| # taz.de -- SPD-Landesvorsitzender in NRW: Machtkampf abgesagt | |
| > Nordrhein-Westfalens SPD-Vorsitzender Sebastian Hartmann gibt auf. | |
| > Nachfolger wird Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty. | |
| Bild: Sebastian Hartmann verzichtet beim Landesparteitag Anfang März auf erneu… | |
| Bochum taz | Zu Beginn des Superwahljahrs 2021 erspart Nordrhein-Westfalens | |
| amtierender SPD-Landeschef Sebastian Hartmann seiner Partei einen | |
| kräftezehrenden Machtkampf: Der an Rhein und Ruhr weitgehend unsichtbare | |
| 43-jährige Bundestagsabgeordnete aus Bornheim bei Bonn will beim | |
| Landesparteitag Anfang März auf seine bereits angekündigte erneute | |
| Kandidatur verzichten. | |
| Hartmann macht damit den Weg für [1][den weitaus bekannteren | |
| Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty] frei – und verhindert so einen | |
| Richtungsstreit in dem mit knapp 100.000 Genoss:innen noch immer | |
| mitgliederstärksten SPD-Landesverband. Der aus dem armen Essener Norden | |
| stammende Eisenbahnersohn Kutschaty, der schon im Oktober angekündigt hat, | |
| gegen Hartmann antreten zu wollen, gilt als Gegner der Großen Koalition im | |
| Bund. | |
| Der Volljurist, von 2010 bis 2017 Justizminister der ehemaligen | |
| SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, will die SPD mit ihrem einstigen | |
| Kernthema soziale Gerechtigkeit neu profilieren: Bereits Anfang 2019 | |
| forderte Kutschaty, der als erster in seiner Familie Abitur gemacht und | |
| studiert hat, die Abschaffung von Hartz IV: Der „Sozialstaat“ müsse „der | |
| Lebens- und Arbeitsleistung eines Menschen wieder Respekt erweisen“. | |
| Der aus der SPD-Region Mittelrhein stammende Noch-Parteichef Hartmann blieb | |
| dagegen blass – schon seine Wahl 2018 war vor allem dem innerparteilichen | |
| Proporz der traditionell rivalisierenden Parteiregionen geschuldet. Seitdem | |
| habe er „zunächst Autorität und dann Unterstützung verloren“, schreibt | |
| Hartmann selbst in seiner Verzichtserklärung an die SPD-Mitglieder. | |
| ## Streit kann die SPD wirklich nicht brauchen | |
| Das Präsidium der NRW-SPD stellte sich nach wochenlangen und harten | |
| parteiinternen Diskussionen am Montagabend hinter Hartmanns Rivalen. Beim | |
| Parteitag am 6. und 7. März werde der amtierende Landesvorstand „als Team | |
| „geschlossen antreten“ und den Delegierten Kutschaty als Spitzenkandidaten | |
| für die Landtagswahl 2022 vorschlagen, erklärte Vize-Landesparteichef Marc | |
| Herter am Dienstag bei einer eilig einberufenen Pressekonferenz in | |
| Düsseldorf. „Andere haben das noch vor sich“, sagte Herter mit Blick auf | |
| die CDU, wo die mögliche Nachfolge von Ministerpräsident [2][Armin Laschet] | |
| ungeklärt ist. | |
| Der Auftritt gilt als wichtige Unterstützung für den zur Parteiregion | |
| Niederrhein zählenden Kutschaty: Herter hatte 2018 im Kampf um den | |
| Landtagsfraktionsvorsitz gegen Kutschaty den Kürzeren gezogen, ist aber | |
| weiter Vorsitzender der einst mächtigsten SPD-Region Westliches Westfalen. | |
| „Ich komme als Mutmacher“, erklärte Herter. | |
| Als Signal der Geschlossenheit soll auch die Nominierung von | |
| Bundestagsfraktionschef Ralf Mützenich zum Spitzenkandidaten der NRW-SPD | |
| bei der Bundestagswahl im September gelten – Mützenich stammt wie Hartmann | |
| aus der Parteiregion Mittelrhein. „Ein deutliches Zeichen der | |
| Gemeinsamkeit“ der der Landtagfraktion von GroKo-Gegner Kutschaty und | |
| seiner Bundestagsfraktion sei die Entscheidung, erklärte Mützenich. | |
| Vom Tisch ist damit auch die angedachte mögliche Doppelspitze aus | |
| Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Bundestagsfraktionsvize Achim | |
| Post – das Duo, das die GroKo in Berlin mitträgt, galt lange als mögliche | |
| Alternativbesetzung für den Landesparteivorsitz. | |
| Allerdings: Möglich gemacht haben Kutschatys Durchmarsch vor allem die | |
| miesen Umfragewerte der SPD: im Bund dümpelt die Partei bei 15 Prozent. | |
| Selbst in ihrem einstigen Stammland NRW liegen die Sozialdemokraten nur | |
| knapp über 20 Prozent – weiteren Streit kann sich die Partei schlicht nicht | |
| leisten. | |
| 19 Jan 2021 | |
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| ## AUTOREN | |
| Andreas Wyputta | |
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