# taz.de -- Klimaexperiment in Rheinland-Pfalz: Italienische Eichen am Rhein | |
> Das Waldsterben durch den Klimawandel macht es nötig: Der Anbauverband | |
> Naturland diskutiert seine Richtlinien für naturnahe Forste. | |
Bild: Hier war mal nicht der Klimawandel schuld: Illegal gefällte Eichen und B… | |
BERLIN taz | Das Waldsterben durch Klimawandel verändert wohl auch den | |
ökologischen Waldbau: Fremde Bäume sind in naturnah bewirtschafteten | |
[1][Wäldern] bislang nicht gern gesehen. Trotzdem pflanzt das Forstamt | |
Boppard in den rheinland-pfälzischen Staatswäldern am heutigen Montag 5.000 | |
Setzlinge von Flaum- und Zerreichen aus Italien. | |
Unter den rund 200.000 Bäumchen, die das Forstamt in dieser Saison pflanzt, | |
sind die Einwanderer, die eigentlich in Südost- und Südeuropa beheimatet | |
sind, ein eher kleiner Posten. Für Forstamtsleiter Axel Henke sind sie aber | |
von großer Bedeutung: „Wir erproben mit ihnen, ob sie mit unseren | |
Bedingungen zurecht kommen“, sagt Henke, „verrottet das Laub, siedeln sich | |
Insekten in altem Holz an?“ Oder anders gesagt: Fügen sich die Eichen aus | |
dem Süden in das bestehende Ökosystem am Rhein ein? | |
Nötig macht das Experiment [2][der Klimawandel], der auch den | |
FSC-zertifizierten Wäldern des Forstamtes Boppard arg zu schaffen macht. | |
Schon lange setzt man dort auf einen möglichst artenreichen Mischwald, in | |
dem neben Buchen auch Arten wie Wildbirne und -Apfel oder Kirschpflaumen | |
vorkommen. Man setzt vor allem auf Bäume, die in den Wärmeperioden seit der | |
letzten Eiszeit schon einmal in den Mischwäldern Mitteleuropas vorkamen. | |
Bislang erlaubt das Forstsiegel des Forest Stewardship Council (FSC) „nicht | |
heimische Baumarten“ bis zu einem Anteil von 20 Prozent, berechnet auf die | |
Fläche des zertifizierten Forstbetriebs. In besonders schützenswerten | |
Gebieten – etwa mit FFH-Status – sind keine nicht heimischen Arten erlaubt. | |
Auch die Richtlinien des Öko-Anbauverbands Naturland schreiben heimische, | |
an lokale Umweltfaktoren angepasste Baumarten vor. Allerdings diskutiert | |
man hier, die Richtlinien an die neuen Bedingungen anzupassen. Vergangene | |
Woche trafen sich dazu die forstlichen Mitgliedsbetriebe online. | |
Dabei sei das „Potenzial unserer heimischen Baumarten und verwandter Arten, | |
überwiegend aus angrenzenden europäischen Regionen“ beleuchtet worden, sagt | |
Naturland-Sprecher Markus Fadl. Hintergrund dieser Diskussion sei „die | |
enorme Herausforderung, die der Klimawandel gerade auch für den Wald | |
darstellt“, so Fadl. „In 50 Jahren wird der Wald in Deutschland anders | |
aussehen als heute. Es geht darum, wie der Wald in die Zukunft gerettet | |
werden kann – und zwar nicht nur als Wirtschaftsfaktor, sondern als | |
wichtiges Ökosystem.“ Ob Naturland seine Richtlinien anpasse, sei noch | |
offen. | |
19 Apr 2021 | |
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## AUTOREN | |
Heike Holdinghausen | |
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