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# taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Architektur der Vielen
> Monilola Olayemi Ilupejus Schau „Hands Full of Air“ in der Galerie im
> Turm ist ein feinstofflicher Kommentar auf die Ambivalanz kollektiver
> Für/Sorge.
Bild: Monilola Olayemi Ilupeju: “Hands Full of Air“, Installationsansicht, …
Bei einer ihrer jüngsten Performances in Berlin hatte Monilola Olayemi
Ilupeju nicht die „Hands Full of Air“ wie im Titel dieser Ausstellung,
sondern „hands full of dust“. Den Staub von siebzehn Jahren hatte sie von
den kreatürlich verschränkten Körpern der Styroporpuppen zusammengeklaubt,
die in einer Kunstinstallation im Technikmuseum eigentlich die historische
Beteiligung Preußens am transatlantischen Sklavenhandel versinnbildlichen
sollten, stattdessen aber die Schwarzen Menschen zur körperlichen Ware
entfremdeten.
Die nigerianisch-amerikanische Künstlerin [1][Ilupeju], selbst eine
Schwarze Person, nahm in dieser Performance die Rolle einer
Reinigungskraft ein. Jene Rolle, die meistens Frauen, insbesondere
diejenigen mit Migrationshintergrund, unten in unserer gesellschaftlichen
Hierarchie ansiedelt.
Doch Ilupeju trat in hygienischer Schutzmontur vielmehr als medizinisches
Personal an, als mediale Schicksalsfigur in der COVID-Krise. Mit präzisen
Handgriffen knäulte sie die Mikroüberbleibsel von 17 Jahren Hochkultur im
Museum zu nichts als einer Handvoll Staub zusammen. Aneignung,
Dekonstruktion, Subversion – toll!
Auch in der jetzigen von Jorinde Splettstößer kuratierten Ausstellung,
„[2][Hands Full of Air]“ in der Galerie im Turm, die in ihren letzten zwei
Wochen zum Glück doch noch fürs Publikum öffnen kann, spielt die junge
Künstlerin (Jahrgang 1996) die Ambivalenz von Care-Arbeit aus, ein
gesellschaftliches System zu tragen und es gleichsam unterwandern zu
können. Erneut bewegt sie sich an der Grenze von Material und
Nichtmaterial.
## Kollektive Stoffe
Textilarbeiten von 31 Künstler:innen verarbeitete sie in der Galerie zu
einer ganz leichten, aber dennoch stabilen Architektur. Es ist ein
therapeutischer Raum, aus dessen Winkeln die Gedanken der anderen
Künstler:innen treten, um dann wieder von Videoprojektionen, Texten und
Malereien Ilupejus überblendet zu werden.
Sie blickt darin auf ihren Körper und lässt gleichzeitig die
tränensackbehängten Augen eines weißen Mannes auf ihn richten. Sie schreibt
von Lüsten, von Perversion und von Gewalt. Sie oszilliert zwischen den
Identitäten. Die Architektur der Vielen ist Schutz und Zuweisung, wenn auch
nur sehr feinstofflich.
23 Mar 2021
## LINKS
[1] https://monilola.com/
[2] http://galerie-im-turm.net/
## AUTOREN
Sophie Jung
## TAGS
taz Plan
Kunst Berlin
Textilkunst
Deutscher Kolonialismus
Postkolonialismus
Care-Arbeit
Kolonialismus
Performance-KünstlerIn
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