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# taz.de -- Dritte Welle der Pandemie: Neuer Lockdown in Italien
> In dem südeuropäischen Land sind zehn Regionen als „Rote Zonen“
> eingestuft worden. Bürger*innen dürfen nur noch mit einer
> Selbstbescheinigung vor die Tür.
Bild: In vielen Regionen stoßen die Krankenhäuser wieder an ihre Belastungsgr…
Rom taz | Ab Montag ist halb Italien wieder im Lockdown, während für die
andere Hälfte ein etwas abgeschwächter Teil-Lockdown greift. Die Regierung
unter Ministerpräsident Mario Draghi reagiert damit auf den Umstand, dass
das Land sich in der dritten Welle der Pandemie befindet.
Die Zahl der Infektionen steigt täglich; für den Freitag wurden etwa 26.000
neue Fälle gemeldet. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt mittlerweile national
bei über 200 auf 100.000 Einwohner*innen, erreicht aber flächendeckend
i[1][m Norden] – der erneut [2][wie schon vor einem Jahr am härtesten]
getroffen ist – Werte von 300 bis 400.
In der Folge hat sich der Druck auf die Krankenhäuser, vorneweg auf die
Intensivstationen, vielerorts erhöht: Gegenwärtig befinden sich mehr als
3.000 Menschen mit Covid in Intensivtherapie. Dieser Wert war im Sommer auf
200 gefallen, dann mit der zweiten Welle auf 4.000 hochgeschnellt, im
Februar aber auf 2.000 abgesunken. In den letzten drei Wochen jedoch war
ein rasanter Zuwachs zu verzeichnen. In vielen Städten wie zum Beispiel in
Brescia in der Lombardei oder auch in Bologna stoßen die Hospitäler wieder
an ihre Belastungsgrenzen. Noch sind die Todeszahlen stabil, mit gut 300
pro Tag, doch auch hier wird ein weiterer Zuwachs befürchtet. Italien hat
in der letzten Woche die Marke von 100.000 Opfern seit Beginn der Pandemie
überschritten.
Auch die dritte Welle mit dem Vordringen der Virusvarianten hat in Italien
Fahrt aufgenommen: Allein auf die englische Mutante gehen mittlerweile mehr
als 50 Prozent der Neuinfektionen zurück. Die Impfkampagne kann den Zuwachs
an Neuansteckungen bisher nicht stoppen. Erst 4,7 Millionen Personen haben
die erste Dosis erhalten, erst knapp zwei Millionen wurden mit beiden Dosen
geimpft. Wie in den anderen EU-Ländern auch sind die zu geringen
Vakzin-Lieferungen der Flaschenhals.
## Nur mit Selbstbescheinigung vor die Tür
Angesichts dieser sich wieder dramatisch zuspitzenden Situation zog die
Regierung jetzt die Notbremse. Zehn Regionen vom Piemont [3][und der
Lombardei im Norden] über das Latium hin zu den Südregionen Kampanien und
Apulien finden sich als „Rote Zonen“ eingestuft. Mehr als zwei Drittel der
60 Millionen Bürger*innen sind damit in einem echten Lockdown. Sie
dürfen nur noch mit einer Selbstbescheinigung vor die Tür.
Von der Kita bis zum Gymnasium sind alle Bildungseinrichtungen geschlossen
und findet die Beschulung mal wieder vor dem heimischen Computer statt, die
Gastronomie darf nur für Abholservice öffnen, und auch die gerade erst
geöffneten Museen machen wieder dicht. Geschlossen bleiben auch Geschäfte,
die nicht dem lebensnotwendigen Bedarf dienen. Das Haareschneiden muss
wieder in Eigenregie erfolgen. Sport dürfen die Menschen vor der Haustür
weiter treiben, jedoch nur allein in unmittelbarer Umgebung der Wohnung,
während Privatbesuche auch bei Verwandten untersagt sind.
Der Rest von Festlanditalien und Sizilien ist dagegen als „Orange Zone“
eingestuft: Die Menschen dürfen weiter raus, die Geschäfte sind offen, die
Restaurants jedoch auch hier zu. Und wie in ganz Italien gilt die
nächtliche Ausgangssperre von 22 Uhr bis 5 Uhr. Damit bleibt als Insel der
Seligen nur Sardinien, das wegen seiner niedrigen Fallzahlen als „Weiße
Zone“ eingestuft ist und mit Bildern von gut besuchten Restaurants den Rest
des Landes neidisch macht.
In Reaktion auf die Regierungsmaßnahmen gingen am Wochenende
Hunderttausende Menschen auf die Straße – allerdings nicht, um bei
Querdenkerdemos mitzulaufen, die in Italien mangels Zuspruch schlicht nicht
stattfinden. Stattdessen stürmten sie die Einkaufsmeilen, die Restaurants
und Bars, um sich ein letztes Shopping-Erlebnis, eine letzte Pizza, einen
letzten Aperol-Spritz vor dem Lockdown zu gönnen.
15 Mar 2021
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## AUTOREN
Michael Braun
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