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# taz.de -- EU beschwert sich bei Pharmakonzernen: „Nicht hinnehmbar“
> Erst kündigte Pfizer Lieferschwierigkeiten an, dann AstraZeneca. Jetzt
> hat noch Pharmakonzern Merck seine Impfstoff-Entwicklung abgebrochen.
Bild: Boris Johnson demonstriert stolz, dass es in Großbritannien offensichtli…
Brüssel taz | Angesichts zunehmender Probleme bei der Lieferung von
Corona-Impfstoffen nach Europa bemüht sich die EU-Kommission um
Schadensbegrenzung. Behördenchefin Ursula von der Leyen schaltete sich am
Montag persönlich in den Streit mit dem britisch-schwedischen
[1][Pharmakonzern Astra-Zeneca] ein. In einem Telefonat mit Firmenchef
Pascal Soriot bestand sie auf Einhaltung der Lieferzusagen.
Der Hersteller, der Großbritannien seit Wochen versorgt, hatte am Freitag
mitgeteilt, dass er der EU zunächst weniger Corona-Impfdosen liefern könne
als vorgesehen. Grund seien Probleme in „einem Werk in unserer europäischen
Lieferkette“. Ein EU-Vertreter sagte, es gehe um einen Ausfall um 60
Prozent auf nur noch 31 Millionen Dosen. Dies will von der Leyen nicht
hinnehmen.
Die Kommissionschefin erinnerte nach Angaben eines Sprechers daran, dass
die EU „im Vorfeld beträchtliche Summen in das Unternehmen investiert“
habe, um sicherzustellen, dass die Produktion in Gang kommt. Deshalb müsse
AstraZeneca nun die vereinbarten Impfdosen liefern. Die EU behalte sich
rechtliche Schritte vor, hieß es in Brüssel.
Am Nachmittag traf sich die EU-Behörde mit den 27 EU-Staaten zu einem
Krisentreffen. Der Vertrag mit AstraZeneca war, wie alle anderen
Impfstoff-Deals, in enger [2][Absprache mit den Mitgliedsstaaten]
ausgehandelt worden. Darauf weist die EU-Kommission regelmäßig hin, wenn
etwas schief geht – wie auch jetzt wieder. Man sitze in einem Boot, heißt
es in Brüssel mit Blick auf die Pannenserie.
AstraZeneca ist nicht der einzige Problemfall. Zuvor hatte auch der
[3][US-Konzern Pfizer] angekündigt, die Lieferungen nach Europa
einzuschränken. Dadurch geraten die EU-Staaten immer mehr ins
Hintertreffen. Andere Länder wie die USA, Großbritannien und Israel sind
nicht nur bei der Impfung wesentlich schneller als die Europäer – dort
scheint es auch keine größeren Lieferprobleme zu geben.
## Kurz vor der Zulassung
Woran das liegt, darüber kann man nur spekulieren – denn die EU weigert
sich, die Verträge offenzulegen. Eine Vermutung lautet, dass Brüssel zu
wenig Geld in die Hand genommen und den Impfstoff zu spät bestellt hat. Ein
weiteres Problem ist, dass die EU bei der Zulassung hinterherhinkt. So will
die Europäische Arzneimittelagentur erst am Freitag das Vakzin von
AstraZeneca genehmigen.
Der Streit dreht sich also um die Lieferung eines Impfstoffes, der noch gar
nicht zugelassen ist – eine absurde Situation. AstraZeneca hatte hatte zwar
zugesagt, mit der Produktion schon vor der EU-Zulassung zu beginnen. Doch
es dürfte schwer werden, nachzuweisen, dass dies nicht geschehen ist oder
ein Teil des Impfstoffes für andere Länder „abgezweigt“ wurde, wie Kritik…
vermuten.
Die EU steht mit dem Rücken zur Wand – und die Hiobsbotschaften reißen
nicht ab. So gaben der US-Pharmakonzern Merck und das französische
Pasteur-Institut am Montag bekannt, dass sie ihre Forschung an einem
gemeinsam entwickelten Vakzin aufgeben. Erste Tests hätten eine zu geringe
Wirksamkeit gegen das Coronavirus ergeben, erklärte das Pasteur-Institut.
25 Jan 2021
## LINKS
[1] /Impfstoffverteilung-in-der-EU/!5738105
[2] /Gemeinsame-Impfstrategie-der-EU/!5741262
[3] /Corona-Impfstoffe-in-Deutschland/!5742149
## AUTOREN
Eric Bonse
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Impfstoff
Covid-19
EU-Kommission
Pharmakonzerne
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