| # taz.de -- Streit zwischen Australien und Facebook: Wer hat kapituliert? | |
| > Australien und Facebook vertragen sich nach einem Streit über ein | |
| > Mediengesetz. Einen wirklichen Sieger gibt es nicht. Die globale Kritik | |
| > aber wirkt. | |
| Bild: Mark Zuckerberg sah sich gezwungen, persönlich mit der australischen Reg… | |
| Das Muskelmessen hat ein Ende. Australien bekommt in den nächsten Tagen | |
| wieder Nachrichten. Nicht, dass es Down Under daran wirklich gemangelt | |
| hätte. Nur von Facebook gab es keine. Der [1][Tech-Gigant hatte das Land | |
| mit News-Entzug abgestraft]. Die klare Botschaft lautete: Legt euch bloß | |
| nicht mit uns an. Hintergrund: Die Regierung in Canberra will Facebook und | |
| Google per Gesetz zwingen, künftig die australischen Medien an ihren im | |
| News-Bereich erzielten Anzeigeneinnahmen zu beteiligen. | |
| Seit Donnerstag waren nicht nur klassische News-Seiten, sondern gleich auch | |
| die halbe Zivilgesellschaft, Behörden, in der Coronapandemie | |
| lebensnotwendige Gesundheitsdienste, auch Hilfsorganisationen in Sachen | |
| häuslicher Gewalt blockiert. Facebook stand und steht deshalb international | |
| in der Kritik. Weshalb wohl auch Facebook-Boss Mark Zuckerberg persönlich | |
| mit Australiens Finanzminister Josh Frydenberg und Medienminister Paul | |
| Fletcher verhandelte. Das Ergebnis ist ein fauler Kompromiss, bei dem beide | |
| Seiten „Sieg“ brüllen können. | |
| Denn auf den ersten Blick bleibt das Gesetz erhalten: Facebook, Google und | |
| vergleichbare Intermediäre müssen mit australischen Medien ernst gemeinte | |
| Verhandlungen aufnehmen und eine faire Beteiligung an den Anzeigeneinnahmen | |
| vereinbaren. Kommt das nicht zustande, setzt [2][ein von den australischen | |
| Behörden kontrolliertes Schlichtungsverfahren] ein. Dessen Ergebnis müssen | |
| die Tech-Konzerne akzeptieren, sonst drohen empfindliche Strafen. | |
| Das Ganze wäre aber kein Kompromiss, wenn der Käse nicht ziemliche Löcher | |
| bekommen hätte: Das Gesetz soll nicht anwendbar sein, wenn die Konzerne | |
| nachweisen können, dass sie mit „genügend Medienunternehmen“ Vereinbarung… | |
| geschlossen haben. Was bitte bedeutet „genügend“? Außerdem gibt es statt | |
| sofortiger Sanktionen künftig eine Frist von einem Monat zur Nachbesserung. | |
| Der Schlichtungsprozess soll dann nur noch als „letzter Ausweg“ greifen. | |
| Vermutlich also – nie. | |
| ## Google schweigt | |
| Zahlreiche australische Medien verhandeln nun mit Facebook beziehungsweise | |
| haben die Verhandlungen wieder aufgenommen. Google schweigt dagegen | |
| merkwürdig stille. Dabei dominiert Google das News-Geschäft noch stärker | |
| als Facebook und hatte mit ähnlichen Sanktionen gedroht. Die massive | |
| globale Kritik hat also etwas gebracht. Facebook hat, allem fröhlichen | |
| Gelaber von Mark Zuckerberg über globale soziale Verantwortung zum Trotz, | |
| mal wieder sein wahres Gesicht gezeigt. Es ist nicht schön. | |
| Und trotz aller Verwässerungen bringt das australische Gesetz mehr, als | |
| bislang in Europa denkbar scheint. Doch jetzt taucht bei uns plötzlich auch | |
| ein höchst unerwarteter Verbündeter auf: Ausgerechnet [3][Microsoft geht | |
| laut Financial Times auf die EU zu] und bietet an, ein Schlichtungssystem | |
| nach dem australischen Modell für das europäische Leistungsschutzrecht zu | |
| entwickeln. Wenn das kein Fehdehandschuh ist! | |
| 23 Feb 2021 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Nachrichtensperre-bei-Facebook/!5747407 | |
| [2] /Australien-und-Google/!5746352 | |
| [3] https://financialpost.com/financial-times/microsoft-joins-forces-with-europ… | |
| ## AUTOREN | |
| Steffen Grimberg | |
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