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# taz.de -- Wintersport in Österreich: Pistengaudi trotz Lockdown
> In Österreich gelten bereits zum dritten Mal strenge
> Ausgangsbeschränkungen. Auf den Skipisten herrscht derweil großer
> Andrang.
Bild: Großer Andrang auf den Skipisten in Österreich trotz strengen Lockdowns
Wien taz | Bereits zum dritten Mal befindet sich Österreich seit dem 26.
Oktober in einem strengen Lockdown. Dienstleistungsbetriebe und Handel sind
mit Ausnahme der Grundversorgung geschlossen. Schule findet am 7. Januar
wieder als Fernunterricht statt, im Prinzip herrscht Ausgangssperre. Im
Prinzip.
Denn außer dem Weg zur Arbeit, zum Arzt oder zum Beistand für
Hilfsbedürftige ist auch die Bewegung an der frischen Luft ausgenommen. Das
betrifft nicht nur das Spazierengehen im Park oder das Laufen an der Donau,
sondern auch den Wintersport. Auf dem Wiener Rathausplatz wurde wie jedes
Jahr eine Eislaufbahn angelegt und seit 24. Dezember sind [1][auch die
Skilifte wieder in Betrieb].
Die Pistengaudi ist im Jahr des Coronavirus gedämpfter als sonst. Nicht nur
der Après-Ski-Betrieb, wo der gemeine Tourist in überfüllten und bedenklich
beschallten Lokalen gerne die Sau rauslässt, fällt heuer flach. Auch Hotels
und Pensionen müssen geschlossen bleiben, Gastwirte dürfen nicht einmal vor
dem Lokal servieren. In den Hütten gibt es keinen Jagertee, sondern
bestenfalls ein offenes Klo.
Ausländische Gäste sind nicht willkommen. Doch die Einheimischen sind
ausdrücklich aufgerufen, die großteils künstlich beschneiten Pisten zu
bevölkern. Aber nur jene, die im Einzugsbereich der Wintersportorte wohnen.
Denn selbst das Übernachten bei Freunden oder Verwandten ist bei Strafe
untersagt.
## Lange Staus auf den Straßen in die Skigebiete
Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), die im Frühjahrs-Lockdown
noch die Bundesgärten schließen ließ, weil dort Ansteckungsgefahr drohe,
gebärdete sich als nimmermüde Lobbyistin der Seilbahnindustrie und
beteuerte, nichts sei sicherer als Skifahren. Auf Liften und in
Seilbahngondeln wurde die Zahl der Beförderten halbiert. Beim Anstellen
müssen alle Erwachsenen FFP2-Masken tragen, was von den Liftbetreibern
empört bekämpft wurde. Auf den Bergen südlich von Wien hat nur eine Chance,
wer sein Tagesticket online bucht.
Trotzdem waren die ersten Tage der Skisaison ein voller Erfolg, an den
Talstationen drängten sich Massen. Die Landespolizeidirektion Steiermark
meldete am Wochenende lange Staus auf den Straßen in die Skigebiete Haus im
Ennstal und Schladming. Ein [2][Hochschnellen der Infektionszahlen] ist
offenbar bereits eingepreist. Denn der Lockdown soll bis 24. Januar
andauern. Nur wer sich testen lässt, darf bereits ab dem 18. Januar die
untertags geöffneten Lokale, Geschäfte und Friseure wieder aufsuchen.
Die Aufregung in den sozialen Medien ist entsprechend groß. Die einen
empören sich, dass sie nicht einmal zu Silvester das Haus verlassen dürfen,
andere machen verantwortungslose Skifahrer für den unvermeidlichen nächsten
Lockdown verantwortlich und die Dritten verweisen darauf, dass die
ÖVP-geführte Bundesregierung mit inszenierten Aufregern davon ablenke, dass
[3][auf Lesbos Flüchtlingskinder im Schlamm versinken] und von Ratten
angefressen werden. Trotz einer zunehmenden Anzahl an Fürsprechern selbst
aus dem eigenen politischen Lager, will Kanzler Sebastian Kurz aber kein
einziges in Österreich aufnehmen.
29 Dec 2020
## LINKS
[1] /Wintersport-und-Corona-in-Oesterreich/!5729484
[2] /Corona-in-Oesterreich/!5731072
[3] /Neue-Gefluechtetenlager-in-Griechenland/!5717531
## AUTOREN
Ralf Leonhard
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