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# taz.de -- FC Bayern und der Trainerabschied: Es wartet viel Flickarbeit
> Hansi Flicks Bitte um Vertragsauflösung bei den Bayern ist ein Punktsieg
> für Flick, aber für beide eine Niederlage. Der große Profiteur wäre der
> DFB.
Bild: Zwei vergraulte Identifikationsfiguren? Miro und Hansi
Nun hat Hansi Flick Vollzug vermeldet. Er möchte weg von den Männern des FC
Bayern. Dieser erwartbare Abgang ist eine doppelte Niederlage. Natürlich
für den FC Bayern, der sich offenkundig in chaotischen Führungskämpfen
befindet und nie bereit war, die sportlichen Interessen seines Trainers zu
schützen oder seine Leistung angemessen zu würdigen. Aber auch, was man
[1][angesichts der lobenden Kommentare] leicht vergessen kann, für den
Trainer, der offenbar im Verein nie Fuß fassen konnte. Und zuletzt wenig
professionell agierte, indem er die internen Konflikte immer wieder in die
Öffentlichkeit trug.
Zumindest kurzfristig ist es Flick gelungen, diesen [2][Konflikt in einen
Punktsieg zu verwandeln]. Ähnlich wie sein Mentor Jogi Löw hat Flick, der
derzeit wesentlich populärere Trainer mit dem Verniedlichungs-i im
Vornamen, sich nicht die Bedingungen seines Handelns diktieren lassen und
den Abschied selbst verkündet. Er hat sich damit Autonomie gesichert. Wer
aktiv Schluss macht, geht meist mit dem intakteren Selbstbild aus der
Beziehung.
Interessant ist das auch vor dem Hintergrund der (völlig anders gelagerten)
Fälle Marco Rose und Adi Hütter, die gerade eigeninitiativ gehen, nach
Höherem strebend. Gute Trainer sind mit der Verwissenschaftlichung des
Männerfußballs längst begehrte Ware. Und sitzen oft dennoch am kürzeren
Hebel.
So kaschiert der späte Triumph des Hansi nur mühsam, dass in diesem Streit
beide Seiten verloren haben. Hansi Flick, der mit seiner Popularität
innerhalb und außerhalb des Teams und sechs Titeln eigentlich beste
Voraussetzungen für eine längere Zukunft genoss, gelang es nicht, intern
seine Ideen durchzusetzen oder überhaupt Mehrheiten zu generieren. Er
leistete aufrechte Gegenwehr, blieb aber im internen Gerüst ein schwacher
Posten. Und wirkte zunehmend selbst dünnhäutig, darunter fiel auch die
unkluge [3][„Halt’s Maul“-Beschimpfung gegen Salihamidžić].
## Identifikationsfiguren vergrault
Der FC Bayern wiederum, der sich zuschreibt, mit verdientem Personal
anständig umzugehen, hat sich öffentlich unentschlossen, [4][arrogant
gegenüber Flick und illoyal präsentiert] und droht, neben Flick auch noch
Co-Trainer Miroslav Klose, eine weitere Identifikationsfigur, zu
vergraulen. Auch der soll mit Salihamidžić nicht unbedingt harmonisch
abends beim Paulaner zusammensitzen. Von allen Figuren hat Salihamidžić die
heftigste öffentliche Wandlung durchgemacht.
Vom unermüdlich auf dem Platz rackernden Liebling vieler Bayern-Fans wurde
er erst zum verhöhnten Stallburschen der Bayern-Granden, dem das Sakko des
Sportvorstands ein paar Nummern zu groß schien, und spätestens im Zuge der
Flick-Affäre zur autoritären Figur mit Hotzenplotz-Bart, der mit seiner
undemokratischen Kaderplanung jedenfalls nicht glücklich agiert. Wie viele
der Vorwürfe stimmen und wie viel davon erfolgreiche Stimmungsmache des
öffentlich gerade geschickteren Rummenigge-Lagers ist, muss aber offen
bleiben.
## Der DFB rollt den Perserteppich aus
Die aktuellen Aussagen von Niko Kovač über fehlende Mitsprache bei der
Personalplanung sind Fortsetzung eines Konflikts, der schon länger währt
als die Ära Flick. Und Hansi? Der DFB, zu dessen Amt als
Männer-Nationaltrainer es ihn wohl zieht, bietet nicht unbedingt das
ruhigere Umfeld. Auch dort tobt seit Monaten ein äußerst schmutzig
ausgetragener Machtkampf mit peinlichem Intrigantenstadl. Und angesichts
der Talentekrise des deutschen Männerfußballs könnte der Start ungemütlich
werden.
Für Flick dürfte die Hauptrolle eher das spielen, was man gemeinhin als
Wertschätzung bezeichnet. So rollt der DFB geradezu den Perserteppich aus.
Dort weiß man genau, dass man einen so populären wie erfolgreichen Trainer
normalerweise nicht mehr für das Amt des Bundestrainers gewinnt. Der DFB
wäre, wenn es so kommt, der größte und einzige Profiteur. Auf den FC Bayern
dagegen wartet viel, nun, Flickarbeit.
18 Apr 2021
## LINKS
[1] https://www.sportschau.de/fussball/bundesliga/hansi-flick-fc-bayern-dfb-bun…
[2] https://www.zeit.de/sport/2021-04/hansi-flick-fc-bayern-muenchen-abschied-d…
[3] https://www.spox.com/de/sport/fussball/bundesliga/2103/Artikel/fc-bayern-je…
[4] https://www.spiegel.de/sport/fussball/hansi-flick-und-das-aus-beim-fc-bayer…
## AUTOREN
Alina Schwermer
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