| # taz.de -- Der Bund und die Pandemiebekämpfung: Ein allzu kurzsichtiger Streit | |
| > Soll der Bund den Ländern vorschreiben, wie sie die Menschen vor Corona | |
| > schützen? Teile der Union fordern das – und stellen den Föderalismus | |
| > unnötig infrage. | |
| Bild: Bund oder Länder: wer zeigt den Weg auf im Kampf gegen die Pandemie? | |
| Soll die stringente Kanzlerin Angela Merkel auch bei der Corona-Bekämpfung | |
| die Richtlinien der Politik bestimmen? Oder sollen wankelmütige | |
| Ministerpräsidenten wie Armin Laschet (NRW) und abenteuerlustige | |
| Landesväter wie Tobias Hans (Saarland) in ihrem Bundesland das letzte Wort | |
| haben? | |
| So könnte man die Alternativen beschreiben, die Teile der Union nun | |
| aufzeigen. Sie wollen, dass die [1][Bundesregierung sehr schnell per | |
| Verordnung die Pandemiebekämpfung zentral steuern kann]. Merkels | |
| Verordnungen hätten dann nach dem Prinzip „Bundesrecht bricht Landesrecht“ | |
| sofort den Vorrang. Die bisherige Zuständigkeit der Länder für die | |
| Pandemiebekämpfung wäre dann weitgehend passé. | |
| Natürlich gibt es gute Argumente für eine Zentralisierung. Wenn ganz | |
| Deutschland die richtige Strategie verfolgt, ist es vermutlich effizienter, | |
| als wenn nur die Hälfte der Bundesländer dazu bereit ist. Nur: Wer | |
| entscheidet, was die „richtige“ Strategie ist? | |
| Wer Merkel mehr vertraut als Armin Laschet, mag derzeit für eine | |
| Zentralisierung der Kompetenzen sein. Doch was gilt, wenn der wankelmütige | |
| Armin Laschet plötzlich selbst Kanzler ist? Oder Markus Söder, dessen | |
| Rhetorik oft deutlich besser ist als seine Praxis? | |
| Nein, eine Neuregelung der Pandemiebekämpfung ist kurzsichtig, wenn sie nur | |
| die aktuelle Konstellation im Blick hat. Außerdem ist der aktuelle Dissens | |
| zwischen neuem Lockdown und kontrollierten Öffnungen nicht so dramatisch, | |
| dass sich die Lockdown-Seite hier mit einer Parforce-Änderung des | |
| Infektionsschutzgesetzes sofort selbst ermächtigen müsste. Auch im Saarland | |
| sind keine Pandemie-Leugner an der Macht. | |
| Allerdings war das bisherige dezentrale System der Pandemie-Bekämpfung | |
| [2][mit den mühevoll koordinierenden Bund-Länder-Konferenzen] auch nicht | |
| wirklich überzeugend. Über stringentere Alternativen kann man also durchaus | |
| nachdenken. Damit könnte und sollte der Bundestag sogar schnell beginnen. | |
| Damit gute und breit akzeptierte Lösungen zur Verfügung stehen – falls sich | |
| die Lage doch noch zuspitzt. | |
| 8 Apr 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Zustaendigkeiten-in-der-Pandemiepolitik/!5759230 | |
| [2] /Welche-Coronaregeln-wo-gelten/!5758296 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
| ## TAGS | |
| Föderalismus | |
| Schwerpunkt Angela Merkel | |
| Markus Söder | |
| Armin Laschet | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt Coronavirus | |
| Schwerpunkt AfD | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Modellprojekte für Corona-Lockerungen: Offen für alles | |
| Trotz hoher Infektionszahlen starten bundesweit Modellprojekte für | |
| Öffnungen. Auch das sächsische Augustusburg ist dabei. | |
| Versagen der gehypten Corona-App: Luca-Nepp | |
| Die Luca-App zur Corona-Kontaktnachverfolgung ist fehleranfällig – und hat | |
| Sicherheitslücken, wie ein Trick von Jan Böhmermann gezeigt hat. | |
| Zuständigkeiten in der Pandemiepolitik: Abgeordnete für mehr Macht für Bund | |
| Rund 50 Bundestagsabgeordnete von CDU/CSU wollen dem Bund ermöglichen, | |
| Corona-Beschränkungen zu erlassen. Die Grünen wären dabei. | |
| Demokratieforscher über Volksparteien: „Mehrheiten sind vorzuziehen“ | |
| Parlamentarische Demokratie und Föderalismus sind in der Krise? Nicht | |
| unbedingt, sagt der Demokratieforscher Michael Koß. |