| # taz.de -- Sängerin Sharon Brauner im Interview: „Ich will, dass die Leute … | |
| > Sharon Brauner bringt Überlebende zum Weinen, wenn sie jiddische Lieder | |
| > singt. Die gehören zu diesem Land und seiner Geschichte, sagt die | |
| > Berlinerin. | |
| Bild: Sharon Brauner, Urberlinerin, Sängerin, Schauspielerin. Und ihr Hund Bol… | |
| taz: Frau Brauner, im Tipi wird im August, wenn die Pandemie es will, die | |
| neue Show des Capital Dance Orchestra, bei dem Sie Sängerin sind, Premiere | |
| feiern. | |
| Sharon Brauner: Ist ja erst der dritte Anlauf. Aber wir hatten zum Glück in | |
| einer kurzen Coronapause im vergangenen Jahr eine Vorpremiere mit | |
| Plexiglaswänden zwischen den Musikerinnen und Musikern. Und wir Sängerinnen | |
| hatten Spuckschutz am Mikrofon. Sah aber eigentlich ganz gut aus, irgendwie | |
| stylish. | |
| Der Titel der Revue ist „Berlin, du coole Sau“. Wird Berlin je wieder zu | |
| einer coolen Sau werden? | |
| Ach, war Berlin kurz vor der Pandemie denn noch eine coole Sau? Ist der | |
| Zenit nicht überschritten? Aber das darf man nicht sagen als Berlinerin, | |
| oder? | |
| Doch, man darf. | |
| Das war auch nur ein Witz, ich sag natürlich alles, was ich will: Mich | |
| nervt die Stadt aus vielen Gründen, z. B. dass hier ständig irgendeine Demo | |
| stattfindet, die eh nichts bringt außer Verkehrschaos, Lärm und Müll. Dass | |
| der Hubschrauber über uns kreist. Ich will den Tiergarten zurück, in dem | |
| ich im Gebüsch aus Versehen ein Paar beim Liebesakt überrasche. Stattdessen | |
| ständig wütende aufgehetzte Massen. Ich bin Urberlinerin, ich hätte nie | |
| gedacht, dass ich mal übers Rausziehen nachdenken würde … | |
| So schlimm? | |
| Ja. Aber natürlich ist Berlin im Vergleich zu anderen deutschen Städten | |
| ziemlich cool. Gut, im Moment darf man ja nirgendwohin, aber Berlin wird | |
| schon wieder. Ist ja groß genug, da ist noch Potenzial. Und von den Leuten, | |
| die hierher gekommen sind, weil es so cool war, denen es dann aber zu laut | |
| wurde, als sich ihre Lebensumstände änderten … | |
| Sie meinen die Schwaben im Prenzlauer Berg. | |
| Ich meine niemanden ausdrücklich, ich will auch nicht politisch werden. | |
| Aber von denen ziehen vielleicht ja auch wieder welche weg. | |
| In der Show singen Sie Songs wie „Bei mir bist du schön“ aus den 20ern, �… | |
| Asche, zu Staub“ aus „Berlin Babylon“, die die 20er nachempfinden, aber | |
| auch „Dickes B“, die Berlin-Hymne von Seeed. | |
| Ja, wir machen eine Zeitreise. | |
| In die gute alte Zeit? | |
| Ob die so viel besser war? Wie wahrscheinlich alle würde ich mich gern mal | |
| in die 20er Jahre versetzen lassen, die sind von uns aus gesehen am | |
| coolsten. Aber gerade als Sängerin oder Tänzerin hatte man dort vermutlich | |
| nicht das tollste Leben. Da ist man verschwitzt nach dem Auftritt noch um | |
| die Häuser gezogen, hat sich einen kleinen Schnuppen geholt – und ist zwei | |
| Wochen später gestorben. Das war nicht so lustig, das Leben vor Penicillin. | |
| Ich wäre vermutlich längst tot gewesen. | |
| In dem Programm wird musikalisch eine Linie gezogen von den 20er Jahren bis | |
| ins Heute. Haben diese Epochen wirklich Parallelen? | |
| Ich glaube schon, dass die 20er viel gemeinsam haben mit den 90er Jahren, | |
