# taz.de -- Klimapolitik der neuen US-Regierung: Vorschusslorbeeren | |
> Dass die USA sich wieder um Klimapolitik kümmern, sorgt international für | |
> Erleichterung. Dabei ist es dafür noch viel zu früh. | |
Bild: Eine seiner ersten Amtshandlungen: Joe Biden kehrt zum Pariser Klimaabkom… | |
Die [1][U][2][SA sind zurück auf der Bühne der internationalen | |
Klimapolitik]. Auf dem internationalen Klimaanpassungsgipfel, der auf | |
Einladung der Niederlande ab Montag 24 Stunden lang per Videokonferenz | |
abgehalten wurde, trat John Kerry auf: Urgestein der Klima- und | |
Außenpolitik der USA und Joe Bidens Sonderbeauftragter für Klimafragen, ein | |
neugeschaffener Posten. | |
Und Gipfelreden, die kann Kerry. Staatsmännisch trat der 77-Jährige auf, | |
thematisierte den klimapolitischen Ausfall der vergangenen vier Jahre | |
offensiv, hatte sogar das Vokabular der jugendlichen Klimabewegung Fridays | |
for Future drauf („Die Krise wie einen Notfall behandeln“). | |
Er kündigte an, dass die USA die Klimahilfen für arme Länder, deren Zahlung | |
Donald Trump entgegen den Versprechen seines Vorgängers Barack Obama | |
gestoppt hatte, nachzahlen werden. Und dass man schon daran arbeite, den | |
Klimaaktionsplan zu erstellen, den die Mitgliedschaft im Paris-Abkommen | |
erfordert. Aus dem war die Trump-Regierung ja ausgestiegen, Joe Biden hat | |
die USA direkt an seinem ersten Tag wieder angemeldet. | |
Der Schritt brachte den USA auf dem Anpassungsgipfel Lob ein, unter anderem | |
vom früheren UN-Chef Ban Ki Moon, der seinen Glückwünschen an Joe Biden | |
extra einen Platz in seiner Rede einräumte. | |
## Treibhausgasemissionen müssen fallen | |
[3][Zu früh sollte der Jubel aber nicht einsetzen]. Vielleicht ist es der | |
Trump-Effekt, dass schon Erleichterung aufkommt, wenn die USA wenigstens | |
glaubhaft machen, dass sie sich an internationale Regeln und die eigenen | |
Versprechen halten werden. Das schließlich war die Quintessenz von Kerrys | |
Rede. | |
Letztlich kommt es aber darauf an, dass die Treibhausgasemissionen fallen. | |
Und dafür braucht es wirksame Gesetze. Die gute Stimmung sollte nicht | |
darüber hinwegtäuschen, dass es für Biden auch später schwierig wird, sie | |
durchzusetzen – obwohl die Demokraten die Mehrheit in beiden Kammern der | |
US-Legislative haben. Das Problem: Im Senat ist sie sehr knapp. Die | |
Demokraten haben dort nur 50 der 100 Stimmen. | |
Für einen Patt-Fall sieht die Geschäftsordnung des Senats vor, dass die | |
US-Vizepräsidentin als dessen Vorsitzende auch eine Stimme bekommt. Mit | |
Kamala Harris haben die Demokraten also gerade so eine einfache Mehrheit. | |
Nur braucht es für die meisten Gesetze 60 Stimmen. Das heißt: Zehn | |
Republikaner:innen müssen sich überzeugen lassen. Das dürfte zu | |
lasten der klimapolitischen Integrität gehen. | |
Zur Not muss Biden sozusagen die Hintertüren nehmen: Er kann viel im | |
Alleingang per Dekret beschließen und für den US-Jahreshaushalt, in den man | |
beispielsweise Öko-Steuern einbauen könnte, braucht er im Senat nur die | |
einfache Mehrheit. Aber diese Weichen können Nachfolger:innen genau so | |
einfach wieder umstellen. Dass Biden und sein Team darauf in der ersten | |
Woche im Amt noch keine Antwort haben, ist klar. Sie müssen sie aber bald | |
finden, damit die Vorfreude auf gute US-Klimapolitik nicht schon die | |
schönste Freude war. | |
26 Jan 2021 | |
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## AUTOREN | |
Susanne Schwarz | |
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