# taz.de -- Entscheidung des Gesundheitsministeriums: AstraZeneca-Impfungen ges… | |
> Überraschend setzt auch Deutschland die Nutzung des Corona-Impfstoffes | |
> aus. Das Auftreten von Thrombosen müsse untersucht werden. | |
Bild: Wird gerade nur noch mit spitzen Fingern angefasst: Coronaimpfstoff von A… | |
BERLIN taz | Neuer Rückschlag bei den Corona-Impfungen: Auch Deutschland | |
setzt die Verwendung des Impfstoffes von AstraZeneca vorübergehend aus. | |
Dies geschehe „aufgrund einer aktuellen Empfehlung des | |
Paul-Ehrlich-Instituts“, das für die Zulassung von Medikamenten in | |
Deutschland zuständig ist, teilte das Bundesgesundheitsministerium am | |
Montagnachmittag mit. „Nach neuen Meldungen von Thrombosen der Hirnvenen im | |
zeitlichen Zusammenhang mit der Impfung in Deutschland und Europa hält das | |
Paul-Ehrlich-Institut weitere Untersuchungen für notwendig.“ | |
Diese Ankündigung kommt überraschend, denn nachdem in der vergangenen Woche | |
[1][mehrere andere europäische Länder die Impfungen mit AstraZeneca | |
ausgesetzt hatten], hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dies am | |
Freitag noch bedauert und erklärt, nach derzeitigem Stand sei der Nutzen | |
des Impfstoffs „bei Weitem höher als das Risiko“. | |
Am Montag nun erklärte der Gesundheitsminister, neu gemeldete Fälle von | |
Thrombosen in den Hirnvenen im zeitlichen Zusammenhang mit Impfungen hätten | |
zu einer veränderten Einschätzung bei den zuständigen Expert*innen | |
geführt, der sich die Regierung anschließe. Betroffen von der Aussetzung | |
sind sowohl Erst- als auch Zweitimpfungen. Die Bundesländer begannen noch | |
am Montag damit, die Impftermine für die nächsten Tage abzusagen. | |
„Die Entscheidung heute ist eine reine Vorsichtsmaßnahme“, sagte Spahn. Sie | |
sei nicht leichtgefallen, denn: „Auch Nichtimpfen hat schwere | |
gesundheitliche Folgen“, so der Minister. „Um das Vertrauen in den | |
Impfstoff zu erhalten, müssen wir den Experten die Zeit geben, die jüngsten | |
Vorfälle zu überprüfen.“ Nach seinen Angaben sind 7 Fälle von Thrombosen | |
aufgetreten; durchgeführt wurden in Deutschland bisher 1,5 Millionen | |
Impfungen mit AstraZenaca. | |
Vor einer möglichen Wiederaufnahmen der Impfungen soll eine Stellungnahme | |
der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA abgewartet werden; diese werde | |
„idealerweise noch im Laufe dieser Woche zu ihrer Entscheidung“ kommen, | |
sagte Spahn. Menschen, die bereits mit Astrazeneca geimpft worden sind, | |
sollten sich in ärztliche Behandlung begeben, wenn sie sich mehr als vier | |
Tage nach der Impfung unwohl fühlten, etwa mit starken Kopfschmerzen oder | |
punktförmigen Hautblutungen, sagte Spahn. | |
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach kritisierte die Entscheidung der | |
Bundesregierung. „Auf der Grundlage der vorliegenden Daten halte ich das | |
für einen Fehler“, schrieb er auf Twitter. „Die Prüfung ohne Aussetzung d… | |
Impfung wäre wegen der Seltenheit der Komplikation besser gewesen.“ In | |
[2][der jetzt Fahrt aufnehmenden dritten Welle] wären die Erstimpfungen mit | |
dem AstraZeneca Impfstoff ein Lebensretter, so Lauterbach. | |
## Kritik aus SPD und Grünen | |
Ähnlich äußerte sich Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen. „Die | |
Verimpfung von AstraZeneca auf Basis dieser geringen Fallzahlen komplett zu | |
stoppen ist falsch und angesichts der dritten Welle unverhältnismäßig“, | |
erklärte der Bundestagsabgeordnete, der selbst Mediziner ist. Alternativ | |
hätte man nach ausführlicher Aufklärung weiterhin jene Menschen impfen | |
können, die dies wünschen. Die komplette Aussetzung sei „die nächste | |
Erschütterungswelle für das Vertrauen in die Corona-Politik der Regierung“, | |
so Dahmen. | |
Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte sich noch am Montag gegen | |
einen Stopp der AstraZeneca-Impfungen ausgesprochen. Ihr Beratergremium | |
prüfe Berichte über Nebenwirkungen im Zusammenhang mit der Impfung und | |
werde seine Ergebnisse so bald wie möglich veröffentlichen. Es sei jedoch | |
unwahrscheinlich, dass die Behörde ihre Empfehlung für das Vakzin ändere. | |
„Bis heute gibt es keine Hinweise darauf, dass die Vorfälle durch den | |
Impfstoff verursacht werden, und es ist wichtig, dass die Impfkampagnen | |
fortgesetzt werden, damit wir Leben retten und schwere Krankheiten durch | |
das Virus eindämmen können“, sagte WHO-Sprecher Christian Lindmeier. Der | |
Hersteller AstraZeneca selbst hatte ebenfalls nach einer Analyse von | |
Impfdaten die Sorgen über die Sicherheit seines Corona-Impfstoffes | |
zurückgewiesen. (mit Agenturen) | |
15 Mar 2021 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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