| mit der Love Parade. Das Unbekümmerte, der Partywille, das Neue, Hauptsache | |
| Nächte durchfeiern, die Unisex-Klos. Es ging vor allem darum, Spaß zu | |
| haben. | |
| Waren Sie bei der Love Parade? | |
| Nein, da hab ich immer einen großen Bogen drum gemacht. Die Drogen waren | |
| nicht meins, die Musik sowieso gar nicht. Ich hab das nicht gefühlt, das | |
| war Musik ohne Soul, ohne Unterleib. Nee, ich bin in den 70ern und 80ern | |
| hängen geblieben, als es noch Lieder gab und Leute mit einer Geschichte, | |
| die die gesungen haben, nicht nur DJs. Berlin mit der Mauer drum herum … | |
| Westberlin. | |
| Für mich gab es ja kein anderes. Dieses Umzäunte gab Berlin die gemütliche | |
| Überschaubarkeit einer Kleingartenkolonie, aber trotzdem hatte es den | |
| Charme einer Weltstadt. David Bowie war hier. Und im KadeWe gab es die | |
| große weite Welt. Die Mauer hat uns gut beschützt. (Wie auf Bestellung | |
| klingelt das Handy.) Oh, das ist mein Papa. Da muss ich ran. | |
| Entschuldigung. (Kurzes, liebevolles Hin und Her. Sharon soll ihm zwei rote | |
| Paprika mitbringen.) | |
| Wie alt ist Ihr Vater? | |
| Er wird bald 98. Und jeden Tag kommt der Anruf: Wo bist du? Was machst du? | |
| Und dann gibt es eine Order. Ein paar Tomaten oder Zitronen. Ich liebe es. | |
| Stimmt es, dass er zu allen Ihren Auftritten kommt? | |
| Ja, immer noch. Letzten Herbst waren wir in Erfurt, in diesem alten Bahnhof | |
| von Clueso, da hat sich mein Vater in der Chillout-Zone auf eine Bank | |
| gelegt und hatte eine gute Zeit. | |
| Sie sprechen nicht Jiddisch mit ihm? | |
| Nein, leider nicht. Ich habe es als Kind nicht gelernt. Meine Mutter sprach | |
| kein Jiddisch, weil meine Oma eine blonde, sehr deutsche, sehr assimilierte | |
| Berlinerin war, für die Jiddisch die Sprache aus dem Scheunenviertel war, | |
| wo die polnischen Einwanderer lebten, die Rückständigen. Und mein Vater hat | |
| nur mit seinen Geschwistern und seinen Freunden, mit denen er Karten | |
| spielte, Jiddisch gesprochen. Deswegen kann ich es nicht sprechen, aber | |
| verstehen und singen. | |
| Leider abgesagt wurde Ihr neues Programm mit Karsten Troyke „Berlin-Yiddish | |
| – Yiddish Berlin“, das Ende Juni in der Bar jeder Vernunft Premiere haben | |
| sollte. Wieder wollten Sie jiddische Lieder singen. | |
| Ich muss. Weil es eine Sprache ist, die immer leiser wird. Auch die | |
| Karten-Kumpels meines Vaters wurden immer weniger. Mit jedem, der verstarb, | |
| war es eine Stimme weniger – und eine auf dem Arm eintätowierte Nummer | |
| weniger, die eine Geschichte erzählen konnte. | |
| Wussten Sie als Kind, was die Nummern bedeuten? | |
| Irgendwann wusste ich, dass die Freunde meines Vaters in Auschwitz oder | |
| anderen Lagern waren. Daraus wurde nie ein Geheimnis gemacht, das war Teil | |
| meines Aufwachsens, auch wenn meine Eltern nicht im KZ waren. Gott sei Dank | |
| nicht, sie hatten es geschafft, immer gerade weg zu sein, wenn die Nazis | |
| kamen. Der Großteil meiner Familie hat überlebt, deshalb konnten sie | |
| überhaupt in Deutschland leben – ohne Angst und Hass auf die Täter. | |
| Dadurch, dass sie dieses Glück hatten, konnten sie auch mit der | |
| Vergangenheit anders umgehen, etwas unbeschwerter als andere Überlebende | |
