| # taz.de -- Lockdown-Lockerungen: Endlich wieder ins Museum | |
| > Am Dienstag öffnet ein Teil der Staatlichen Museen wieder seine Türen. | |
| > Der Aufwand für den Ticketkauf ist erheblich, lohnt aber die Mühe. | |
| Bild: Auch wieder live und in Farbe: „Rembrandts Orient“ im Potsdamer Museu… | |
| Das war ein langer, dunkler und einsamer Winter. Und das bleibt auch noch | |
| eine Weile ein langer, dunkler und einsamer Winter, wenn man nach den nun | |
| wieder steigenden Ansteckungszahlen geht. Insofern kommt es sehr gelegen, | |
| dass sich zumindest in Sachen Kultur ein wenig Licht am Ende des Tunnels | |
| abzeichnet – so zart und flackernd dieses Licht vielleicht auch sein mag. | |
| Erst am letzten Donnerstag machte Kultursenator Klaus Lederer (Linke) | |
| [1][ein Testprojekt] bekannt, für das ab dem 20. März einige der Berliner | |
| Theater- und Konzerthäuser zumindest für einen Abend wieder öffnen werden. | |
| Auch haben bereits seit dem 8. März nach Monaten des Lockdowns erste Museen | |
| in Berlin wieder aufgemacht, das Museum für Naturkunde, das Haus am Waldsee | |
| und das Georg Kolbe Museum zum Beispiel. | |
| Der freudige Paukenschlag für echte Museumsenthusiast*innen, die nichts | |
| lieber tun als durch Geschichte und Geschichten zu schlendern, erfolgt aber | |
| erst am heutigen Dienstag, wenn die ersten der [2][Staatlichen Museen zu | |
| Berlin wieder hochfahren]. Den Anfang machen die Alte Nationalgalerie, die | |
| James-Simon-Galerie, das Neue Museum und das Pergamonmuseum nebst | |
| Pergamonpanorama auf der Museumsinsel sowie das Museum Europäischer | |
| Kulturen in Dahlem. Das sind immerhin sechs der 19 Standorte der | |
| Staatlichen Museen. Der Rest soll, wenn es keinen erneuten Lockdown gibt, | |
| am 1. April folgen. | |
| Auf die Frage, warum zunächst nur eine so kleine Auswahl wieder öffnet, | |
| erklärt Markus Farr, Sprecher der Staatlichen Museen, es sei sehr | |
| schwierig, so kurzfristig ausreichend Sicherheits- und Servicepersonal aus | |
| der Kurzarbeit zurückzuholen, es handele sich immerhin um 800 bis 1.000 | |
| Jobs bei allen 19 Häusern – noch dazu seien viele davon outgesourct. Viele | |
| hätten sich nach Monaten des Lockdowns andere Jobs gesucht. „Wir können | |
| unsere Häuser schnell schließen, aber bei der Öffnung brauchen wir mehr | |
| Vorlauf“, so Farr. Trotzdem seien natürlich alle froh und glücklich, | |
| endlich wieder am Start sein zu dürfen. | |
| ## Es gibt noch Tickets | |
| Farr ist davon überzeugt, dass sich die Museen für den Neuanfang für eine | |
| gute Mischung entschieden haben. Im Neuen Museum wird die Mona Lisa Berlins | |
| wieder zugänglich gemacht, also die Nofretete. | |
| Das Pergamonmuseum ist völlig zurecht das meistbesuchte Museum Berlins, | |
| denn es zeigt nicht nur das königsblaue Ischtar-Tor, sondern auch andere | |
| Schätze der oft vergessenen und doch so einflussreichen Hochkulturen | |
| Mesopotamiens: Hier wurden die prunkvollsten Städte gegründet, die großen | |
| Weltreligionen erdacht und die ältesten überlieferten, schriftlich | |
| fixierten Dichtungen gefunden. | |
| Und schließlich die populären Gemälde in der Alten Nationalgalerie: Es ist | |
| doch immer wieder erstaunlich, dass man selbst die bekanntesten Monets und | |
| Renoirs, die Schinkels und Friedrichs eigentlich im Original gar nicht oft | |
| genug sehen kann. Bis Redaktionsschluss waren übrigens für die sechs | |
| Häuser, die heute eröffnen, online noch Tickets zu haben. Auch Markus Farr | |
| rechnet wie bei der letzten Wiedereröffnung im Frühjahr nicht mit einem | |
| allzu riesigen Besucher*innen-Ansturm. | |
| ## Eine Person auf 40 qm | |
| „Anders als bei der letzten Wiedereröffnung nach dem Lockdown im Frühling | |
| 2020 lassen wir diesmal nicht eine Person pro 20, sondern nur eine Person | |
| pro 40 Quadratmetern zu“, sagt er. Das heißt, es werden beispielsweise bei | |
| der Alten Nationalgalerie maximal 100 Personen pro Stunde eingelassen. | |
| Außerdem, so Farr, seien die Menschen jetzt vermutlich noch vorsichtig. | |
| Der Aufwand ist nicht unerheblich: Um lange Schlangen und Wartezeiten zu | |
| vermeiden, müssen Besucher vorab Zeitfenstertickets buchen, Cafés und Shops | |
| bleiben vorerst geschlossen, selbstverständlich werden bei Eintritt | |
| Kontaktdaten erfasst, es sind medizinische Masken zu tragen, man soll | |
| mindestens anderthalb Meter Mindestabstand halten und muss ausgeschilderten | |
| Rundgängen folgen. | |
| Bis auf Weiteres finden keine Veranstaltungen statt; die Buchung von | |
| Führungen und Anmeldung von Gruppen ist ebenfalls nicht möglich. Und | |
| trotzdem könnte es sich lohnen, das alles auf sich zu nehmen. Noch befinden | |
| sich wenige Tourist*innen in Berlin. Das Gedrängel wird also nicht | |
| ansatzweise so groß sein wie in jedem Supermarkt kurz vorm Wochenende. | |
| Wahrscheinlich wird man in den nächsten Jahren so schnell nicht wieder die | |
| Gelegenheit haben, völlig einsam, allein und ungestört vor einer Tontafel | |
| mit Keilschrift aus Uruk zu stehen oder vor Édouard Manets Fliederstrauß, | |
| wo man sich dann schon mal auf die Gerüche des bevorstehenden Frühlings | |
| freuen darf. | |
| 16 Mar 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Berliner-Kultur-nach-dem-Lockdown/!5752792 | |
| [2] https://www.smb.museum/home/ | |
| ## AUTOREN | |
| Susanne Messmer | |
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