| # taz.de -- Umgang der Kirche mit Missbrauch: Transparenz? Von wegen | |
| > Der Kölner Kardinal Woelki glaubt, mit zwei Gutachten für Transparenz | |
| > gesorgt zu haben. Vielmehr zeigt sich: Die Allmacht der Männer in der | |
| > Kirche beginnt zu bröckeln. | |
| Bild: Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki Mitte März | |
| Vor einer Woche sah es gut aus für Rainer Maria Woelki. Der Kölner Kardinal | |
| stellte [1][ein Gutachten zum Umgang seines Erzbistums mit sexuellem | |
| Missbrauch] vor, das ihn entlastete: Ihm seien keine Pflichtverstöße im | |
| Umgang mit Missbrauchsfällen nachzuweisen. Doch das Papier einer Kölner | |
| Anwaltskanzlei entlastet ihn nur auf der Oberfläche. Denn ein erstes | |
| Gutachten von Jurist:innen aus München, das Transparenz und Aufarbeitung | |
| leisten sollte, wurde von Woelki nicht zur Veröffentlichung freigegeben. | |
| Die Kritik an diesem fragwürdigen Gebaren war allerdings so groß, dass | |
| Woelki nachgeben musste – jetzt kann das erste Gutachten zu Teilen von | |
| wenigen Personen eingesehen werden. Doch das macht die Sache nicht besser, | |
| im Gegenteil: [2][Der Verdacht der Vertuschung und Abschottung] wird weiter | |
| genährt. Warum wird das Papier nicht vollständig veröffentlicht? Warum | |
| müssen Journalist:innen, die im Gutachten lesen dürfen, ein Merkblatt | |
| unterschreiben, dass sie daraus nicht zitieren dürfen? Warum dürfen sie | |
| Textpassagen nicht kopieren? Das ist von Transparenz meilenweit entfernt. | |
| Die Münchner Kanzlei hat – so viel wurde aus dem ersten Gutachten | |
| öffentlich – für die Kirche unbequeme Fragen zu systemischen Zusammenhängen | |
| zwischen Missbrauchsfällen und katholischen Gesetzen gestellt. Darunter | |
| solche wie: Befördert der Pflichtzölibat sexuelle Übergriffe auf Kinder und | |
| Schutzbefohlene? Wie haben Geistliche ihre Fürsorgepflicht wahrgenommen? | |
| Um am Ende zu einem vernichtenden Urteil zu kommen: Bei den | |
| Verantwortlichen herrsche eine Art Gleichgültigkeit gegenüber den | |
| Missbrauchsopfern und gegenüber sexueller Gewalt vor. Das Fazit wird | |
| unterfüttert mit dem Argument mancher Kirchenmänner, Missbrauch finde auch | |
| außerhalb der Kirche statt. Das ist so erschreckend wie selbstentlarvend. | |
| Mag sein, dass Woelki glaubt, mit dem einen oder anderen Gutachten für | |
| Transparenz gesorgt zu haben. Kann aber auch sein, er irrt. Die Allmacht | |
| der Männer in der Kirche beginnt zu bröckeln, der Ruf nach einer neuen | |
| Kultur in der Kirche wird lauter. | |
| 26 Mar 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Simone Schmollack | |
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