| hier – und auch offener als die deutsche Öffentlichkeit. Erst später, als | |
| ich schon etwas älter war, hab ich mich für die Biografien der anderen | |
| Überlebenden um uns herum interessiert, die weniger Glück hatten als meine | |
| verhältnismäßig große Familie. Ganz wundervolle Menschen wie dieser Mann, | |
| der sich im Krieg auf dem Friedhof Weißensee versteckt hatte. Aber diese | |
| Stimmen verschwinden, das Jiddische stirbt auch aus, weil es nach dem Krieg | |
| als Sprache der Opfer galt. Stattdessen feierten die Zionisten die neue | |
| Sprache und das neue Land. Viele wollten vergessen, nicht nur die Täter, | |
| auch die Opfer. Und dann kam die zweite Generation, Menschen wie ich, die | |
| die Fackel der Erinnerung überreicht bekommen und weitertragen müssen. | |
| Es ist ein Muss, eine Verpflichtung? | |
| So hab ich das empfunden. Zum 70. Geburtstag meines Vaters habe ich ein | |
| jiddisches Lied gesungen – und da hat er geweint. Aber das war kein | |
| trauriges Weinen, eher ein glückliches Weinen, wenn es so etwas gibt. | |
| Eigentlich singe ich diese Lieder nur für ihn. Weil er sagt: Das hält ihn | |
| am Leben, wenn ich singe. | |
| Ist das anders, wenn Sie vor einem nichtjüdischen Publikum singen? | |
| Ja, vor allem am Anfang hat sich das nicht gut angefühlt. Wenn ich im | |
| Nachtsalon der Bar jeder Vernunft zwischen den Jazz-Standards mal ein | |
| jiddisches Lied gesungen habe, dann wurde es immer ganz still und | |
| beklommen. | |
| Klingt wie ein Ablasshandel. | |
| Ja, irgendso ein Scheiß jedenfalls. Ich fand das so durchschaubar. | |
| Mittlerweile sehe ich das entspannter als früher. Ich habe gelernt, dass | |
| auch Menschen ohne diese Vergangenheit diese Musik ehrlich empfinden können | |
| – aber ich spüre immer noch sehr genau, wenn die Empathie nur aufgesetzt | |
| ist. Da entwickelt man auf Kleinkunstbühnen eine erstaunliche | |
| Menschenkenntnis. | |
| Wie finden Sie die Lieder? Ist das auch eine archäologische Arbeit? | |
| Mein Vater hat mir Lieder vorgesungen, auch mein Onkel … | |
| Artur Brauner, der berühmte Filmproduzent. | |
| Ja, er wollte auch mal mit mir singen, also haben wir Ende der Neunziger | |
| zusammen ein Konzert in der Bar jeder Vernunft gegeben. Er hat schief und | |
| krumm gesungen, aber so aus dem Herzen raus. Beeindruckend. (Das Handy | |
| klingelt wieder.) Meine Mama. Tut mir leid, ich muss da ran. – Mama, ich | |
| bin mitten in einem Interview, ich liebe dich und ruf dich später an. Okay, | |
| tschüss. – Wo waren wir? | |
| Woher die Lieder kommen. | |
| Ach ja. Das ist vor allem Familiengut. Die werden weitergegeben wie die | |
| Witze. Sogar meine Oma, die immer gehasst hat, dass ich jiddische Lieder | |
| singe, die meinte, es gäbe doch so schöne deutsche und französische Lieder, | |
| sogar sie hat einmal nachts von einem jüdischen Lied geträumt, das eine | |
| Köchin ihrer Familie früher immer gesungen hat, und hat es mir dann | |
| vorgesungen. Wir gehen auch in Archive, Karsten Troyke ist selber ein | |
| wandelndes Archiv. | |
| Empfinden Sie die Pflicht, diese Tradition zu bewahren, auch mal als Last? | |
| (Denkt eine Weile nach.) Ich habe jetzt wirklich gesucht, ob ich einen | |
| kritischen Aspekt finde. Aber: Nein, es ist mir eher eine Ehre, dass ich | |
