# taz.de -- Sieben Tage Videokunst aus Berlin: Omer Fast zur Geisterstunde | |
> Jeden Mittwoch ein neuer Kunstfilm: Das Haus am Waldsee zeigt ausgewählte | |
> Videoarbeiten der „Videoart at Midnight“-Serie. Den Anfang macht Omer | |
> Fast. | |
Bild: Omer Fast, „The Invisible Hand“, 2018, VR Film adapted to HD, 11:30 m… | |
In Kooperation mit [1][„Videoart at Midnight“] zeigt das Haus am Waldsee | |
das Lockdownprogramm „[2][Videokunst aus Berlin“]. Katja Blomberg und Olaf | |
Stüber haben Arbeiten von acht Künstler:innen aus dem Repertoire des | |
mitternächtlichen Videokunstprojekts von Olaf Stüber und Ivo Wessel | |
zusammengestellt. Den Anfang macht eine Filmarbeit von Omer Fast, es folgt | |
weitere Videokunst von Antje Majewski, Julian Rosefeldt, Isabell | |
Heimerdinger, Anri Sala, Fischer el Sani, Erik Schmidt und Stefan Panhans. | |
Jeden Mittwoch wechselt das Programm. | |
Als erstes läuft [3][Omer Fasts] „The Invisible Hand“, ein auf HD | |
adaptierter VR-Film von 2018. Ein treffender Auftakt, denn „Videoart at | |
Midnight“ beginnt bekanntlich zur Geisterstunde. Im jüdischen Märchen, auf | |
das sich Fast hier bezieht und das er ins moderne China verlegt hat, | |
geistern so einige Präsenzen durch die Geschichte. | |
Im weißen Nachthemd erzählt uns die Erzählerin, ein kleines Mädchen, von | |
der Kindheit ihres Vaters. Mehr noch, sie schreitet selbst die Geschichte | |
ab und schaut ihrem wieder Kind gewordenen Papa dabei zu, wie er bei einem | |
Picknick-Streit seiner Eltern in den Wald rennt und dort auf eine | |
Geisterhand im Boden trifft, die verzweifelt nach einem Ring greift. | |
Unfreiwillig verhilft seine Entscheidung in dieser Situation der Familie | |
zum Klassenaufstieg. | |
Als die bleiche Präsenz aber von der Familie verstoßen wird, muss die | |
Familie fortan immer die Wahrheit sagen und wird damit selbst in die | |
Nichtkonformität gedrängt. So erklärt es uns das Mädchen inmitten von Fasts | |
künstlich konstruierten 3D-Ruinen und Glastürmen. | |
## Schemen der Wahrheit | |
Nur zu real erscheint der kindliche Versuch, die Eltern zu retten. Egal, | |
was die Älteren den Jüngeren längst antun. So wie der Sohn, der den Eltern | |
vergeblich von der Geisterhand zu erzählen versucht. Und so wie seine | |
zukünftige Tochter, die sich während des nächsten Streits der nächsten | |
Generation zögerlich an die Versicherung ihrer Eltern erinnert, es würde | |
sie am Ende stärken, die Wahrheit zu kennen. | |
Welche Wahrheit das ist – die Wirklichkeit intergenerationaler | |
Beziehungsgeflechte, die Wirklichkeit der geisterhaften Vergangenheit oder | |
die Wirklichkeit der Realität als Erzählung – das lässt Fast, wie er es | |
gerne tut, als Schemen im Nebel nur aufblitzen. | |
8 Feb 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.videoart-at-midnight.de | |
[2] https://hausamwaldsee.de/blog/omer-fast-the-invisible-hand-2018/ | |
[3] https://art21.org/artist/omer-fast/ | |
## AUTOREN | |
Noemi Molitor | |
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