# taz.de -- Trend verstetigt sich: Mehr Impfungen, weniger Infektionen | |
> Nicht nur Geimpfte und Genesene haben bald mehr Freiheiten. Durch | |
> sinkende Corona-Inzidenzen könnten auch für alle anderen Lockerungen | |
> kommen. | |
Bild: Gleich gibt es Astrazeneca: 250 Dosen verimpft eine Ärztin in einem Pfor… | |
BERLIN taz | Wenn Bundestag und Bundesrat zum Wochenende mehr Freiheiten | |
für Coronagenesene und vollständig Geimpfte beschließen, profitiert davon | |
zunächst nur ein kleiner Teil der Bevölkerung: Zweimal geimpft sind bisher | |
gut sieben Millionen Menschen, und die Zahl derjenigen, die im letzten | |
halben Jahr einen positiven PCR-Test hatten, liegt bei 2,3 Millionen. Doch | |
auch für andere sind Lockerungen absehbar. | |
Denn zum einen steigt die Zahl der Impfungen derzeit stark an: In den | |
letzten Tagen wurden im Schnitt rund 670.000 Impfungen pro Tag verabreicht, | |
das sind 25 Prozent mehr als noch in der Vorwoche. Derzeit entfällt der | |
Großteil davon auf Erstimpfungen, doch das wird sich in der zweiten | |
Maihälfte ändern. Zum anderen dürfte aber auch die sinkende Inzidenz, also | |
die gemeldeten Coronafälle pro 100.000 Einwohner*innen innerhalb einer | |
Woche, vielerorts zu Lockerungen unabhängig vom Impfstatus führen. | |
[1][Denn bei den gemeldeten Neuinfektionen hat sich der Rückgang der | |
Zahlen, der vor gut einer Woche erstmals zu beobachten war] inzwischen zu | |
einem klaren Trend verstetigt: Der 7-Tage-Mittelwert sinkt jetzt seit neun | |
Tagen kontinuierlich. Am Donnerstag lag er mit rund 16.600 Fällen pro Tag | |
knapp 17 Prozent niedriger als eine Woche zuvor. | |
Zu diesem Rückgang dürften zum einen die Impfungen beigetragen haben, die | |
schon nach der ersten Dosis das Infektionsrisiko deutlich senken. Zum | |
anderen haben viele Schulen nach den Osterferien wieder auf | |
Distanzunterricht umgestellt. Und auch das Wetter, das mehr Aktivitäten im | |
Freien erlaubt, dürfte einen Beitrag geleistet haben. | |
## Schleswig-Holstein will Badeorte öffnen | |
Die sogenannte Notbremse, die bundesweit verbindliche Beschränkungen wie | |
nächtliche Ausgangssperren ab einer lokalen Inzidenz von 100 vorsieht, | |
dürfte dagegen allenfalls indirekt wirken, indem sie die dramatische Lage | |
im April stärker ins Bewusstsein gerückt hat. Die faktischen | |
Beschränkungen, die vor gut einer Woche in Kraft getreten sind, können sich | |
dagegen wegen der Inkubationszeit der Infektion und der Meldedauer noch | |
nicht stark in den Zahlen niederschlagen. | |
Durch die sinkenden Zahlen liegt die 7-Tage-Inzidenz mittlerweile in 140 | |
der 412 Landkreise und kreisfreien Städte unter 100; Mitte April waren es | |
nur 51. In weiteren 67 Kreisen liegt sie zwischen 100 und 120, sodass der | |
Grenzwert zumindest in Sichtweite ist. Sobald eine Region an fünf Tagen in | |
Folge unter 100 liegt, greift die Notbremse nicht mehr und Lockerungen sind | |
möglich. Dies betrifft vor allem die Öffnung der Geschäfte. | |
Einige Bundesländer planen zudem bereits eine Öffnung von Außengastronomie | |
und bestimmten Formen des Tourismus. So will Schleswig-Holstein schon von | |
diesem Wochenende an einzelne Ostsee-Orte wieder für Urlauber öffnen. In | |
Bayern sollen Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze in Kreisen mit | |
einer stabilen 7-Tage-Inzidenz von unter 100 ab 21. Mai öffnen dürfen. Auch | |
Brandenburg plant ab Pfingsten Lockerungen. | |
## Coronazahlen dennoch hoch | |
Diese Strategie ist allerdings nicht ohne Risiko, denn durch vermehrte | |
Kontakte könnte der aktuelle Rückgang der Infektionszahlen wieder gestoppt | |
werden. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief die Bundesländer im ZDF | |
dazu auf, vorrangig Aktivitäten im Außenbereich zu öffnen. Man dürfe keine | |
Umkehr bei der Entwicklung der Infektionszahlen riskieren, sagte er. | |
Denn trotz der gesunkenen Zahlen liegen die Werte in Deutschland weiterhin | |
auf einem hohen Niveau. Länder wie Portugal oder Großbritannien hatte ihre | |
strengen Lockdowns erst bei einer Inzidenz von 30 teilweise aufgehoben. Und | |
auf den Intensivstationen ist die Lage in Deutschland weiter sehr | |
angespannt. | |
Zwar ist die Zahl der dort behandelten Corona-Patient*innen nach einem | |
langen Anstieg zuletzt leicht gesunken. Mit rund 4.800 ist sie aber immer | |
noch nicht weit entfernt vom Höchstwert im Januar, der bei knapp 5.800 lag. | |
Und obwohl die am stärksten gefährdete Risikogruppe der Über-80-Jährigen | |
inzwischen zum Großteil geimpft ist, starben in der letzten Woche im | |
Schnitt noch 230 Menschen pro Tag im Zusammenhang mit Corona. | |
6 May 2021 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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