| das machen darf, dass ich vor so vielen Überlebenden singen durfte. Wären | |
| die nicht gewesen, wäre es vielleicht eine Last geworden. Oder wenn ich | |
| mich auf die Zeit von 33 bis 45 beschränken würde, wenn ich nur Lieder aus | |
| Theresienstadt singen würde. Aber da gibt es so viel mehr. Ich will nicht, | |
| dass die Leute weinen. Das wäre auch zu leicht. Ich will, dass sie lachen! | |
| Allerdings haben mir schon häufig Leute nach dem Konzert gesagt, dass sie | |
| aus Glück geweint haben. | |
| Wie sehr ist so ein Konzert, bei dem im Publikum auch Überlebende sitzen, | |
| eine Therapiesitzung? | |
| Wenn es gut läuft, wenn da viel zurückkommt, dann ist es Therapie, Genuss | |
| und Erfüllung. Ich will schon, dass auch klar wird: Hitler hat nicht | |
| geschafft, was er sich vorgenommen hatte. Ich will die Menschen nicht | |
| allein lassen mit einer Traurigkeit und am Ausgang noch Antidepressiva | |
| verteilen müssen, sondern immer ein Licht am Ende des Tunnels zeigen. | |
| Die Überlebenden werden immer weniger … | |
| Das ist das eigentlich Dramatische. Kann auch sein, dass ich dann aufhöre. | |
| Es fehlen jetzt schon so viele Menschen, die mich jahrelang begleitet | |
| haben. Mein Onkel ist in den Jahren vor seinem Tod zu jeder Premiere | |
| gekommen, genauso wie die Freunde meines Vaters. Heute kommen eher deren | |
| Kinder. Oder israelische Expats, deren Großeltern hier aufgewachsen sind, | |
| die aber verpasst haben, diese rechtzeitig nach dieser Zeit zu fragen. Es | |
| gibt einen Generationenwechsel im Publikum. Wahrscheinlich muss ich für die | |
| weitermachen. | |
| Haben Sie mitunter den Eindruck, dass die Künstlerin Sharon Brauner hinter | |
| dieser Aufgabe verschwinden könnte? | |
| Die Frage habe ich mir noch nie gestellt. Ob ich als Künstlerin nicht | |
| wahrgenommen werde, weil meine Kunst im Dienst einer höheren Sache steht? | |
| Das mag ich gar nicht beurteilen. Vielleicht ist mein glückliches Ego als | |
| Künstlerin und Mensch so gesund, dass ich gar keine Löcher spüre, dass mir | |
| nichts fehlt in meinem Dasein, dass ich mich nicht frage: Wo bleibe ich da? | |
| Das sind ja auch nicht nur die Lieder, das ist ja auch meine Stimme, die | |
| die Menschen dann berührt hat. Nein, ich fühle mich nicht an die Wand | |
| gedrückt von den Liedern oder von der gewaltigen Aufgabe. | |
| Absurd ist ja auch, dass diese Kultur in Deutschland wie etwas Exotisches | |
| behandelt wird … | |
| Dabei ist diese Kultur auch deutsch und gehört zu diesem Land und seiner | |
| Geschichte. Und ich habe mich auch nie als Exotin gesehen. Aber manchmal | |
| habe ich als Kind gespürt: Oje, der Erwachsene mir gegenüber hat als junger | |
| Mensch in der Schule noch gelernt, dass das Jüdische das Böse, der Feind | |
| war – das war zu meiner Kindheit noch in vielen Menschen drin. | |
| Sie haben sich fremd gefühlt? | |
| Nein, das nie – nicht in dieser Stadt. Aber ich bin auch niemand, der mit | |
| einem jüdischen Blick durch die Welt geht. Ich sehe mich erst einmal als | |
| Erdenbürgerin, Berlinerin, Sängerin, Ehefrau, Tochter, Mutter – und dann | |
| noch nicht einmal als Jüdin, sondern eher: aus einer jüdischen Familie | |
| stammend. Klar gibt es immer wieder Leute, die dich darauf reduzieren | |
