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# taz.de -- Frauen-Skispringen vor der WM: Gestrichene Flüge
> Die deutschen Skispringerinnen suchen vor dem ersten WM-Start in
> Oberstdorf nach ihrer Form. Das liegt auch an struktureller
> Benachteiligung.
Bild: Auf der Suche nach Rhythmus und Selbstvertrauen: Katharina Althaus beim T…
Natürlich ist Katharina Althaus voller Vorfreude, aber auch aufgeregt. Wenn
die 24-Jährige aus dem Fenster ihrer Wohnung in Oberstdorf schaut, dann
kann sie den 44 Meter hohen Anlaufturm der großen Schanze im
Schattenbergstadion sehen. Er ist der 1,57 großen Skispringerin bestens
vertraut. 14 Jahre war sie alt, als sie zum ersten Mal von dort oben
losfahren durfte. Und oft hatte sie davor voller Sehnsucht von den vier
kleineren Schanzen hinüber auf den großen Bakken geschaut, nachdem sie mit
sechs Jahren ihren ersten Hüpfer auf der kleinsten der insgesamt fünf
Schanzen gewagt hatte. „Es ist schon etwas ganz Besonderes eine
Weltmeisterschaft an dem Ort zu haben, an dem alles angefangen hat“, sagt
Althaus.
Nicht nur für die deutschen Athletinnen werden diese Titelkämpfe etwas
Besonderes werden, sondern für das Skispringen der Frauen schlechthin. Denn
nachdem der Deutsche Skiverband den Zuschlag für die Nordischen Ski-WM 2021
erhalten hatte, konnte er auch auf sportpolitischer Ebene einen Erfolg
verbuchen.
Auf sein Drängen war der [1][Wettbewerb von der Großschanze mit ins
WM-Programm aufgenommen worden] und wird am kommenden Mittwoch ausgetragen
werden. Zwölf Jahre nach dem Debüt der Frauen bei Welt-Titelkämpfen haben
sie nun so viele Medaillenchancen wie ihre männlichen Kollegen. „Wir haben
lange gekämpft, jetzt ist es Wirklichkeit geworden“, sagte Bundestrainer
Andreas Bauer am Tag vor der Eröffnungsfeier, „umso schöner ist es, dass
wir das im eigenen Land präsentieren können.“
Den DSV-Verantwortlichen ging es um eine Gleichstellung von Frauen und
Männern. Das Engagement dürfte aber durch einen weiteren Umstand beflügelt
worden sein. Denn damals war das deutsche Frauenteam an der Weltspitze.
Davon ist Bauers Team in dieser Saison jedoch ein wenig entfernt. „Mir
fehlt das Selbstvertrauen, dass ich die Kante auch erwische“, gibt
Katharina Althaus zu.
## Noch ohne Podiumsplatz in der Saison
Die Olympiazweite, in den Wintern 2018 und 2019 jeweils Zweitbeste im
Weltcup, kämpft ebenso um den Anschluss wie Juliane Seyfarth, die Dritte
der Saison 2019. Nach ihrem Kreuzbandriss im Sommer 2019 [2][ist auch
Carina Vogt, Olympiasiegerin und zweimalige Weltmeisterin,] nicht wieder in
der Form früherer Tage. In dieser Saison ist noch keine deutsche Springerin
auf das Podium gesprungen.
„Die Zeit des Jammerns ist vorbei, wir wollen gute Wettkämpfe abliefern“,
hat Bundestrainer Bauer gesagt und vor den Titelkämpfen seinen Plan
geändert. Statt die anstrengende Reise zu den Weltcupspringen nach Rasnov
in Rumänien zu absolvieren, ist der Coach mit diesem Trio nach
Garmisch-Partenkirchen gefahren, um auf der Olympiaschanze an Absprung und
Fluggefühl zu arbeiten. „Wir konnten in Garmisch noch mal gute Einheiten
springen“, berichtete Althaus, „so geht es schon Schritt für Schritt nach
vorne.“ Ihre Sorge, ob diese Fortschritte genügend groß sind, wurden beim
ersten Training bestätigt. Und dies nicht nur bei ihr. „Mit unseren
Trainingsleistungen waren wir nicht zufrieden, da sind wir unter Wert
rausgegangen“, analysierte Bauer. Speziell beim Timing des Absprungs seien
noch Fehler passiert. „Wenn wir das besser machen, dann sind noch einige
Plätze nach vorne drin.“
Im Kampf um gleiche Bedingungen gibt es derweil noch vieles zu tun. In
dieser Saison haben die Skispringerinnen nur neun Wettkämpfe bestreiten
können, während die Männer schon 25 Mal gesprungen sind. Wegen der
Coronapandemie ist der Saisonstart in Lillehammer ausgefallen, ebenso drei
Springen in Japan. Anders als bei den Männern werden bei Absagen keine
kurzfristigen Ersatzlösungen gefunden. Die Sponsoren halten sich zurück.
Denn während die Springen der Männer stets live im Fernsehen übertragen
werden, gibt’s von den Frauen meist nur Zusammenfassungen.
Immer wieder klaffte im Kalender der Springerinnen ein Loch von drei, vier
Wochen. „Da fehlen das Wettkampfgefühl und der Rhythmus, den man sonst in
einem normalen Winter hat“, klagt Springerin Althaus. Jetzt gilt es in den
Rhythmus bei der Heim-WM zu kommen. Ein guter Start am Donnerstag auf der
kleinen Schanze würde für das nötige Selbstvertrauen sorgen.
25 Feb 2021
## LINKS
[1] /Grossschanze-fuer-Skispringerinnen/!5687962
[2] /Sotschi-2014--Skispringen-Einzel/!5048889
## AUTOREN
Klaus-Eckhard Jost
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Frauen
WM
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Olympische Winterspiele 2022
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Schwerpunkt Klimawandel
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