# taz.de -- US-Truppenabzug aus Afghanistan: Abzug zum 9/11-Jahrestag | |
> Nicht zum 1. Mai, sondern bis zum 11. September will US-Präsident Joe | |
> Biden alle US-Truppen aus Afghanistan abziehen. Auch Großbritannien zieht | |
> mit. | |
Bild: US-Soldaten in Afghanistan, hier 2011. Bis zum 11. September sollen sie a… | |
WASHINGTON afp/rtr | US-Präsident Joe Biden will spätestens bis zum 11. | |
September alle US-Truppen aus Afghanistan [1][vollständig abziehen] – rund | |
viereinhalb Monate später als von seinem Vorgänger Donald Trump angestrebt. | |
Ein US-Regierungsvertreter nannte am Dienstag den 20. Jahrestag der | |
Terroranschläge vom 11. September 2001 als Schlusspunkt des Abzugs. Trump | |
hatte den radikalislamischen Taliban einen Truppenabzug bereits zum 1. Mai | |
in Aussicht gestellt. | |
Der Regierungsmitarbeiter sagte nun, ein geordneter Abzug der in | |
Afghanistan verbliebenen US-Soldaten werde noch vor dem 1. Mai eingeleitet. | |
Vor dem 11. September solle der Abzug abgeschlossen sein. Das Vorgehen | |
werde mit den Nato-Partnern „koordiniert“. | |
Es gebe „keine Bedingungen“ für den Abzug, sagte der Regierungsvertreter | |
weiter. Einen Abzug an Voraussetzungen zu knüpfen, wie es in der | |
Vergangenheit getan worden sei, würde letztlich dazu führen, dass die USA | |
„für immer“ in Afghanistan bleiben würden. | |
Auch Großbritannien plant einem Medienbericht zufolge einen Abzug seiner | |
Truppen aus Afghanistan bis zum 11. September. Nahezu alle etwa 750 | |
britischen Soldaten sollen aus dem Land zurück nach Hause beordert werden, | |
meldete die Times am Dienstag. Ohne Unterstützung der USA würden sie sich | |
in Afghanistan schwertun, da sie auf amerikanische Stützpunkte und | |
Infrastruktur angewiesen seien. | |
## Taliban drohen | |
Biden hatte schon in seiner Zeit als Vizepräsident von Barack Obama (2009 | |
bis 2017) vor zu ehrgeizigen Zielen in Afghanistan gewarnt. Der neue | |
Präsident will am Mittwoch eine Rede zum geplanten Truppenabzug halten. | |
Die Trump-Regierung hatte im Februar 2020 in Doha ein Abkommen mit den | |
Taliban geschlossen, um den längsten Krieg der US-Geschichte zu beenden. | |
Die USA sagten den Islamisten darin einen Truppenabzug bis zum 1. Mai zu. | |
Voraussetzung waren belastbare Sicherheitsgarantien der Taliban, etwa ein | |
Abbruch der Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Qaida, sowie | |
Friedensgespräche mit der afghanischen Regierung. Die Taliban stellten | |
zudem ihre Angriffe auf westliche Soldaten ein. | |
Die Taliban haben jedoch neue Attacken auf die westlichen Truppen | |
angedroht, sollte das Abzugsdatum 1. Mai nicht eingehalten werden. Der | |
US-Regierungsvertreter warnte nun aber, den Taliban sei unmissverständlich | |
klar gemacht worden, dass jeder Angriff auf Truppen der USA oder | |
verbündeter Staaten eine „harte“ Antwort nach sich ziehen werde. | |
Die USA waren nach den Anschlägen vom 11. September 2001 in Afghanistan | |
einmarschiert. Zwischenzeitlich waren rund 100.000 US-Soldaten am | |
Hindukusch im Einsatz. Derzeit sind es nach offiziellen Angaben noch rund | |
2.500 US-Soldaten. Die Bundeswehr beteiligt sich mit etwa 1.100 Soldatinnen | |
und Soldaten am Nato-geführten Einsatz in dem Bürgerkriegsland. | |
## Boykott von Friedensgesprächen | |
Viele Beobachter fürchten neues Chaos in Afghanistan nach einem Abzug der | |
westlichen Truppen. Die [2][Friedensgespräche] zwischen der Regierung in | |
Kabul und den Taliban haben bisher nicht zum Erfolg geführt. | |
Die Türkei kündigte am Dienstag Friedensgespräche für Afghanistan an, die | |
vom 24. April bis 4. Mai in Istanbul stattfinden sollen. Die Konferenz | |
solle die innerafghanischen Verhandlungen „beschleunigen und ergänzen“, | |
teilte das türkische Außenministerium mit. Ziel sei eine „gerechte und | |
dauerhafte politische Lösung“ für Afghanistan. | |
Die Taliban wollen das Treffen in Istanbul jedoch boykottieren. „Bis nicht | |
alle ausländischen Truppen vollständig aus unserer Heimat abgezogen sind, | |
sind wir nicht bereit, an irgendeiner Konferenz teilzunehmen, bei der | |
Entscheidungen über Afghanistan getroffen werden sollen“, erklärte der | |
Talibansprecher Mohammad Naeem am Dienstag im Onlinedienst Twitter. | |
Die US-Geheimdienste warnten zuletzt in einem Bericht, die Aussichten auf | |
ein Friedensabkommen innerhalb eines Jahres seien „gering“. „Die Taliban | |
dürften weitere Gewinne auf dem Schlachtfeld erzielen, und die afghanische | |
Regierung wird Schwierigkeiten haben, die Taliban in Schach zu halten, wenn | |
die Koalition (das westliche Militärbündnis) Unterstützung entzieht.“ | |
Die Taliban seien „zuversichtlich“, dass sie einen „militärischen Sieg“ | |
erringen könnten, heißt es in dem US-Bericht zur weltweiten Bedrohungslage. | |
Die afghanischen Streitkräfte würden immer wieder militärische Rückschläge | |
erleiden. | |
14 Apr 2021 | |
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