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# taz.de -- Bayern-Aus in der Königsklasse: Aus und Umbau
> Nach dem Ausscheiden des FC Bayern in der Champions League stehen die
> Zeichen auf Neustart – der Abschied von Trainer Hansi Flick inklusive.
Bild: „Große Enttäuschung“: Torjäger Thomas Müller nach der Partie gege…
Thomas Müller, die alte Plaudertasche, hatte Mühe, passende Worte zu
finden. Und das mag etwas heißen bei dem Offensivspieler des FC Bayern, der
sich auf pointierte Aussagen sonst glänzend versteht. Er sprach von „viel
Herzblut“, das die Mannschaft in diese Partie gegen Paris Saint-Germain
gesteckt habe, und von einer „großen Enttäuschung“, trotz des 1:0-Sieges …
Viertelfinalrückspiel aus der Champions League ausgeschieden zu sein.
Die sportliche Analyse des Scheiterns ist dann aber erstaunlich schnell
abgehakt. Der Titelverteidiger war gegen die Franzosen nicht die
schlechtere Mannschaft, vor allem nicht beim 2:3 in München, aber eben die
mit der insgesamt schlechteren Chancenverwertung. Ohne Weltfußballer Robert
Lewandowski, ohne die treffsicheren Serge Gnabry und Leon Goretzka stießen
die Münchner international an ihre Grenzen. „Wir pfeifen auf dem letzten
Loch“, gab Kapitän Manuel Neuer angesichts der vielen Verletzten zu.
Weil keiner etwas für die Ausfälle kann, wird nicht alles infrage gestellt
werden wie sonst schon manchmal nach einem Scheitern oder einer bitteren
Niederlage auf europäischer Ebene – sofern die Mannschaft den Vorsprung in
der Bundesliga ins Ziel bringt und den neunten Meistertitel erringt. 2012
hatte es nach dem verlorenen Finale daheim – und einer Saison ohne Titel –
eine Zäsur gegeben, 2019 war das Achtelfinale-Aus gegen einen haushoch
überlegenen FC Liverpool der Beginn der Demontage von Trainer Niko Kovač
gewesen.
## Und was wird aus Hasan Salihamidžić?
Allerdings steht auch jetzt steht ein Neubeginn bevor. Der betrifft weniger
die Mannschaft, wobei auch da ein paar kleine Fehleinschätzungen korrigiert
werden könnten. Sondern vielmehr geht es um die Machtverhältnisse beim FC
Bayern, um neue Führungshoheiten und auch um alte Seilschaften. Und vor
allem geht es um einen Trainer, der für eines der erfolgreichsten Jahre in
der Bayern-Geschichte gesorgt hat, aber nun auf Abschiedstour zu sein
scheint.
Dass Hansi Flick kaum mehr zu halten sein wird, offenbarte er in der Nacht
von Paris selbst. In [1][einem knapp fünfminütigen Monolog] versuchte er,
ein paar Antworten auf die großen drängenden Fragen zu geben, ohne zu viel
preiszugeben. „Man macht sich immer Gedanken, was passiert und wie es
weitergeht“, sagte er. Und Flick nahm in den Mund, was vor dem Spiel ein
Tabu zu sein schien: den Namen seines womöglich künftigen Arbeitgebers.
Seiner Familie, sagte Flick, wäre es egal, „ob ich jetzt vielleicht beim
DFB bin und einen anderen Rhythmus hätte“.
Als Indiz für den bereits feststehenden Abschied zu werten, dass er einmal
vergaß, den Konjunktiv zu benutzen, ist übertrieben. Der gesamte Auftritt,
die ganze Rede deutete allerdings schon darauf hin, dass Flick über das
Stadium des Nachdenkens längst hinaus ist und auch nicht mehr mitten in der
Entscheidungsphase steckt, sondern schon sehr konkret weiß, was er tun
will. Der Diskussion über Flick begegnet Kovač mit Unverständnis: „Ich
persönlich kann das nicht nachvollziehen, dass es trotz dieser Erfolge
solche Debatten um ihn gibt“, sagte er.
Die Bayern müssen sich wohl einen neuen Trainer suchen, und der könnte
Julian Nagelsmann heißen. Aber damit ist es womöglich noch nicht getan.
Denn ob Hasan Salihamidžić seinen Posten als Sportvorstand behalten wird,
ist mehr als fraglich. Zu stark ist der Gegenwind. Im Umfeld und an der
Fanbasis. Und nun vielleicht sogar auch von den Kollegen in der
Vereinsführung. Sein großer Fürsprecher Uli Hoeneß ist nur noch
Ehrenpräsident, allerdings einer mit Einfluss. Wie groß der noch ist, wird
sich jetzt zeigen. Karl-Heinz Rummenigge wird in seinem letzten Jahr als
Vorstandsvorsitzender vermutlich nicht mehr die ganz großen Personalien
entscheiden, sondern dies seinem designierten Nachfolger Oliver Kahn
überlassen.
Der muss sich nun emanzipieren. Von Rummenigge, von Hoeneß. Er will, so
hieß es vor dem Spiel in Paris, ein Gespräch mit Flick führen. Der wusste
zwar noch nichts davon, habe aber Zeit, wie er sagt. Oliver Kahn wird auch
mit Hasan Salihamidžić reden wollen, dem ehemaligen Teamkollegen. Die
beiden verbindet zwar eine erfolgreiche sportliche Vergangenheit, aber die
muss nicht unbedingt für eine weitere Zusammenarbeit auf Führungsebene
reichen. Da sollten andere Faktoren zählen. Auf jeden Fall nicht die alten
Seilschaften.
14 Apr 2021
## LINKS
[1] https://www.youtube.com/watch?v=7GnWZA2fHjg
## AUTOREN
Elisabeth Schlammerl
## TAGS
Champions League
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