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# taz.de -- „Tatort“ aus Dortmund: 90 Minuten Geraune
> Dass die Sache in Dortmund ein schlechtes Ende nimmt, ahnt man irgendwie.
> Aber wir werden nichts verraten, nein, das tun wir nicht!
Bild: Zieh oder verrat, wie es ausgeht: Kommissarin Martina Bönisch (Anna Schu…
Nach welchen Kriterien entscheiden TV-Serien-PR-Leute eigentlich, ob der
Ausstieg von Figuren im Vorfeld für Werbezwecke kolportiert wird? Oder ob
das Ganze die Überraschung der Folge sein soll?
Dass mit dieser [1][Dortmunder „Tatort]“-Folge irgendwas nicht stimmt, war
schon seit einer Weile klar: Sie stand nicht in der Presse-Mediathek, wo
wir Journalistinnen sonst die kommenden Sendungen, Filme, Serien anschauen
können. Das gab’s zuletzt bei Til Schweigers „Tatorten“, dem Vorabkritik…
wohl nicht so gefallen.
Nun ja, die Pressestelle rückte dann doch einen Link raus mit der Bitte,
nicht zu spoilern. Und klar, es macht auch keinen Sinn, zu verraten, was
sich fürs Ermittlungsteam Faber (Jörg Hartmann), Bönisch (Anna Schudt),
Pawlak (Rick Okon), Herzog (Stefanie Reinsperger) verändert. Allerdings
sind die Spuren sowieso nicht zu übersehen, die Drehbuchautor Jürgen Werner
und Regisseur Torsten C. Fischer in „Liebe mich“ von Anfang an auslegen.
Etwa dass die Ermittlungen umgeben von Leichen und Kreuzen starten. Also
unverdächtigen Leichen. Der Fall beginnt [2][in einem Friedwald] – und
kreist um ein Bestattungsunternehmen. Tote tauchen auf dem Friedhof auf,
die da nicht liegen sollten: ermordet, in Blümchenkleidern „aus den
Neunzigern“, wie die SpuSi verblüffend modesicher feststellt.
## Verdächtiger Kram
Das Gefährliche bei Filmüberraschungen: Das „Boom!“ ist so laut, dass das
Drumherum leicht aus dem Blickfeld rutscht. Denn letztlich ist die ganze
Story nicht um die Serienmorde gestrickt, sondern hat nur einen Fokus: die
Fährten zu verwischen, die zu jener Überraschung führen (die, wie gesagt,
nicht so mega überraschend ist, aber hey, ich hab nix gesagt).
Was dem Autor einfällt: Er packt allen im Team verdächtigen Kram ins
Folgengepäck. Bönisch hat den manipulativ bösartigen Typ von der SpuSi an
der Backe, mit dem sie kurz was hatte. Faber konfrontiert eben jenen Dulli
deswegen, so oft er ihm über den Weg läuft. Pawlaks Ex-Frau sitzt im
Gefängnis, weil sie wen umgebracht hat, um Pawlak zu schützen. Herzogs
Mutter ist Teil der RAF-Reste und will aussteigen.
Moment, worum ging’s noch mal? Ach ja, Serienmord, Bestattungsfirma,
Leichen unter Leichen. Spätestens als nach einem Angriff eine Dienstpistole
minutenlang rumliegen darf, ist klar: Das nimmt kein gutes Ende. Und das,
obwohl es zum Einmaleins gehören sollte, zuerst die Waffe zu sichern, klar.
Was bleibt: 90 Minuten Geraune. Und die Frage: Wie geht’s weiter in
Dortmund?
20 Feb 2022
## LINKS
[1] /Tatort-aus-Dortmund/!5749889
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## AUTOREN
Anne Haeming
## TAGS
Wochenendkrimi
Dortmund
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Schwerpunkt Rassismus
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