gewerkschaften beraten, wie die 2017 vereinbarte Stärkung | |
| sozialer Rechte umgesetzt werden kann. Am Rande der Beratungen wird es auch | |
| um die Coronapandemie und außenpolitische Themen gehen. Das informelle | |
| Treffen der Staats- und Regierungschefs dauert bis Samstag. Bundeskanzlerin | |
| Angela Merkel reist nicht nach Porto, sondern schaltet sich per Video zu. | |
| 7 May 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.etuc.org/sites/default/files/press-release/file/2021-05/Min%20w… | |
| [2] https://www.boeckler.de/de/pressemitteilungen-2675-eu-sozialgipfel-neue-stu… | |
| [3] /EU-Sozialgipfel-in-Porto/!5770420 | |
| ## AUTOREN | |
| Eric Bonse | |
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