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# taz.de -- Daten aus Hamburger Testzentren: Lückenhafte Weitergabe
> Von den Testzentren geben weniger als die Hälfte ihre Daten an die
> Behörden weiter. Der Hamburger Senat weiß also nicht, wo wie oft getestet
> wird.
Bild: Kommt da noch jemand? In welchem Stadtteil welche Nachfrage ist, weiß ke…
Hamburg taz | Testzentren gibt es inzwischen an fast jeder Ecke der Stadt.
Mit Mund- oder Rachenabstrich, in Containern, Apotheken oder
umfunktionierten Büroräumen – fast jede:r hat momentan die Möglichkeit,
sich kostenfrei in einem der mehr als 250 existierenden Testzentren testen
zu lassen.
Diese Entwicklung der Infrastruktur wirkt im jetzigen Pandemiestadium
eigentlich fortschrittlich und bequem. Problematisch ist jedoch, dass die –
anonymisierten – Daten, die in den diversen Schnelltestzentren entstehen,
kaum publik gemacht werden. Dem Senat lagen Ende April nur Daten von 120
Testzentren vor. Von den weiteren gut 130 Zentren ist unbekannt, wie viele
Tests in Anspruch genommen oder durchgeführt werden.
Dabei steigt die Anzahl der Schnelltestzentren kontinuierlich. Der Senat
berichtet, dass sich aktuell weitere 86 Zentren im Aufbau befinden. Fällt
ein Schnelltest in einem Testzentrum positiv aus, wird im Anschluss ein
PCR-Test gemacht, dessen Ergebnis, falls positiv, dem Gesundheitsamt
gemeldet wird. Wie viele Schnelltests jedoch durchgeführt werden und wie
viele davon negativ ausfallen, wird von der Mehrheit der Zentren nicht
bekannt gegeben.
Momentan ist also nicht nachvollziehbar, in welchen Stadtteilen wie viel
getestet wird. Dies geht aus der Antwort auf eine kleine Anfrage des
sozialpolitischen Sprechers der CDU-Fraktion, Andreas Grutzeck, hervor.
Grutzeck hatte die Anfrage gestellt, da er sich über die nicht
veröffentlichten Resultate der immer mehr werdenden Schnelltestzentren
gewundert hatte. Der Senat hatte zwar schon vor mehreren Wochen
angekündigt, ein offizielles „Schnelltest-Monitoring“ einzuführen, dies
aber bislang nicht umfangreich umgesetzt. „Das zeigt, dass der Senat keinen
Überblick über die Testzentren hat. In den Zentren wird auf Teufel komm
raus getestet, aber es fehlt ein Konzept, eine Struktur, um die Daten der
Schnelltests darzustellen und zu sammeln“, sagt Grutzeck.
Der Senat schreibt in seiner Antwort auf die CDU-Anfrage, dass keine
detaillierte Auswertung zum Nutzungsverhalten stattfinde, und berichtet
lediglich von einem zahlenmäßigen Anstieg der erfolgten Tests. Ob oder wann
zukünftig mehr Schnelltestzentren ihre Daten an die Behörden übermitteln,
wie es ein „Monitoring“ vorsehen würde, ist unklar. Und damit auch, wie
viel in den verschiedenen Stadtteilen Hamburgs aktuell und zukünftig
getestet wird.
Eine weitere auffällige Aussage des Senats betrifft die Subventionierung
des Angebots von Schnelltests in Hamburg. Dazu heißt es, dass die
zuständige Behörde die Beauftragung der Teststellen durch ein
Open-House-Verfahren vergibt, also ein offenes Zulassungsverfahren.
Dadurch komme keinem Unternehmen ein Wettbewerbsvorteil zu, so die Idee.
Eine Subventionierung einzelner Betreiber, etwa in strukturschwachen
Stadtteilen, ist so allerdings auch nicht möglich. Die Sozialbehörde geht
davon aus, dass sich der Anbietermarkt auf diese Weise selbst reguliere.
Bisher wenig versorgte Standorte seien für neue Anbieter von sich aus
attraktiv.
Gegen diese Annahme spricht allerdings die aktuell schwach ausgeprägte
Testinfrastruktur im Stadtteil Veddel. Dort betreibt das
Kupfer-Unternehmen Aurubis ein mobiles Testzentrum in einem alten Reisebus
und testet nicht nur im Werk, sondern inzwischen auch im Stadtteil. Soziale
Einrichtungen hatten das Unternehmen mehrfach in dem Vorhaben bestärkt, da
der Bedarf an Tests sehr hoch, aber die Infrastruktur noch kaum vorhanden
ist.
6 May 2021
## AUTOREN
Emmy Thume
## TAGS
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