# taz.de -- Die Wahrheit: Der Tag der unverrichteten Dinge | |
> Wie sieht’s aus, heute schon was geschafft? Ein Beitrag zur dringenden | |
> Feier der Prokrastination am „Tag der unverrichteten Dinge“. | |
Bild: Dinge, auf die der Handelnde keinen originären Einfluss hat: Weckerkling… | |
Sympathisch viele, bis auf wenige unerträgliche Streber, eigentlich alle | |
Menschen, kennen dieses Gefühl. Jenes Gefühl, das mit leeren Händen besser | |
als mit vollem Bauch zu greifen ist, ein Gefühl, das mit den Worten | |
„erfolg- und ergebnislos“ eng verbunden ist. Es handelt sich um ein Gefühl, | |
das quasi ein Nullsummenspiel mit sich selbst spielt – und regelmäßig im | |
Clinch mit der harten Tür der Tatsachen liegt. | |
Die Rede ist vom volkstümlich verzweifelten, hübsch altertümlichen | |
[1][Begriff der „unverrichteten Dinge“], der uns im Kern stets wieder auf | |
uns selbst zurückwirft. Ein Begriff, wie aus einem Deutschbuch für | |
Menschen, die Gefallen an den Untiefen der deutschen Sprache gefunden | |
haben: „Unverrichteter Dinge kehrte sie mit hängenden Schultern heim an den | |
reich gedeckten Abendbrottisch.“ | |
Da ist es nur recht und billig, dass das „Internationale Komitee zur | |
Verrichtung von Dingen“ am Freitag, den 26. Februar, nun schon zum siebten | |
Mal den „Tag der unverrichteten Dinge“ ins globale Gedächtnis ruft. Denn, | |
machen wir uns nichts vor: Richtig ist, dass täglich millionen-, ja, | |
billionenfach Dinge unverrichtet sich selbst überlassen bleiben, ja | |
zurückbleiben müssen, weil diejenigen, die mit der Verrichtung der Dinge | |
ursächlich betraut sind, wahlweise verhindert sind, es nicht wuppen wollen | |
oder können oder anderweitig dazu nicht in der Lage sind. Ein Trauerspiel, | |
unvollendet, Fortsetzung offen, oder gleich abgeblasen. Unverrichtet eben. | |
Was sind das nun eigentlich für Dinge, die so unverrichtet vor sich hin | |
stehen oder liegen? Und wie kommen wir da wieder raus? Die internen | |
Regularien des „Internationalen Komitees zur Verrichtung von Dingen“ | |
definieren Dinge, die noch nicht verrichtet sind, folgendermaßen: 1. | |
Wabernde Dinge, die paradox schwer auf den Punkt zu bringen sind. Dazu | |
gehören noch nicht erfolgte Steuererklärungen, auf sich warten lassende | |
Liebeserklärungen oder Dinge, mit denen man nix zu tun haben will | |
beziehungsweise gar nicht weiß, dass man mit ihnen zu tun haben sollte, wie | |
Müll runterbringen oder … (hier ein Stichwort nach Wahl einsetzen). | |
## Dinge, auf die man keinen Einfluss hat: Schwiegermutter | |
2. Nicht wabernde Dinge, eigentlich einfache, schlichte Dinge, wie einen | |
Zahnarzttermin vereinbaren – siehe Punkt 1, wabernde Dinge. 3. Dinge, auf | |
die der Handelnde keinen originären Einfluss hat, die ihm aber bei der | |
Verrichtung anderer Dinge hinderlich sind, Stichwort: Weckerklingeln, | |
Schwiegermutter. 4. Alle anderen Dinge, auch hier gilt – siehe Punkt 1. | |
Was also können wir am Tag der unverrichteten Dinge verrichten, um | |
richtungsweisend dieses Gedenktags zu gedenken? Die Ausrichterin, das | |
„Internationale Komitee zur Verrichtung von Dingen“, schreibt in ihrer | |
Pressemitteilung, die als Richtschnur zu lesen ist: „Lassen Sie es ruhig | |
angehen heute, denken Sie daran: Nur wer auch das Unverrichtete schätzt, | |
richtet keinen Schaden an!“ Dieser Losung schließen wir uns vollumfänglich | |
an und brechen hier und jetzt diesen Text unverrichteter Dinge ab. | |
26 Feb 2021 | |
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## AUTOREN | |
Harriet Wolff | |
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