# taz.de -- Baumreport des BUND: Pflanzen und Pflegen | |
> Der BUND hat nachgezählt: Jedes Jahr verliert Berlin über 1.000 | |
> Straßenbäume. Die Umweltorganisation plädiert dafür, den Bestand besser | |
> zu schützen. | |
Bild: Auch Bäume leben nicht ewig: umgestürzte Linde auf dem Boxhagener Platz | |
Es sieht nicht sehr gut aus für Berlins Straßenbäume – aber ein bisschen | |
Optimismus ist erlaubt. Das ist in etwa das Fazit des [1][Baumreports | |
2012–2019], den der Berliner BUND am Dienstag vorgestellt hat. | |
In größeren Abständen wertet BUND-Baumschutzexperte Christian Hönig die | |
Statistiken aus, die die Bezirke über Straßenbäume führen – für Bäume in | |
Grünanlagen und Gärten oder in den Wäldern gibt es keine entsprechend | |
detaillierten Zahlen. Die Kurve, die sich für den landesweiten Bestand | |
ergibt, fällt ab 2016 steil nach unten: Schuld waren Sturmtief „Xavier“ im | |
Oktober 2017 (Hönig: „Das hat richtig reingehauen“), aber wohl auch die | |
Dürresommer 2018 und 2019. | |
Konkret wurden 2017 mit 7.883 Straßenbäumen 68 Prozent mehr gefällt als im | |
Durchschnitt der fünf vorangegangenen Jahre. 2018 waren es 6.228 (32 | |
Prozent) und 2019 immer noch 6.034 (28 Prozent). Der Gesamtbestand fiel im | |
ganzen Zeitraum von 439.971 auf 431.101, denn in den meisten Jahren wurden | |
weniger Bäume gepflanzt als gefällt wurden. Im Schnitt macht das ein Minus | |
von 1.108 Bäumen pro Jahr. | |
„Das Verhältnis von Fällungen und Pflanzungen war in allen Bezirken | |
negativ“, weiß Hönig. Das ausgeglichenste Verhältnis könne noch Mitte | |
aufweisen: mit einer Quote von 1:1,2 – also 10 Neupflanzungen auf 12 | |
Fällungen. Positiv sei, dass sich der jährliche Verlust im Vergleich zu | |
früheren Baumreporten um mehrere hundert abgeschwächt habe. | |
## Fällgründe nicht erfasst | |
Während die Schäden, die „Xavier“ verursachte, auf der Hand liegen, ist d… | |
Einfluss der trockenen Sommer 2018 und 2019 weniger eindeutig: „Fällgründe | |
werden von den bezirklichen Statistiken nicht erfasst“, so Hönig, „es wäre | |
gut, wenn sich das änderte.“ Er gehe aber davon aus, dass der Trockenstress | |
für die Verluste der letzten Jahre eine große Rolle gespielt habe. | |
Dabei können sich strukturelle Schäden noch Jahre später bemerkbar machen. | |
Im schlimmsten Fall völlig überraschend, wie bei der 100-jährigen [2][Linde | |
auf dem Boxhagener Platz] in Friedrichshain, die vor einer Woche ohne | |
Vorwarnung umstürzte – glücklicherweise kam niemand zu Schaden. | |
Hönigs Hoffnung: Nachdem schon 2019 die Bilanz durch mehr Neupflanzungen | |
auf eine schwarze Null kam, könnte das Bild für 2020 und 2021 noch | |
freundlicher ausfallen. Denn Rot-Rot-Grün hat in den aktuellen | |
Doppelhaushalt deutlich mehr Geld für die Pflege des Stadtgrüns durch die | |
Bezirksämter eingestellt – [3][rund 80 Euro statt 40 Euro pro Straßenbaum]. | |
„Diese Mittel müssen unbedingt verstetigt werden“, fordert Hönig. Es sei | |
auch wichtig, mehr als heute für den Erhalt älterer Bäume zu tun. Die | |
könnten ihre Funktion als „städtische Klimaanlage“, aber auch als | |
Lebensraum für andere Arten schon jetzt entfalten und nicht erst in | |
Jahrzehnten: „Wir haben keine Zeit, immer nur nachzupflanzen, die | |
Klimakrise kommt sehr schnell auf uns zu.“ | |
Hönig forderte auch eine bessere Koordinierung kommunaler und privater | |
Anstrengungen. So seien die Bezirke in Dürremonaten auf Gießhilfe durch | |
BürgerInnen angewiesen – eine digitale Plattform, auf der die Beiträge | |
verbindlich dokumentiert würden, fehle aber bislang. | |
2 Mar 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bund-berlin.de/service/meldungen/detail/news/berliner-baumrepor… | |
[2] https://www.berlin.de/ba-friedrichshain-kreuzberg/aktuelles/pressemitteilun… | |
[3] /Mehr-Geld-fuer-Stadtgruen/!5643956 | |
## AUTOREN | |
Claudius Prößer | |
## TAGS | |
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Silke Gebel | |
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