# taz.de -- Dokumentarfilm-Festival: Kunst im Film | |
> Das DOK-Fest München zeigt Filme über Kunst und Filme über Berlin, | |
> darunter den filmischen Essay „Gurbet Is a Home Now“ der Künstlerin Pın… | |
> Öğrenci. | |
Bild: Szene aus „Gurbet Is a Home Now“ / „Gurbet Artik Bir Ev“ (2021, 6… | |
Zu den wenigen Vorteilen, die sich aus der Pandemie ergeben, gehört die | |
Möglichkeit für kinointeressierte Menschen, sich deutschlandweit Filme all | |
jener Festivals ansehen zu können, die gezwungenermaßen momentan nur Online | |
stattfinden können. Dazu gehört auch das [1][DOK.fest München], ein großes, | |
international besetztes Dokumentarfilmfestival, das seinem Publikum in der | |
Zeit vom 5.-23. Mai insgesamt 131 Filme aus 43 Ländern nahebringt. | |
Wer will, findet dabei auch Filme über Berlin, wie etwa „Gurbet Is a Home | |
Now“: ein spannender filmischer Essay der Künstlerin Pınar Öğrenci über | |
Stadtentwicklung und das Leben von türkischen Migrant*innen im | |
heruntergekommenen Kreuzberg der 1980er Jahre, dem sie mithilfe von | |
zeitgenössischen Fotografien, türkischen Gedichten und Interviews auf die | |
Spur kommt. | |
Ein persönliches Interesse von mir sind Filme über Kunst und Künstler, und | |
auch hier hat DOK.fest München einiges zu bieten. Die Regisseurin Corinna | |
Belz kennt man vor allem durch ihren schönen Film über Gerhard Richter, | |
jetzt war sie gemeinsam mit Ko-Regisseur Enrique Sánchez Lansch „In den | |
Uffizien“. In dem berühmten Museum in Florenz mit seiner einmaligen, auf | |
die Medici zurückgehenden Sammlung von Renaissance-Kunst, blicken die | |
beiden auch hinter die Kulissen: die Konzeption neuer Ausstellungen und | |
Diskussionen über die Platzierung einer modernen Skulptur des Künstlers | |
Anthony Gormley sind dabei ebenso zu sehen wie Meetings zur Gestaltung | |
neuer Visitenkarten oder die Arbeit einer Restauratorin an einem durch eine | |
Autobombe zerstörten Gemälde. | |
Doch anders als etwa in den Filmen von Frederick Wiseman, in denen es stets | |
um die Funktionsweise von Institutionen geht, ist „In den Uffizien“ eher | |
ein Streifzug, ein Schlendern durch die Sammlungen. Wenn Schulklassen oder | |
Sponsoren eine Führung gegeben wird, ist dies ein Anlass für die Kamera – | |
mal detailliert genau, mal auch nur im Vorübergehen – auf die Gemälde von | |
Botticelli, Leonardo und Tizian zu blicken – sowie auf die Besucher, die | |
angesichts der großen Kunst entweder ehrfürchtig staunen oder sich in einen | |
Smartphone-Knipsrausch hineinsteigern. Und vor allem findet die Kamera | |
immer wieder den verbindenden Ausblick durch die Fenster: hinaus auf eine | |
Stadt, die diese Sammlungen ermöglicht hat. | |
## Rossellinis Verstrickungen | |
In Italien beginnt auch „The Rossellinis“, schließlich gehörte Roberto | |
Rossellini, der Großmeister des Neorealismus und Großvater von Regisseur | |
Alessandro Rossellini, zu den filmischen Ikonen des Landes. Allerdings | |
führen Allessandros Erkundungen des verzweigten Familienlebens und der | |
Frage, inwiefern es von der überlebensgroßen Figur des berühmten | |
Filmemachers überschattet ist, bald auch in andere geografische Regionen: | |
die Tanten Isabella und Ingrid leben in den USA, der Onkel Roberto in | |
Schweden, alle drei sind sie Kinder der seinerzeit skandalösen Verbindung | |
Roberto Rossellinis mit Ingrid Bergman. | |
Und so verschiedene Wege die Kinder (es gibt insgesamt sieben) und Enkel | |
auch alle gegangen sein mögen: ein Stück weit lastete auf ihnen immer der | |
Druck des berühmten Namens und die starke, reichlich egozentrische | |
Persönlichkeit Roberto Rossellinis, die ihnen zur eigenen Entfaltung wenig | |
Platz ließ. Für den früher lange Zeit drogensüchtigen Allessandro | |
Rossellini ist sein Film deshalb vor allem eine Methode, die eigenen | |
Dämonen auszutreiben: Beschönigt wird hier nichts, Reibungen mit den | |
Verwandten sind dabei nicht immer ausgeschlossen. | |
Alle Filme im Stream unter: [2][www.dokfest-muenchen.de]. | |
6 May 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.dokfest-muenchen.de/ | |
[2] http://www.dokfest-muenchen.de | |
## AUTOREN | |
Lars Penning | |
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