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# taz.de -- Steigende Preise in Deutschland: Übertriebene Inflationsangst
> Die Teuerungsrate in Deutschland ist so hoch wie seit zwei Jahren nicht.
> Von einer hohen Inflation kann dennoch keine Rede sein.
Bild: Erdbeeren aus dem Rheingau sind so teuer wie lange nicht
Berlin taz | Ein Gespenst geht mal wieder um – das der Inflation. Und
tatsächlich ist die Teuerungsrate in Deutschland derzeit so hoch wie seit
zwei Jahren nicht. Sie stieg im April auf 2,0 Prozent.
Am Montag folgte dann auch noch diese Meldung: Das Statistische Bundesamt
teilte mit, dass die Preise für pflanzliche Erzeugnisse sich im März um
13,9 Prozent zum Vorjahresmonat erhöht haben. Einer der größten
Preistreiber sei Getreide, das 25,2 Prozent teurer wurde. Aber auch Gemüse
verteuerte sich um 13,9 Prozent, bei Salat lag das Plus gar bei rund 30
Prozent, Obst verteuerte sich um 28,9 Prozent.
Dabei handelt es sich zwar zunächst einmal um Erzeugerpreise. Was an
Erhöhung tatsächlich beim Verbraucher ankommt, ist also noch nicht
ausgemacht. Doch wer in diesen Tagen auf dem Markt war, dem oder der
dürften die hohen Preise für Erdbeeren, Nektarinen und Spargel aufgefallen
sein. „Einen ähnlich starken Anstieg hatte es zuletzt vor zehn Jahren
gegeben“, bestätigt das Statistikamt.
Ein Grund für die höheren Preise sind sicherlich die
Witterungsverhältnisse. Der April und auch die erste Hälfte des Mai waren
so kalt wie seit Jahrzehnten nicht. Ein weiterer Auslöser für die Anstieg
ist nach Angaben der Statistiker auch auf „ein knappes Angebot und eine
vermutlich [1][durch Corona bedingte hohe Nachfrage] zurückzuführen“. In
einigen Regionen wie etwa derzeit in Indien hat die Pandemie erst in diesen
Tagen ihren Höhepunkt erreicht. In den USA liegt die Inflation bereits bei
4,2 Prozent.
Bundesbankchef Jens Weidmann rechnet auch für Deutschland in der zweiten
Hälfte mit einer Teuerungsrate von drei Prozent oder mehr. Schon gibt es
Stimmen, die vor einer davongaloppierenden Inflation warnen. Ist diese
Angst berechtigt?
## Nur Ausgleich
Mitnichten. EZB-Direktionsmitglied Isabel Schnabel warnt im Deutschlandfunk
davor, „diese kurzfristige Entwicklung“ zu verwechseln „mit einem
anhaltenden Anstieg der Inflation“. Und in der Tat: Dass die Rate mit zwei
Prozent derzeit vergleichsweise hoch ist, hängt damit zusammen, dass
[2][die Inflationsrate in den zurückliegenden zwei Jahren extrem niedrig
war.] Im vergangenen Jahr lag sie gerade einmal bei einem halben Prozent.
Hinzu kommen einige Sondereffekte, wie die Senkung der Mehrwertsteuer im
vergangenen Jahr von 7 auf 5 Prozent und die Rücknahme davon zum
Jahreswechsel. Kein Wunder also, dass viele Waren jetzt im Jahresvergleich
teurer geworden sind. Dafür waren sie aber im vergangenen Jahr entsprechend
billiger.
17 May 2021
## LINKS
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## AUTOREN
Felix Lee
## TAGS
Inflation
Preise
Lebensmittel
Rohstoffe
Inflation
Finanzsenator Matthias Kollatz
Schwerpunkt Coronavirus
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