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# taz.de -- Coronamaßnahmen in Hamburg: Ausgangssperre frauenfeindlich
> Wer nach 21 Uhr noch draußen joggen oder spazieren gehen will, muss das
> allein tun. Wer sich nicht traut, hat Pech gehabt.
Bild: Nächtliche Bewegung auf der Straße ist in Hamburg seit 1. April nur all…
Hamburg taz | Hamburg hat [1][in dieser Woche Ausgangssperren eingeführt].
Ab 21 Uhr darf keiner ohne triftigen Grund auf die Straße. Bis fünf Uhr
früh. Doch keine Regel ohne Ausnahme. Und die gilt nach Beschluss des
[2][männerdominierten Senats] für Personen, die sich körperlich bewegen.
Damit sind Spaziergänger und Jogger gemeint oder jene, die den Hund Gassi
führen.
Allerdings: Allein sollen sie dabei sein. Paare müssen also getrennt das
Haus verlassen und um die Häuser ziehen. Senatssprecher Marcel Schweitzer
erklärt dazu: „Diese Regelung ist keine Einladung zum Spaziergang.“ Sie sei
eine eng auszulegende Ausnahme für jene, die „zum Beispiel nur eine kleine
Wohnung ohne Balkon oder Garten sowie ein eng getaktetes Leben haben – und
die vor 21 Uhr keinen Moment Ruhe in ihrem Alltag hatten“.
Mache eine solche Person mal nach 21 Uhr eine Runde um den Block, sei das
„in Ordnung“ und werde von der Polizei zur Kenntnis genommen, so
Schweitzer. Jeder, der nachts draußen ist, nehme in Kauf, von der Polizei
angesprochen zu werden.
Doch wer einen nachts im Dunkeln außer den netten Beamten noch so alles
ansprechen kann, ist für manchen und insbesondere für manche noch viel
abschreckende: Für Frauen, die keinen wehrhaften Hund dabei haben, mag
diese Runde um den Block alles andere als erholsam sein, wenn sie
feststellen, wie einsam man auf den Straßen in Zeiten der Ausgangssperre
ist. Und der Partner oder die Partnerin, mit denen man sich eben noch in
der Wohnung legal treffen konnte, darf einem vielleicht zufällig auf der
Straße begegnen, einen jedoch keinesfalls begleiten.
## Berlin erlaubt den Ausgang zu zweit
Das ist feindlich gegenüber Menschen, die sich nachts nicht allein nach
draußen trauen, weil sie vielleicht, wie die Autorin, schon einmal nachts
angefallen wurden. Solche Erfahrungen bleiben haften. Solche Ängste haben
überwiegend Frauen. Deshalb ist diese Nur-allein-rausgehen-Regelung
frauenfeindlich.
Dazu sagt Senatssprecher Schweitzer, man habe den Aspekt des „allein“
diskutiert und sei zu dem Schluss gekommen, dass die getroffene Regel „das
niedrigste Infektionsrisiko in sich birgt“. Alle anderen Risiken blieben
dabei anscheinend leider auf der Strecke.
[3][Berlin zeigt übrigens, dass es auch anders geht]. Dort dürfen Menschen
zu zweit raus.
3 Apr 2021
## LINKS
[1] /Hamburg-beschliesst-harten-Lockdown/!5758783
[2] /Hamburgs-neuer-Senat-ist-arm-an-Frauen/!5688479
[3] /Kontaktbeschraenkungen-in-Berlin/!5763951
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
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Ausgangssperre
Angst
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Schwerpunkt Coronavirus
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