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# taz.de -- Chaos im Deutschen Fußball-Bund: Da läuft nichts mehr
> Dass der DFB am Ende ist, liegt nicht nur am aktuellen Präsidenten.
> Gravierender ist das Totalversagen als in die Gesellschaft wirkende
> Institution.
Bild: Nicht die einzigen Gründe für das Versagen des DFB: DFB-Präsident Frit…
Über die SPD wird gelacht, aus den Kirchen tritt man aus, und die Union
schrumpft sich Richtung 20-Prozent-Marke zurecht. Jetzt zerlegt sich also
auch noch der Deutsche Fußball-Bund. Wie es aussieht, bleibt nicht viel
übrig von den großen Konstanten, die die BRD über Jahrzehnte geprägt haben.
Klar, es wird weiter gewählt und wahrscheinlich noch viel gebetet in diesem
Land. Es wird auch weiter Fußball gespielt – aber mit diesem Verband? Man
möchte es diesem wunderbaren Sport nicht wünschen.
[1][Dessen Basisvertreter hatten sich am Wochenende in Potsdam getroffen].
Sie hatten die Chance zu einem Neuanfang. Dass vor dem Treffen kaum einer
von dieser Möglichkeit sprach, sagt schon einiges über das verkommene
Gebilde. Dabei wäre es so einfach gewesen. Fritz Keller, der DFB-Präsident,
[2][der seinen Vize auf einer Sitzung mit dem mörderischen Nazirichter
Roland Freisler verglichen hatte,] hat man zwar die Rote Karte gezeigt.
Dass der indes dieser Aufforderung zum Rücktritt durch die Präsidenten der
Regional- und Landesverbände einfach nicht nachkommt, das passt zu einem
Verband, der [3][rassistische Pöbeleien am Spielfeldrand] oft nur dann
bestraft, wenn es sich nach gehörigem Druck aus der Öffentlichkeit partout
nicht mehr vermeiden lässt.
Doch auch Rainer Koch, der erste Vizepräsident des Verbands, hätte seinen
Hut nehmen müssen. Er ist für den Amateurfußball verantwortlich in diesem
Land. Warum er zu einer solchen Konferenz fährt, ohne den großen Masterplan
zum Neustart des Fußballs auf den kleinen Sportanlagen des Landes zu
präsentieren, kann man getrost als Versagen bezeichnen. Wo sind die
Konzepte für eine Neuordnung des Spielbetriebs, der nach dem Ausfall
beinahe einer ganzen Saison neu geordnet werden müsste? Niemand steigt
verdient auf oder ab, wenn nur eine Handvoll Spiele absolviert wurden.
## Es gäbe viel zu tun
Kein Vertreter irgendeines Landesverbands hat sich am Wochenende dazu
geäußert, wie den Vereinen, denen in der Pandemie die Mitglieder
davongelaufen sind, finanziell unter die Arme gegriffen werden kann. Kein
Trainingsplan für den Hobbyfußball wurde präsentiert, sodass die
Amateurkicker bald reichlich unfit antreten werden, wenn der Ball zum
Wettkampfsport wieder freigegeben wird. Eine Trainer:innenoffensive
hätte man sich auch gut vorstellen können. Einen Pool von
Sportlehrer:innen, auf den Verbände und Klubs zurückgreifen können, um
wieder Fuß zu fassen, ohne pleite zu gehen.
Von einer großen Kinder- und Jugendsportinitiative, die der Riesenverband
mit seinen 7 Millionen Mitgliedern reichweitenstark hätte promoten können,
war auch keine Rede. Dass nicht besonders viel über die Förderung von
Frauen- und Mädchenfußball gesprochen wird, wenn ein Führungsgremium nur
aus Männern besteht, wird niemanden wundern. Ein Skandal ist es dennoch.
Auch die gesellschaftliche Rolle des Fußballs bei der Pandemiebekämpfung
hätte am Wochenende eine Rolle spielen können. Wie wäre es, über
migrantisch geprägte Großstadtklubs die Menschen zu erreichen und für
Impfungen zu gewinnen, die in jenen benachteiligten Vierteln leben, in
denen die Inzidenzen gerade besonders hoch sind? Der DFB hätte das über
seine Landesverbände koordinieren können. Denkste. Keine Ideen, null
Zukunft. Kein Wunder dass man sich vom eigentlich zuständigen Verband auch
keine Vision erwartet, wie das Auseinanderdriften des Spitzenfußballs, der
von Millionären betrieben wird, und der Basis zu bremsen wäre.
Klar, kostet so etwas Geld. Aber der DFB verfügt ja über eine Mannschaft,
mit der sich gut verdienen lässt. Alles, was über die DFB-Elf eingenommen
wird, müsste in diesen Krisenzeiten an die Basis geschaufelt werden.
Stattdessen ist zu hören, dass die DFB-Elf und der FC Bayern ein
Ablösespiel für den münchenmüden Trainer Hansi Flick austragen könnten. Die
Bayern sollen alle Einnahmen daraus kassieren. Oh weh! Warum gibt es da
keinen Aufschrei von den Amateurvertretern? Aber so ist es nun mal in
diesem Verband: Es gibt viel zu tun, keiner packt’s an.
3 May 2021
## LINKS
[1] /Ruecktrittsforderung-an-DFB-Chef-Keller/!5769385
[2] /Chaos-im-Deutschen-Fussball-Bund/!5763534
[3] /Antirassismus-im-Fussball/!5762892
## AUTOREN
Andreas Rüttenauer
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