# taz.de -- Mathias Döpfner knüpft EU-Pakt: Verdächtige Brieffreundschaft | |
> Nach dem „offenen Brief“ von Mathias Döpfner an Ursula von der Leyen | |
> gegen die Macht der Tech-Konzerne reagiert die EU-Kommission verdächtig | |
> schnell. | |
Bild: Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender bei Axel Springer | |
Herzlich willkommen bei [1][Medienpolitik für Anfänger]! Heute geht es um | |
die Frage, wie man das ganz große Rad dreht. Eure Aufgabe: die EU dazu | |
bewegen, Google, Facebook & Co in die Schranken zu weisen. Mit dem Ziel, | |
deren Nutzung persönlicher Daten möglichst weitgehend einzuschränken. Wie | |
gehen wir vor? | |
Zunächst einmal holen wir ein Instrument aus dem Schrank, das in digitalen | |
Zeiten auf den ersten Blick ein bisschen angestaubt wirkt. Die Rede ist vom | |
„offenen Brief“. Macht natürlich keinen Sinn, wenn den irgendwer schreibt, | |
es muss sich um eine Persönlichkeit von gewisser Größe handeln. Also | |
brauchen wir Mathias Döpfner. Der ist Vorstandschef bei Axel Springer und | |
Vorsitzender des Verlegerverbands BDZV. Außerdem hat er mit Bild und Welt | |
ja noch zwei Zeitungen am Start, in denen so ein Brief viel offener | |
transportiert wird als mit der gelben Post. | |
Also schreibt Döpfner Ende Januar sehr lesenswerte 15.000 Zeichen an die | |
[2][„verehrte Frau Kommissionspräsidentin“] in die Welt hinein. | |
Beeindruckend, nach gerade mal zwei Tagen kommt der – ebenfalls offene – | |
Antwort-Brief. Was für ein Zufall! [3][Kommissionspräsidentin Ursula von | |
der Leyens Schreiben] bleibt zwar ein Drittel kürzer als Döpfners Depesche, | |
ist aber sehr detailliert. | |
Wer sich ein bisschen mit den Abläufen in der EU-Kommission auskennt, weiß, | |
dass so eine abgestimmte Rückmeldung üblicherweise Wochen dauert. Döpfner | |
bekommt auch in fast allen Punkten recht. Weshalb anzunehmen ist, dass | |
Brüssel mindestens seit Jahresanfang an der Antwort auf den völlig | |
überraschenden Brief aus Berlin feilt. | |
## Digitales Pow-Wow | |
Und von der Leyen verwandelt die Vorlage sicher. Welch Zufall! Endlich kann | |
nochmal im Detail aufgezählt werden, wo die EU Gutes tut. „Lieber Herr | |
Döpfner, Sie sehen: wir sind längst dabei, die Chance Europas zu nutzen. | |
Denn in der Tat: Europa dient seinen Bürgerinnen und Bürgern. Das gilt in | |
der analogen Welt. Und das gilt auch online. Ohne Einschränkungen.“ | |
Und damit das auch im föderalen Deutschland ankommt, folgte Montag der | |
dritte Akt. Da lud die CDU/CSU-Bundestagsfraktion zum digitalen Pow-wow im | |
Netz. Das Ganze hieß „Fachgespräch digital – Medien und Demokratie“. Mit | |
dabei war natürlich (Zufall!) [4][Mathias Döpfner,] der wieder Verbündete | |
im Kampf für selbstbestimmte Daten sammelte. | |
Am Ende können alle behaupten, am ganz großen Rad mitzudrehen. Vor allem | |
die Union, die so tut, als könnte sie ausnahmsweise mal Medienpolitik für | |
Fortgeschrittene. Dabei ist das Ganze bislang nur eine Brieffreundschaft | |
von Gleichgesinnten. Google hat übrigens nicht mal ’ne digitale Postkarte | |
mit Dank für die gelungene Inszenierung zurückgeschickt. | |
4 Feb 2021 | |
## LINKS | |
[1] /Medienkonzentration-in-Deutschland/!5738640 | |
[2] https://www.welt.de/wirtschaft/article225103061/Mathias-Doepfner-Totale-Tra… | |
[3] https://www.welt.de/debatte/kommentare/article225210905/Von-der-Leyen-Wir-m… | |
[4] /Schenkung-von-Verlagsanteilen/!5716487 | |
## AUTOREN | |
Steffen Grimberg | |
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