| # taz.de -- Koalitionsausschuss zu Coronahilfen: Milliarden sollen aus Krise he… | |
| > Die Beschlüsse zu den neuen Coronahilfen stoßen bei Parteien und | |
| > Verbänden auf gemischte Reaktionen. Kritik gibt es an Höhe und | |
| > Zielgenauigkeit. | |
| Bild: Die GroKo verteilt die Milliarden – aber sind es genug? | |
| Berlin taz | Die vom Koalitionsausschuss beschlossenen Coronahilfen für | |
| Bedürftige sollen möglichst schnell umgesetzt werden. Dies kündigte | |
| Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) am Donnerstag in Berlin an. Er | |
| wolle einen Entwurf für ein drittes Sozialschutzpaket bereits am kommenden | |
| Mittwoch ins Kabinett einbringen, erklärte Heil. Darin enthalten seien der | |
| geplante einmalige Coronazuschuss für Grundsicherungsempfänger in Höhe von | |
| 150 Euro sowie die Verlängerung des erleichterten Zugangs zu | |
| Hartz-IV-Leistungen bis zum Jahresende. | |
| „Die Menschen können sich auf den Sozialstaat verlassen“, sagte Heil. Die | |
| Hilfen seien „wirtschaftlich vernünftig“ und „sozial geboten“ und käm… | |
| Geldbeutel der Menschen“ an. | |
| Der Koalitionsausschuss hatte am Mittwochabend angesichts der andauernden | |
| Belastungen durch die Coronakrise mehrere Sozial- und einige | |
| Wirtschaftshilfen beschlossen. So sollen Familien wie auch schon im | |
| vergangenen Jahr einen Kinderbonus als Aufschlag auf das Kindergeld | |
| bekommen. Dieser soll einmalig 150 Euro pro Kind betragen und wird mit dem | |
| steuerlichen Kinderfreibetrag verrechnet. | |
| Für HochverdienerInnen ergibt sich demzufolge unter Umständen kein Plus im | |
| Geldbeutel. Wer allerdings das Kindergeld und nicht den steuerlichen | |
| Kinderfreibetrag bekommt – und das sind die allermeisten Familien –, erhält | |
| den vollen Bonus. Die Auszahlung wird nicht auf Leistungen der | |
| Grundsicherung angerechnet und kommt somit auch Hartz-IV-EmpfängerInnen | |
| zugute. Erwachsene Hartz-IV-EmpfängerInnen erhalten zudem einen einmaligen | |
| Zuschuss von 150 Euro pro Person. | |
| Opposition fordert monatliche Erhöhung der Grundsicherung | |
| Der einmalige Coronazuschlag soll mit etwa 800 Millionen Euro für den | |
| Staatshaushalt zu Buche schlagen. Der Kinderbonus koste rund 2 Milliarden | |
| Euro, sagte Heil am Donnerstag. | |
| Wer erstmalig Grundsicherung beantragen muss, dem werden die Wohnkosten in | |
| den ersten zwei Jahren des Bezugs in voller Höhe erstattet. Vermögen des | |
| Beantragenden bis zu einer Höhe von 60.000 Euro sowie 30.000 Euro für jedes | |
| weitere Haushaltsmitglied werden nicht angerechnet. Die Regelung, die | |
| pandemiebedingt im vergangenen Jahr eingeführt wurde, wird nun bis Ende | |
| 2021 verlängert. | |
| Die Grünen kritisierten den Koalitionsbeschluss als unzureichend für | |
| Bedürftige. Der einmalige Coronazuschuss von 150 Euro sei eine „mickrige | |
| Einmalzahlung“ und eine „herbe Enttäuschung“, sagte Grünen-Fraktionsche… | |
| Katrin Göring-Eckardt. Bernd Riexinger, Vorsitzender der Linken, | |
| kritisierte, die Einmalzahlung von 150 Euro für Menschen in Grundsicherung | |
| werde den Mehrkosten durch Corona „nicht gerecht“. Linke und Grüne fordern | |
| einen monatlichen Zuschlag von 100 Euro während der Pandemie. | |
| Eine Initiative aus mehreren Verbänden, auch dem Paritätischen | |
| Gesamtverband, hatte einen Aufschlag von 100 Euro monatlich während der | |
| Pandemie und eine dauerhafte Anhebung des Regelsatzes auf 600 Euro | |
| gefordert. Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands, | |
| erklärte, die Krisenbewältigung der Koalition bleibe ein | |
| [1][„armutspolitisches Trauerspiel“]. | |
| Auch Unternehmen sollen entlastet werden | |
| Die Koalition beschloss weitere [2][Wirtschaftshilfen]. Eine erweiterte | |
| steuerliche Verrechnung von aktuellen Verlusten mit Gewinnen aus den | |
| Vorjahren soll es den Unternehmen ermöglichen, ihre Steuerlast zu | |
| reduzieren. Die Mindereinnahmen für den Staatshaushalt durch diese | |
| Erleichterungen betragen laut Finanzminister Olaf Scholz (SPD) weniger als | |
| 1 Milliarde Euro. | |
| Der verringerte Mehrwertsteuersatz von 7 Prozent für Speisen in Cafés und | |
| Restaurants, der zunächst bis Ende Juni vorgesehen war, soll nun bis Ende | |
| 2022 weiter bestehen bleiben. Nach Schätzungen der SPD belaufen sich die | |
| daraus resultierenden Mindereinnahmen für den Staatshaushalt im Jahr 2021 | |
| auf rund 3,5 Milliarden Euro. | |
| Die Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie bezeichnete der Deutsche | |
| Hotel- und Gaststättenverband Dehoga als „richtig, wichtig und mutmachend“. | |
| Der Präsident des Ifo-Instituts, Clemens Fuest, bemängelte allerdings, die | |
| Mehrwertsteuersenkung in der Gastronomie sei wenig zielgenau. „Sie hilft | |
| Betrieben, die weniger betroffen sind und mehr Umsatz machen, stärker als | |
| Betrieben, die härter getroffen sind.“ | |
| Der Koalitionsausschuss beschloss zudem, auch das Rettungs- und | |
| Zukunftsprogramm „Neustart Kultur“ in einem Anschlussprogramm zu | |
| verlängern. Dies soll 1 Milliarde Euro kosten. | |
| Zum Umgang mit der Schuldenbremse zeigten sich angesichts der | |
| Milliardenhilfen in der Coronapandemie abweichende Vorstellungen zwischen | |
| Union und SPD. Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus forderte ein Festhalten | |
| an der im Grundgesetz festgeschriebenen Vorgabe. SPD-Chef Norbert | |
| Walter-Borjans sagte hingegen, die Schuldenbremse habe den Fehler, | |
| Investitionen in die Zukunft im Zweifelsfall unmöglich zu machen. (mit dpa, | |
| afp, rtr) | |
| 4 Feb 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Barbara Dribbusch | |
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