| wollen. Wenn dich ein Honk fragt: Was macht ihr denn da in Israel? Aber das | |
| buche ich nicht mal als Antisemitismus ab, da sage ich mir dann: Halt dich | |
| fern von Dummheit, steh auf und geh, schnell und weit! | |
| Sie mussten sich schon sehr früh mit der Geschichte beschäftigen. Als | |
| 12-Jährige spielten Sie – nach mehreren Rollen in Filmen Ihres Onkels – in | |
| dem Film „Blutiger Schnee“ ein jüdisches Mädchen, das während des Zweiten | |
| Weltkriegs in Polen vor den Nazis fliehen muss. Ihr Onkel Artur hatte | |
| produziert, die Geschichte beruhte auf den Erinnerungen seiner Frau Maria. | |
| War Ihnen damals klar, dass Sie stellvertretend die Geschichte Ihrer | |
| Familie noch einmal durchspielen? | |
| Ich hatte jedenfalls noch lange Albträume, in denen ich im Wald verfolgt | |
| werde von irgendwelchen Männern in Uniformen. Ja, das war mir klar. Ich | |
| habe ja schon als Dreijährige in einem Film mitgespielt, in dem ich weinen | |
| sollte, weil ich von meiner Filmmutter getrennt werden sollte. Und meine | |
| Eltern, die immer dabei waren, waren da sehr offen: Du sollst weinen, weil | |
| jetzt die Nazis kommen und dich deiner Mama wegnehmen. Also: Ich wusste | |
| immer, worum es geht. | |
| Waren diese Rollen eine Möglichkeit für Sie, sich der Generation Ihrer | |
| Eltern näher zu fühlen? Oder haben Sie das damals eher als Belastung | |
| empfunden? | |
| Nein, das war keine Belastung für mich. Ja, es gab sehr viel Traurigkeit, | |
| die ist immer mitgeschwungen. Wenn ich allein an meinen Opa, den Vater | |
| meiner Mutter, denke. Er ist sehr früh an einem Nierenschaden gestorben, | |
| weil er von Nazis verprügelt worden war. Aber eigentlich ist er an | |
| gebrochenem Herzen gestorben, weil er im Gegensatz zu meinen Eltern fast | |
| seine ganze Familie verloren hatte. Das war ein sehr warmer, aber auch | |
| unglaublich trauriger Mensch. | |
| Hat Sie das nicht belastet als Kind? | |
| Meine Eltern haben diese Traurigkeit nie so auf mich übertragen, deshalb | |
| habe ich das nicht als Belastung empfunden. Aber die Verantwortung, die | |
| Geschichte zu kennen und jederzeit dafür einzustehen, die spüre ich schon. | |
| Erst letztens hat mir wieder einer erzählen wollen, Auschwitz wäre nicht | |
| passiert, so jemand kriegt dann doch ordentlich Kontra. Aber meine Eltern | |
| haben nicht überlebt, damit ich depressiv und traurig bin, sondern damit es | |
| weitergeht, damit ich und meine Geschwister glücklich sein können. Das ist | |
| unsere Verantwortung: glücklich zu sein und das Beste aus unserem Leben zu | |
| machen. | |
| Wie war das in der Pubertät? Konnten Sie überhaupt rebellisch sein, sich | |
| mit Ihren Eltern streiten? | |
| Nein, rebellisch war ich tatsächlich nie. Ich war nie gegen meine Eltern | |
| und habe mich nie abgelöst. Warum auch? Die sogenannte zweite Generation | |
| hat im Gegenteil das Gefühl, sie müsste die eigenen Eltern beschützen. | |
| Meine Mutter war ein kleines Kind, als sie vor den Nazis flüchten musste, | |
| weil sie umgebracht werden sollte. Da denkt man immer nur: Meine Eltern | |
| sollen vor allem leben und glücklich sein. Das ist das Wichtigste: ein | |
| bisschen Glück und ganz viel Liebe. | |
| 16 May 2021 | |
| ## AUTOREN | |
| Thomas Winkler | |
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