| # taz.de -- Skandal um Munition bei Elitesoldaten: Kramp-Karrenbauer sieht Fehl… | |
| > Erstmals äußert sich die Verteidigungsministerin zur Amnestie für | |
| > Munitionsdiebstahl bei der KSK. Die taz hatte den Skandal ans Licht | |
| > gebracht. | |
| Bild: Sieht Kommunikationsprobleme: AKK | |
| Berlin afp | Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) | |
| hat Fehler ihres Hauses im Umgang mit der rechtlich fragwürdigen | |
| Munitionsamnestie beim Kommando Spezialkräfte eingeräumt. Der Vorgang sei | |
| im Ministerium bekannt gewesen, die Information sei dann aber nicht an den | |
| Verteidigungsausschuss des Bundestags weitergeleitet worden, sagte die | |
| Ministerin am Mittwoch. Dies sei „aus heutiger Sicht ein Fehler“. Der | |
| Generalinspekteur habe zugesagt, künftig „detailliert und transparent“ zu | |
| informieren, sagte AKK. | |
| In dem Fall geht es um verschwundene Munition bei der | |
| Bundeswehr-Elitetruppe KSK. Deren Kommandeur Markus Kreitmayr hatte laut | |
| Kramp-Karrenbauer den Soldaten im vergangenen Jahr die Möglichkeit gegeben, | |
| unerlaubt gehortete Munition ohne weitere Strafen zurückzugeben. Zuerst | |
| hatte die taz vor rund zwei Wochen [1][über den Vorgang berichtet]. | |
| Die Amnestie werfe „rechtlich eine Reihe von Fragen auf“, räumte die | |
| Ministerin nun ein. Über mögliche Konsequenzen bis hin zu einer Ablösung | |
| des Kommandeurs habe sie aber noch nicht entschieden – allerdings erwarte | |
| sie eine Entscheidung darüber in der kommenden Woche, sobald weitere | |
| Ergebnisse der Ermittlungen vorliegen. | |
| Die Opposition zeigte sich nicht zufrieden mit Kramp-Karrenbauers Aussagen | |
| in der Ausschuss-Sitzung. Ministerium und Bundeswehr-Spitze hätten das | |
| Parlament im vergangenen Jahr nicht über den Vorgang informiert, deswegen | |
| liege „offensichtlich eine Täuschung des Verteidigungsausschusses“ vor, | |
| erklärte der Linken-Wehrexperte Tobias Pflüger. Dies sei „skandalös“. | |
| Pflüger forderte den Rücktritt des KSK-Kommandeurs sowie personelle | |
| Konsequenzen auch im Ministerium. | |
| ## Eine ganze Kette von Vorfällen | |
| Ähnlich äußerte sich die Grünen-Abgeordnete Agnieszka Brugger. „Das | |
| Ministerium hat die hoch umstrittene Munitionssammelaktion in allen | |
| bisherigen Berichten verheimlicht“, kritisierte sie. „Die Hintergründe der | |
| Aktion und die Gründe für die Intransparenz des Ministeriums bleiben auch | |
| nach dieser Sitzung mehr als unklar.“ | |
| Das KSK ist durch [2][eine Reihe rechtsextremer Vorfälle] in die | |
| Schlagzeilen geraten. Kramp-Karrenbauer hatte deshalb bereits im | |
| vergangenen Jahr eine KSK-Division aufgelöst. Im Sommer [3][will sie eine | |
| Grundsatzentscheidung über die Zukunft der Elitetruppe treffen]. | |
| „Es bleibt dabei: Das KSK steht unter Bewährung“, sagte sie am Mittwoch. | |
| Die umstrittene Waffenamnestie füge sich ein in das Bild eines „nicht | |
| ordnungsgemäßen und in vielen Bereichen zu hinterfragenden Umgangs mit | |
| Munition“ und zeuge zudem von „Disziplinlosigkeit“. Auch in den Bereichen | |
| Vergaberecht und Nebentätigkeiten sehe sie Probleme im KSK, die aufgeklärt | |
| und in die Gesamtbewertung mit einfließen müssten, sagte Kramp-Karrenbauer. | |
| Kramp-Karrenbauer strebt eine grundlegende Reform der Truppe an – dabei | |
| hatte sie Kommandeur Kreitmayr eine zentrale Rolle zugewiesen. Über | |
| Kreitmayrs Zukunft wolle sie erst nach der „Einlassung des Betroffenen | |
| selbst“ entscheiden, sagte sie nun. Berichte, wonach sie sich bereits für | |
| Kreitmayrs Ablösung entschlossen habe, seien „Fake News“, sagte die | |
| Ministerin. | |
| Die Staatsanwaltschaft in Tübingen nahm derweil ein Vorermittlungsverfahren | |
| wegen der Amnestie für mutmaßliche Munitionsdiebe beim KSK auf. „Wir | |
| prüfen, ob strafbare Handlungen vorliegen, und haben deshalb ein | |
| Vorermittlungsverfahren aufgenommen“, sagte der Sprecher der | |
| Staatsanwaltschaft, Nicolaus Wegele, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. | |
| „Bei den Soldaten könnte ein Verstoß gegen das Waffengesetz oder das | |
| Kriegswaffenkontrollgesetz vorliegen, bei den Vorgesetzten Strafvereitelung | |
| oder Strafvereitelung im Amt.“ | |
| 24 Feb 2021 | |
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