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# taz.de -- Rodungen für E-Autofabrik: Reptilien behindern Tesla
> Zauneidechsen und Schlingnattern bedrohen den Bau der Elektroautofabrik
> in Grünheide. Ein Gericht gibt klagenden Naturschützern teilweise recht.
Bild: Jetzt ist hier erst mal teilweise Schluss mit Roden: Baustelle in Grünhe…
Berlin taz | Tesla kämpft mit großen [1][Problemen bei seiner
Fabrikbaustelle im brandenburgischen Grünheide]. Einerseits ruhen die
Arbeiten seit Freitag, weil Tesla noch keine 100 Millionen Euro
Sicherungsleistung als Bankbürgschaft hinterlegt hat. Diese fordert das
Brandenburger Landesumweltamt (LfU) vom US-Elektroautobauer, weil der Bau
einer Lackiererei und Rodungen von 83 Hektar Kiefernwald nur als sogenannte
„vorzeitige Maßnahme“ erlaubt wurden.
Das heißt, dass Tesla beides wieder rückgängig machen muss, falls die
endgültige Genehmigung für das Gesamtprojekt ausbleibt. Tesla hat aber noch
nicht überwiesen – und nun eine letzte Frist bekommen, das Geld bis Anfang
Januar zu überweisen, um weiterbauen zu dürfen. Die endgültige Genehmigung
für den Bau des Werkes wird erst für Anfang kommenden Jahres erwartet.
Als möglicherweise noch nachhaltiger werteten Vertreter von Nabu und
[2][Grüner Liga am Samstag zudem ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts
Berlin-Brandenburg]. Es hatte am Freitagabend einer Beschwerde der Verbände
zum Teil stattgegeben. Danach müssen die Rodungsarbeiten an Stellen auf dem
Gelände ruhen, wo möglicherweise noch hunderte Zauneidechsen und
Schlingnattern leben.
Von einem „großen Erfolg“ sprach Nabu-Landesvorsitzende Christiane
Schröder. Das Gericht sei dem Antrag der Verbände in „wesentlichen Punkten
gefolgt“. Der „Artenschutz hat seine notwendige Würdigung erhalten“, sag…
Michael Ganschow, Landesgeschäftsführer der Grünen Liga. Von Tesla gab es
zunächst keinen Kommentar.
## Eidechsen schlecht auffindbar
Laut dem Urteil darf auf etwa 20 der 83 von Rodung bedrohten Hektar Wald
nicht weitergefällt werden, vor allem in Randbereichen des Geländes. Dieses
liegt neben der bereits seit Monaten im Bau befindlichen Autofabrik. Die
Verbände bezweifeln, dass vor allem alle bedrohten Zauneidechsen von der
Waldfläche wie vorgesehen umgesiedelt wurden.
Es sei „nicht möglich, nach den bereits erfolgten zwei Monaten Umsiedlung“
der geschützten Tiere alle eingesammelt zu haben, argumentierte
Verbändeanwalt Thorsten Deppner. Nur 17 Zauneidechsen und 14 Schlingnattern
seien von Tesla eingesammelt worden. Viel zu wenig, so Deppner. Die
Verbände schätzen, dass noch hunderte der Reptilien auf der Baustelle leben
– und die Rodung nicht überleben dürften.
Vor allem die männlichen Tiere hätten sich nämlich in der Zeit der
Umsiedlungsaktion zur Winterruhe in den Waldboden eingegraben und seien
deshalb schlecht auffindbar gewesen. Die Verbände sehen hier Verstöße gegen
ein Zugriffsverbot im Artenschutzrecht. Die Umsiedlungsaktion von Tesla sei
„nicht geeignet, eine signifikante Erhöhung des Tötungsrisikos und damit
einen Verstoß gegen das bundes- und europarechtliche Tötungsverbot
auszuschließen“.
Das OVG sah das teilweise auch so und untersagte Rodungsmaßnahmen „in
Randbereichen der zur Abholzung vorgesehenen Flächen“. In einem anderen von
Rodung bedrohten Gebiet erzielten die Verbände einen weiteren Erfolg: In
einer langgezogenen Fläche entlang der Autobahn A 10 wurden Fällarbeiten
untersagt, die mit dem notwendigen Bau einer Abwasserdruckleitung begründet
worden war.
Unzulässig, weil dafür ein Verfahren außerhalb des
Bundesimmissionsschutzgesetz habe angestrengt werden müssen, so das
Gericht. Möglicherweise ist dadurch nun unter anderem der Bau einer
vorläufigen Autobahnzufahrt auf das Fabrikgelände bedroht, weil ein neues
Verfahren mit Anhörungen eingeleitet werden muss.
## Zeitplan von Tesla in Gefahr
Hinsichtlich der übrigen Fläche hatte die Beschwerde der Verbände hingegen
keinen Erfolg. Auf etwa 60 Hektar der von Rodung bedrohten Fläche konnten
sie laut Gericht nicht darlegen, dass es sich um Reptilienlebensräume
handelt.
Der straffe Zeitplan von Tesla dürfte nun ernsthaft in Gefahr sein. Seit
Anfang des Jahres baut der US-Konzern in Grünheide an seiner ersten
„Gigafactory“ in Europa, Mitte des Jahres sollten eigentlich die ersten von
zunächst bis zu 500.000 Autos des Model „Y“ vom Band laufen. Kosten: über
eine Milliarde Euro, von denen etwa ein Drittel schon verbaut worden sein
sollen. Bis zu 12.000 Personen sollen hier beschäftigt werden. Das Projekt
ist derzeit eine der größten Industrieansiedlungen in Europa.
19 Dec 2020
## LINKS
[1] /Gericht-entscheidet-fuer-Umweltverbaende/!5737449
[2] /Nabu-Chefin-ueber-Tesla-Autofabrik/!5735417
## AUTOREN
Kai Schöneberg
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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Reptilien
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