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# taz.de -- Kandidaten für den CDU-Parteivorsitz: Norbert Röttgen vs. FDP
> Eigentlich will Norbert Röttgen die CDU jünger machen. Gegen die FDP
> pöbelt er aber mit einem Wording aus dem Geschichtsbuch.
Bild: CDU-Vorsitz-Kandidat Norbert Röttgen in der Maske
Unsichere Kantonisten. Mit diesem Ausdruck bezeichnet Norbert Röttgen die
FDP, weil diese 2017 die Regierungsverantwortung verweigert habe. Röttgen
nennt das auch „ein historisches Versagen“. Aber was ist los mit Röttgen?
Warum pöbelt dieser nette Politiker auf einmal so rum?
Es ist [1][gerade nicht so leicht, sich als CDU-Vorsitz-Kandidat von den
anderen abzugrenzen]. Nicht nur optisch wirken die Anzugherren wie eine
bürgerlich-konservative Version der Dalton-Brüder, auch inhaltlich schafft
es auf markante Weise nur einer, sich von den anderen abzuheben: Friedrich
Merz mit den altbekannten Ressentiments gegen Geflüchtete. Röttgen pöbelt
jetzt also, weil er sagen will: Hey Leute, Armin und ich, wir mögen
einander ähneln, aber ich bin eigentlich ganz anders. Laschet kann
bekanntlich ganz gut mit der FDP, in NRW regiert er mit ihr. Röttgen sagt
jetzt, eine Koalition mit der FDP würde er nicht eingehen.
Nun ist es aber so, dass die Pöbelei von Röttgen für CDU-Freaks ein wahrer
Akzent sein mag; vielleicht eine richtige Entscheidungshilfe. Er wird aber
nicht ausreichen dafür, dass die Jugend da draußen ihn nicht mehr mit den
vielen anderen alten, weißen CDU-Männern verwechselt; was jedoch wichtig
wäre für jemanden, der auch Kanzlerkandidat seiner Partei werden möchte.
Angestaubtes Vokabular
Das Wording macht es auch nicht besser: Unsichere Kantonisten – was soll
das überhaupt sein? Wer das wirklich wissen will, kann natürlich schnell
googeln. Aber der Ausdruck klingt so oldschool, dass man dem Internet in
dieser Frage nicht so ganz trauen mag und stattdessen in einem physischen
Lexikon nachschaut.
„In Preußen führte Friedrich Wilhelm I. 1733 das K. (Kantonsystem; Anm. d.
Red.) ein. Danach waren alle Männer (mit bestimmten Ausnahmen) zum Dienst
im Regiment ihres Kantons verpflichtet; die nach dem K. dienstpflichtigen
Rekruten nannte man Kantonisten“, steht etwa im Brockhaus. Weitere
Recherche ergibt, dass mit „unsicherer Kantonist“ ein Rekrut gemeint ist,
der versucht, sich dem Wehrdienst zu entziehen.
Abgesehen davon, dass das doch eher nach einer Ehrung als nach einer
Beleidigung klingt, hat man nach dieser Kurzrecherche möglicherweise schon
wieder vergessen, ob es nun Laschet oder doch Röttgen war, [2][der Koalas
lik]t. Und das ist überhaupt gar nicht gut für Röttgen, der die [3][CDU ja,
wie er sagt, jünger machen will].
14 Jan 2021
## LINKS
[1] /Zweite-Kandidatenrunde-zum-CDU-Vorsitz/!5742751
[2] https://twitter.com/n_roettgen/status/1332269609374846978?lang=de
[3] https://twitter.com/n_roettgen/status/1330787575796260864
## AUTOREN
Volkan Ağar
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