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# taz.de -- „Tatort“ aus Dortmund: Ohne Banalitäten
> Ein Tatort, der strukturellen Rassismus in der Polizei und
> gesellschaftliche Reaktionen darauf thematisiert. Belehrend kommt er
> nicht daher.
Bild: Anna Schudt und Jörg Hartmann spielen die zwei Kommissar:innen – facet…
Es ist wahrscheinlich Zufall, dass diese „Tatort“-Folge just nach dem
Jahrestag des rassistischen Anschlags in Hanau läuft. Zumindest wird nichts
dergleichen im Pressedossier über „Heile Welt“ erwähnt. Und der WDR hat m…
seiner rassistischen Talk-Ausgabe „Die letzte Instanz“ samt vergurkter
Nicht-Entschuldigung und dem Blackfacing in einer Karnevalssendungen
ausreichend gezeigt, dass antirassistische Sensibilität nicht so wirklich
zu den Stärken des Senders gehört.
Es mag also Zufall sein, aber: Unter allen bekannten deutschen
TV-Krimi-Versuchen, [1][strukturellen Rassismus in der Polizei zu
thematisieren und gesellschaftliche Reaktionen darauf], gehört dieser
Dortmunder „Tatort“ wirklich zu den besten.
Der Kontext, stark verkürzt: Eine junge weiße Mieterin eines
Hochhauskomplexes in Dortmund liegt ermordet in ihrem Kellerabteil.
Kommissarin Bönisch (Anna Schudt) nimmt vor Ort einen der Nachbarn fest,
den Teenager-Sohn der irakischen Familie Khaled. Jemand filmt sie dabei,
der Clip landet in den sozialen Medien. „Super“ kommentieren die einen,
„Rassistin“ die anderen.
Die medialen Blasen drumherum kriegen Impulse von einem rechtsextremen
Lokalpolitiker mit eigenem Youtube-Kanal und einer linken Plattform. Das
ganze Chaos aus homogenisierenden Gruppen-Zuschreibungen einerseits,
individuellem Selbstverständnis andererseits, dazu Missverständnissen,
verfälschenden Verkürzungen knallt hier aufeinander. Und zwar ohne dröge
oder nervend belehrend daherzukommen, sogar ohne banalen Schluss.
## Visuell aufregend
Das hat mehrere Gründe. Zum einen liegt es daran, wie sensationell
Regisseur Sebastian Ko („Wir Monster“) diese Geschichte von Jürgen Werner
inszeniert hat. Da sind etwa die rauchroten Nebelschwaden gleich zu Beginn.
Eine Preview auf eine spätere Kampfszene, aber eben alles undurchsichtig
und in Slow Motion. Visuell aufregender als alle „Tatorte“ seit einem Jahr.
Und ein Bild für die Gemengelage der Story.
Zum anderen dank des Plots: Hauptkommissarin Rosa Herzog (Stefanie
Reinsperger) ist die Neue, sie ersetzt Nora Dalay (Aylin Tezel) und hat
hier die Rolle der Außenstehenden: Sie weiß eben nicht, wie das Team so
tickt, wie stark die Kumpanei, wie ausgeprägt Racial Profiling ist.
Und obendrein gönnen Drehbuch und Regie der [2][Crew um Faber, Bönisch,
Pawlak samt Nebenfiguren, dass sie Facetten haben dürfen]. Und so komplex
sein können, wie das eben in 90 Minuten möglich ist. Aber: Es geht.
21 Feb 2021
## LINKS
[1] /Verdachtsfaelle-Rassismus-bei-Polizei/!5735572
[2] /Tatort-aus-Dortmund/!5564091
## AUTOREN
Anne Haeming
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