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# taz.de -- Schulschließungen nach Weihnachten: Kultusminister für Fernunterr…
> Die Bildungsminister geben ihren Widerstand gegen Schulschließungen auf.
> Auch die Schulen müssten ihren Beitrag zur Eindämmung von Corona leisten.
Bild: Auch die SchülerInnen sollen ihren Teil beitragen und zuhause lernen
Berlin taz | Die Schulminister:innen der Länder haben ihren Widerstand
gegen die zeitweilige Schließung von Schulen aufgegeben, sollten die
Ministerpräsident:innen am Sonntag [1][einen flächendeckenden Lockdown
beschließen]. „Wir sind bereit, unseren Anteil beizutragen, damit die
Infektionen sinken“, sagte die amtierende Präsidentin der
Kultuministerkonferenz (KMK) Stefanie Hubig.
Ab dem 4. Januar werde es wohl für zwei bis drei Wochen Fernunterricht
geben, erläuterte die SPD-Politikerin nach der KMK-Sitzung am Freitag den
einhelligen Diskussionsstand in der Runde der 16 Kultusminister:innen.
Einen formalen Beschluss zum Umgang der Schulen mit Corona fasste die KMK
in ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr nicht.
Schon jetzt schränken immer mehr Bundesländer den Schulbetrieb ein. Nach
Niedersachsen wird nun auch Nordrhein-Westfalen ab Montag die
Präsenzpflicht vorerst aufheben. [2][Das teilte der nordrhein-westfälische
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitag mit]. Schüler:innen der
unteren Stufen können und sollen dann von zu Hause aus am Unterricht
teilnehmen, ältere Schüler:innen ab Klasse 8 sollen auf Distanz
unterrichtet werden. Die Schulferien in NRW werden um zwei Tage verlängert.
KMK-Präsidentin Hubig wandte sich demgegenüber gegen den Vorschlag der
Leopoldina, die Weihnachtsferien zu verlängern. Stattdessen sollten Schulen
nach Ferienende Fernunterricht und Wechselunterricht anbieten. Jüngere
Jahrgänge sollten so schnell wie möglich wieder in den Präsenzunterricht
zurückkehren können. Außerdem müsste für die jüngeren Kinder eine
Notbetreuung angeboten werden.
Ganz ohne Bedingungen wollen die Kultusminister:innen, die lange Zeit für
die Offenhaltung der Schulen votierten, sich also nicht geschlagen geben.
Bei der Bekämpfung der Pandemie müssten alle Lebensbereiche in den Blick
genommen werden, waren sich Hubig und die Koordinatoren der A- und B-Länder
(früher die SPD- und CDU-Seite) einig.
„Wenn wir Schulen schließen, die Einkaufzentren aber offen lassen, wird das
nicht viel bewirken“, bekräftigte der hessische Kultusminister Alexander
Lorz (CDU). Die Schulen seien nicht die entscheidenden Stellschrauben für
die Bekämpfung der Pandemie.
## Ständige Probleme mit dem Internet
Für den Wechselunterricht, also einen Mix aus digitalem und
Präsenzunterricht, sieht Lorz die Schulen gut vorbereitet. Die Hälfte der
Schulen in Hessen praktizierten das Modell bereits. Gleichwohl sei
Präsenzunterricht, so ihn das Infektionsgeschehen zulasse, nach wie vor am
besten, sagte Lorz, auch weil es an vielen Schulen nach wie vor technische
Probleme gebe. Während der digitalen Pressekonferenz flog er selbst wegen
einer instabilen Internetverbindung ständig aus der Leitung.
Auch der Hamburger Bildungssenator Ties Rabe (SPD) sieht Schulen nach wie
vor nicht als Hotspots. Er räumte aber ein, dass sich das
Infektionsgeschehen dort widerspiegle.
Das hatte zuletzt auch eine neue, breit angelegte Studie aus Österreich
gezeigt. Demnach sind Schulkinder unter 14 Jahren genauso häufig infiziert
wie Erwachsene – zeigen aber oft keine Symptome. Auch Rabe, der [3][zuletzt
eine Studie in Auftrag gab], die belegen sollten, dass Schulen keine
Infektionstreiber sind, stellt sich nicht mehr gegen eine vorübergehende
Schließung der Schulen. „Die Infektionszahlen lassen keinen anderen Weg
zu“, sagte Rabe.
## Wie weiter mit den Prüfungen
Rabe verteidigte die Kultusminister:innen aber gegen Kritik, etwa von der
Lehrergewerkschaft GEW, die Schulen hätten viel früher geschlossen werden
müssen. Man habe eine Risikoabwägung getroffen, die nach wie vor richtig
sei, so Rabe. Es gelte auch die Interessen von Schüler:innen aus sozial
schwachen Haushalten und berufstätigen Eltern zu berücksichtigen. „Wir
konnten nicht die Interessen einer Berufsgruppe über alles stellen.“
Einen Plan, wie es mittelfristig weitergeht, haben die Kultusminister:innen
nicht. „Wieso sollten ausgerechnet die Schulen solch einen Plan haben, wenn
es für Gastronomie, Kultur oder den Sport ebenfalls keine gibt“, so Rabe.
Die Länder, die solche Stufenpläne für die Schulen aufgestellt hätten,
hätten sie auch wieder über Bord werfen müssen.
Wie sich eine Schließung der Schulen auf Abschlussprüfungen und Lehrpläne
auswirken wird, darauf wusste KMK-Präsidentin Hubig ebenfalls noch keine
Antwort. „Im Moment sind wir noch nicht in der Situtation, die
Abschlussprüfungen komplett zu verändern“, so Hubig. Das sei aber keine
abschließende Entscheidung.
Diese ist wohl, wie so viele andere Dinge auch, abhängig vom weiteren
Verlauf der Pandemie. Und der ist unklar.
11 Dec 2020
## LINKS
[1] /Merkels-emotionale-Corona-Rede/!5730567
[2] https://youtu.be/W6llYiX35Wk
[3] /Corona-Infektionen-an-Hamburger-Schulen/!5730025
## AUTOREN
Anna Lehmann
## TAGS
Schwerpunkt Coronavirus
Homeschooling
Schule
KMK
Bildung in Bremen
Schwerpunkt Coronavirus
Ramona Pop
Lesestück Recherche und Reportage
Bildung in Bremen
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