| # taz.de -- Neuer Bürgerkrieg in Tschad: Ein Neuanfang ist nötig | |
| > Tschads Präsident Déby ist erneut in schwere Kämpfe verwickelt. Sein | |
| > System muss dringend einem politischen Neuanfang für das Land weichen. | |
| Bild: Soldaten der Armee des Tschads bei einer Operation gegen Rebellen am 19. … | |
| Schon wieder steht Tschads Präsident [1][Idriss Déby] scheinbar mit dem | |
| Rücken zur Wand. Gut ausgerüstete tschadische Rebellen, die sicher nicht | |
| mal einfach so ihre Positionen an der Seite russischer Berater in Libyen | |
| verlassen konnten, sind in einer Blitzoffensive bis kurz vor Tschads | |
| Hauptstadt N’Djamena vorgerückt und verwickeln die Armee in schwere Kämpfe. | |
| Es ist nicht das erste Mal, dass das Déby-Regime die Macht auf dieselbe | |
| Weise zu verlieren droht, mit der es sie 1990 einst errang: durch den | |
| Vorstoß hochmobiler motorisierter Aufständischer in die Hauptstadt, wo | |
| letztendlich Frankreichs Dauermilitärpräsenz über Verbleiben oder Verjagen | |
| der Machthaber entscheidet. | |
| Zweimal schon hat Frankreich in der Vergangenheit Déby die Haut gerettet, | |
| und es besteht wenig Grund zur Annahme, dass Emmanuel Macron diesmal seinen | |
| wichtigsten militärischen Verbündeten in Afrika fallen lässt. Vor allem, | |
| wenn die unsichtbare Hand Russlands, Frankreichs neuer Erzrivale in Afrika, | |
| dahinterstecken könnte. Aber nach über 30 Jahren Déby-Autokratie braucht | |
| [2][Tschad] dringend einen polititischen Neuanfang. | |
| Der tschadische Präsident hat es nie geschafft und wohl auch nie ernsthaft | |
| versucht, aus Tschad eine funktionierende Demokratie zu machen. Mit | |
| Hilfsgeldern und Öleinnahmen hat er aus Tschad eine Regionalmacht | |
| geschaffen, die hier als Stabilisator und dort destabilisierend auftritt, | |
| aber die Bevölkerung vegetiert im Elend und ein nachhaltiges | |
| Herrschaftsmodell, dem andere nacheifern wollen, hat er nicht aufzubauen | |
| vermocht. Das Déby-System ist unfit für das Afrika des 21. Jahrhunderts. | |
| Einen politischen Neuanfang in Tschad unterstützen – das ist so ungefähr | |
| das Letzte, wofür Europa in Afrika gerade Zeit hat. Aber es nicht zu tun, | |
| wäre dennoch fatal. Tschad braucht einen politischen Dialog, der eine | |
| Neuordnung möglich macht. Denn wenn der wichtigste Verbündete Europas in | |
| der [3][Sahelzone] im Kampf gegen islamistischen Terror weiter so alt | |
| aussieht wie jetzt, ist dieser Kampf langfristig zum Scheitern verurteilt. | |
| 19 Apr 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Rebelleneinmarsch-aus-Libyen/!5761973 | |
| [2] /Sahel-Gipfel-in-Tschads-Hauptstadt/!5747214 | |
| [3] /Wahlen-in-Westafrika/!5761986 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
| ## TAGS | |
| Tschad | |
| Idriss Déby | |
| Sahelzone | |
| Tschad | |
| Tschad | |
| Tschad | |
| Westafrika | |
| Mali | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Konflikt in Tschad: Rebellen wollen weiterkämpfen | |
| Nach dem Tod des Präsidenten Idriss Déby bleibt die Lage verworren. | |
| Rebellen und zivile Gruppen lehnen die Machtübernahme durch seinen Sohn ab. | |
| Krieg in Tschad: Präsident Déby ist tot | |
| Nach über 30 Jahren an der Macht fällt Tschads Staatschef Idriss Déby im | |
| Kampf gegen Rebellen. Das Militär übernimmt, geführt von seinem Sohn. | |
| Rebelleneinmarsch aus Libyen: Der neue Krieg um Tschad | |
| Tschadische Rebellen sind aus Libyen heraus bis nahe der Hauptstadt | |
| Ndjamena vorgerückt. Die Blitzoffensive gefährdet Frankreichs | |
| Sahel-Strategie. | |
| Wahlen in Westafrika: Lupenreine Demokraten | |
| West- und Zentralafrika hat ein Superwahlhalbjahr hinter sich. Die Lehren | |
| daraus sind ernüchternd für Afrikas Zukunft. | |
| Militäreinsätze im Sahel: Strukturen statt Sicherheit | |
| Um militärische Einsätze im Sahel zu rechtfertigen, werden Ängste vor | |
| Terrorismus geschürt. Das verkennt die tatsächlichen Probleme vor Ort. |