# taz.de -- Heiko Maas im Nahen Osten: Fest an der Seite Israels | |
> Noch bevor ein Waffenstillstand steht, besucht Außenminister Maas Israel | |
> und Palästina. In Israels arabisch-jüdischen Städten herrscht | |
> Friedhofsruhe. | |
Bild: In Trümmern: Heiko Maas am Donnerstag bei einem Besuch in Petach | |
Tel Aviv taz | Bei seinem Besuch im Nahen Osten am Donnerstag hat sich der | |
deutsche Außenminister Heiko Maas erneut auf die Seite Israels gestellt. | |
„Solange es Staaten und Gruppierungen gibt, die Israel immer wieder mit | |
Vernichtung drohen, müsst ihr natürlich in der Lage sein, dieses Land und | |
seine Bewohner zu beschützen“, sagte er in einer gemeinsamen | |
Pressekonferenz mit seinem israelischen Amtskollegen Gabi Aschkenazi. Dazu | |
gehöre auch die Zerstörung von Infrastruktur im Gazastreifen, die für | |
künftige Angriffe auf Israel genutzt werden könnte, erklärte Maas. | |
Gemeinsam mit Aschkenazi besuchte der SPD-Politiker ein Gebäude in der | |
Stadt Petach Tikwa östlich von Tel Aviv, das von einer Rakete getroffen | |
wurde. Für den Abend stand ein Besuch in [1][Ramallah im palästinensischen | |
Westjordanland] auf dem Programm. | |
Vor dem Hintergrund der Eskalation zwischen Israel und der Hamas war am | |
Mittwoch ein viertes Mal innerhalb von nur acht Tagen eine | |
Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats einberufen worden. Auch diese | |
blieb ohne Ergebnis. Eine gemeinsame Erklärung scheiterte laut | |
Medienberichten an den USA, die eine Verurteilung ihres Verbündeten Israels | |
ablehnten. | |
Gleichzeitig häufen sich Berichte über einen möglichen Waffenstillstand ab | |
Freitag, vermittelt vom ägyptischen Geheimdienst und dem UN-Gesandten für | |
den Nahen Osten, Tor Wennesland. Zwar hatte sich Israels Ministerpräsident | |
Benjamin Netanjahu von Druck aus dem Weißen Haus zunächst unbeeindruckt | |
gezeigt. | |
## Ton verschärft | |
US-Präsident Joe Biden hatte am Mittwoch in einem Telefongespräch mit | |
Netanjahu seinen Ton verschärft und „heute eine signifikante Deeskalation | |
in Richtung Waffenstillstand“ gefordert. Doch Netanjahu wird die | |
Forderungen aus Washington, das Israel diplomatische Rückendeckung und | |
militärische Unterstützung in Milliardenhöhe liefert, wohl nicht | |
unbegrenzt ignorieren können. | |
Grund für Netanjahus Festhalten an der Operation in Gaza dürfte sein, dass | |
es in der israelischen Öffentlichkeit heißt, die Erfolge der israelischen | |
Armee seien begrenzt. Zwar sind laut Armeesprecher Arye Shalicar über 120 | |
Kilometer des Tunnelsystems der Hamas, wo Waffen gelagert werden und | |
Hamas-Kämpfer sich verschanzen, zerstört worden. | |
Doch das sei „natürlich keine hundertprozentige Sache“, so Shalicar. Auch | |
viele der Köpfe von Hamas und „Islamischem Dschihad“ sind bei den | |
Luftangriffen nicht getötet worden. Damit hat Israel kein vergleichbares | |
Bild des Sieges wie die Hamas, die bereits am ersten Tag des | |
Raketenbeschusses von Jerusalem und Tel Aviv sich siegreich zeigen konnte. | |
Am Mittwochnachmittag waren derweil erstmals auch Warnsirenen in den | |
israelischen Küstenstädten Haifa und Akko zu hören. Allerdings kamen die | |
Raketen nicht aus dem Gazastreifen, sondern aus dem Libanon. In | |
israelischen Medien hieß es, dass die Hamas schon seit Jahren versuche, ein | |
zweites Terrornetzwerk in einem Flüchtlingslager im Süden des Libanon | |
aufzubauen, und mit einer zweiten Front Israel beunruhigen möchte. Es war | |
bereits das dritte Mal seit vergangener Woche, dass aus Libanon oder Syrien | |
Raketen in Richtung Israel abgefeuert wurden. | |
## Infrastruktur zusammen gebrochen | |
Insgesamt sind mindestens 230 Menschen im Gazastreifen getötet worden, | |
darunter 65 Kinder, in Israel 12 – darunter 2 Minderjährige. Mehr als 4.000 | |
Raketen sind vom Gazastreifen auf israelitsche Gebiet abgefeuert worden. | |
Israel hat Hunderte von Luftangriffen durchgeführt. Die Infrastruktur in | |
Gaza ist in großen Teilen zusammengebrochen. | |
Unterdessen werden [2][Ausschreitungen in Israels | |
jüdisch-arabisch-gemischten Städten] derzeit durch massive Polizeipräsenz | |
und abendliche Ausgangssperren weitgehend verhindert. Doch am Mittwoch | |
erlag ein 17-jähriger palästinensischer Israeli, dem vorige Woche in der | |
arabischen Stadt Umm al-Fahm von der Polizei in den Kopf geschossen wurde, | |
seinen Verletzungen. Er war Medienberichten zufolge an keinen | |
Ausschreitungen beteiligt gewesen. Der Vorfall könnte wieder Öl in die | |
Flammen gießen. | |
20 May 2021 | |
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## AUTOREN | |
Judith Poppe | |
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