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# taz.de -- Aktienkurs von GameStop: Wertlos bleibt wertlos
> Die Videospielkette GameStop taumelt, ihr Aktienkurs steigt rasant. Diese
> Spekulation kann nicht funktionieren.
Bild: Das Geschäft von GameStop ist von Gestern, trotzdem steigen die Aktien
Es ist irre, wie teuer die Aktie von GameStop ist. Das US-Unternehmen
vertreibt Videospiele, [1][doch inzwischen zockt man im Internet]. GameStop
ist fast nichts mehr wert – aber genau deswegen so wertvoll. Spekulation
ist paradox.
Der Mechanismus: Da die Aktie von GameStop lange fiel, lag es nahe, darauf
zu wetten, dass sie noch weiter sinken würde. [2][Der Trick heißt
„Leerverkäufe“.] Spekulanten leihen sich Aktien und verkaufen sie sofort.
Ist die Leihfrist abgelaufen, wird die Aktie zurückgekauft, was natürlich
nur Gewinne erzeugt, wenn der Kurs inzwischen gesunken ist. Diese Wette
geht aber fast immer auf: Wenn viele Leerverkäufer Aktien veräußern, dann
fallen die Kurse automatisch.
So lief es auch bei GameStop, doch bald setzte die unkontrollierte Gier
ein: Es wurden mehr Aktien verliehen, als es Aktien gab. Also war klar,
dass der Kurs irgendwann steigen würde. Denn nach der Leihfrist müssen die
Leerverkäufer die Aktien ja wieder erwerben, um sie den Eigentümern
zurückzugeben. Wenn es aber mehr Leerverkäufe als Aktien gibt, fehlen die
nötigen Papiere. Und knappe Güter sind teuer.
Im Internet kursieren Listen über Leerverkäufe, was zu einer Gegenattacke
führte: Kleinanleger begannen, auf steigende Kurse bei GameStop zu
spekulieren. Animiert wurden sie von der Plattform „Wall Street bets“, die
Tipps verteilt, wie man an den Börsen wetten sollte. Auch Nichtbetuchte
können inzwischen spekulieren, weil einige Börsen-Apps keine Gebühr
verlangen, sondern davon leben, ihre Kundendaten an professionelle Händler
zu verkaufen.
## David gegen Goliath?
Kleinanleger wurden plötzlich reich: Der Kurs von GameStop stieg von 2,57
auf zeitweise 483 Dollar, weil verzweifelte Hedgefonds versuchten, Aktien
zu erwerben, um aus ihren Leerverkäufen auszusteigen. Es kursierte die
Legende, „David hat gegen Goliath gesiegt“.
Schön wär’s. Zwar haben die großen Hedgefonds etwa eine Milliarde Dollar
verloren – aber es sind keineswegs nur Kleinanleger, die davon profitiert
haben. Denn die Tipps für die Kleinanleger werden nicht von Kleinanlegern
geschrieben – sondern von professionellen Spekulanten.
Die Kleinanleger sind nützliche Idioten. In ihrer begeisterten
Ahnungslosigkeit kaufen sie immer noch Aktien von GameStop und
stabilisieren damit den Kurs – während die professionellen Anleger
aussteigen und Gewinne mitnehmen. Zur Erinnerung: GameStop ist wertlos, das
Geschäft findet online statt. Aber das werden die naiven Kleinanleger erst
glauben, wenn sie alles verloren haben.
29 Jan 2021
## LINKS
[1] /Videospiele-der-Zukunft/!5650080
[2] /Trotz-Coronakrise-nicht-verboten/!5674299
## AUTOREN
Ulrike Herrmann
## TAGS
Börse
Aktien
Videospiele
Aktienmarkt
Börse
Reichtum
Games
Schwerpunkt Coronavirus
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