# taz.de -- Katja Kipping über „Zero Covid“: „Absicherung muss besser we… | |
> Die Linkspartei-Chefin begrüßt die Forderung der Zero-Covid-Initiative. | |
> Sie sieht vor allem eine Gruppe in der Verantwortung. | |
Bild: Macht sich stark für einen solidarischen Lockdown: Katja Kipping | |
taz: Frau Kipping, bislang gab es Covid-Proteste vor allem von rechts. Nun | |
hat sich mit Zero Covid eine linke Initiative gebildet. Der Name ist | |
Programm: mit hartem Lockdown die Zahl der Neuinfektionen auf Null drücken. | |
Was halten Sie von dieser Forderung? | |
Katja Kipping: Ich freue mich, dass es eine Initiative gibt, die auf die | |
enormen Folgen und auf das Leid hinweist, das mit Corona einhergeht. Das | |
ist gesellschaftlich ein wichtiges Gegengewicht zu den rechten | |
Coronaverharmlosern und Querdenkern. | |
Ist diese Forderung denn realistisch? | |
Das ist natürlich eine sehr ambitionierte Zielsetzung. Aber vielleicht muss | |
eine Initiative, die bewusst ein Gegengewicht sein will, auch ambitioniert | |
sein. Es wäre schon viel gewonnen, wenn wir in Deutschland eine Situation | |
haben, wie sie vom Max-Planck-Institut ins Gespräch gebracht wurde. Dass | |
wir die Zahlen pro Tag auf maximal 1.000 Neuinfektionen drücken, weil dann | |
die individuelle Nachverfolgung sichergestellt ist und wir wieder soziales | |
Leben ermöglichen können. Momentan ist das Ziel der Maßnahmen, den | |
kompletten Zusammenbruch des Gesundheitssystems und der Krematorien zu | |
verhindern. Das ist wichtig. Aber natürlich kann es nicht nur um die | |
Abwendung des Allerschlimmsten gehen. Unser Ziel sollte schon sein, dass | |
wir in einen Zustand kommen, wo wir soziales Leben in all seiner Vielfalt | |
wieder ermöglichen können. | |
Die Initiative fordert auch die Schließung von Betrieben. Die | |
Bundesregierung weigert sich bislang, den Arbeitgebern verpflichtende | |
Auflagen zu erteilen. Was ist Ihre Haltung? | |
Die bisherigen Lockdown-Maßnahmen der Bundesregierung haben ganz klar eine | |
Schlagseite. Ich habe schon mehrfach kritisiert, dass die Bundesregierung | |
die Last der Kontaktbeschränkungen faktisch allein auf die Privathaushalte | |
ablegt. Der Verbreitungsweg eines Virus endet aber nicht dort, wo | |
Lobby-Interessen betroffen sind. Die Regierung sollte endlich den Mut | |
haben, auch die Arbeitgeberseite verbindlich in die Pflicht zu nehmen. Wo | |
Arbeit im Homeoffice erledigt werden kann, muss es das Recht auf Homeoffice | |
zur Kontaktreduktion geben. Wo Arbeit weiterhin vor Ort erfolgen muss, | |
sollte es klare und verbindliche Infektionsschutzmaßnahmen geben – die zur | |
Not auch mit unangemeldeten Kontrollen und Bußgeldern durchgesetzt werden. | |
Es kann nicht sein, dass Amazon-Sortierzentren immer wieder zu Hotspots | |
werden, weil dort beim Infektionsschutz weiter geschlampt wird. | |
Ihre Parteigenossin Sahra Wagenknecht hat in einem Interview geäußert, dass | |
sie selbst das Ziel der Bundesregierung, die 7-Tage-Inzidenz auf 50 zu | |
senken, für unrealistisch hält. Sie fordert, sich bloß auf den Schutz der | |
Risikogruppen zu konzentrieren, ansonsten aber schon jetzt zu lockern. | |
Ist das wirklich ihre Position? Ich hatte die Tage mehrere Debatten in der | |
Partei und in der Fraktion. Und da ist so eine Position von niemandem | |
vertreten worden. Die gemeinsame Position der Partei lautet: Wir machen uns | |
stark für einen solidarischen Lockdown. Und das bedeutet: Neben unserer | |
Forderung, die Arbeitgeber beim Infektionsschutz in die Pflicht zu nehmen, | |
muss auch die soziale Absicherung besser laufen. Auch daran hapert es | |
derzeit. | |
Werden Sie den Aufruf der Initiative unterschreiben? | |
Ich werde auf jeden Fall informieren, dass es diese Initiative gibt. Als | |
Linke haben wir unseren Ansatz des solidarischen Lockdowns, die Initiative | |
hat ihren. Und das ist auch gut so. Nicht alles, was ich sympathisch finde, | |
muss man parteipolitisch okkupieren. | |
14 Jan 2021 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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