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# taz.de -- Notmassnahmen wegen Bankenkrise: Leerverkäufe in Deutschland unter…
> Die Bundeskanzlerin fordert Regeln für Finanzmärkte. Die Bankenaufsicht
> verbietet bestimmte Spekulationen. Und in der deutschen Wirtschaft gibts
> erste Bremsspuren.
Bild: Fordert mehr Finanzmarktkontrolle: Angela Merkel
BERLIN taz In einem sind sich die Globalisierungskritiker von Attac und
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) inzwischen einig: Sie fordern eine
strengere Regulierung der Finanzmärkte. Europa müsse "dafür eintreten, dass
wir mehr Transparenz und klarere Regeln bekommen", sagte Merkel auf einem
Wirtschaftskongress im österreichischen Linz. In einem globalisierten
Finanzsystem könne ein Staat wie Deutschland allein auf nationaler Ebene
wenig ausrichten.
Auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm vor einem Jahr hatte die Bundesregierung
erfolglos wenigstens für die vollkommen unregulierten Hedgefonds eine
Minimalaufsicht durchzusetzen versucht. Merkel wurde in ihrer Kritik
deutlich: "Vor allem in den USA und in Großbritannien wurde dies nicht in
dem erforderlichen Maß unterstützt." NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers
(CDU) forderte unterdessen in den Ruhr Nachrichten: "Wer Verluste in
Milliardenhöhe verursacht, muss auch privat zur Verantwortung gezogen
werden."
Die neuen Regeln lassen noch auf sich warten. Die Aufsichtsbehörden sind
voll beschäftigt mit Feuerwehrmaßnahmen. So zog die Bundesanstalt für
Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) am Freitag die Notbremse, um die
Spekulation auf immer weiter fallende Kurse einzudämmen. Sie untersagte
sogenannte Leerverkäufe der Aktien von elf Finanzinstituten, darunter
Allianz, Deutsche Bank und Deutsche Börse bis Jahresende. "In der
derzeitigen Marktsituation kann Short Selling Finanzunternehmen in den
Untergang treiben", begründete BaFin-Präsident Jochen Sanio den Schritt. Um
Leerverkäufe oder Short Selling handelt es sich, wenn ein Spekulant Aktien
verkauft, die sich noch gar nicht in seinem Besitz befinden. Die Idee:
geliehene Aktien teuer verkaufen und die gleichen Aktien zu einem späteren
Zeitpunkt deutlich billiger einkaufen, um sie dem Verleiher zurückzugeben.
Die Differenz zwischen Verkauf- und Kaufpreis ist der Gewinn.
Dass die Krise und die abflauende Nachfrage insbesondere aus den USA auch
hierzulande konjunkturelle Spuren hinterlassen, darüber besteht inzwischen
immer weniger Zweifel. Die Wirtschaft schrumpfte im zweiten Quartal um 0,5
Prozent, im dritten Quartal wird auch ein Minus erwartet. Zwei Quartale
Negativwachstum bezeichnet man als Rezession. Und die Regierung will
Berichten zufolge ihre Wachstumsprognose für 2009 von 1,2 auf nur noch 0,5
Prozent senken.
Betroffen von den aktuellen Krisen sind auch deutsche Finanzinstitute.
Diverse Landesbanken und die Allianz sollen auf Papieren der pleite
gegangenen US-Investmentbank Lehman Brothers sitzen. Der Bankenverband wies
indes Presseberichte zurück, wonach der Einlagensicherungsfonds, der die
Guthaben von Bankkunden absichert, in eine Notlage geraten könne.
NICOLA LIEBERT
22 Sep 2008
## AUTOREN
Nicola Liebert
Nicola Liebert
## TAGS
Börse
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