# taz.de -- Boom der Waffenindustrie: China rüstet vorne mit | |
> Der Sipri-Rüstungsbericht registriert eine starke Zunahme der | |
> Waffenproduktion. Weil neue Daten vorliegen, sind nun Konzerne aus | |
> Fernost im Ranking dabei. | |
Bild: Parade mit Präsident Xi Jinping in Peking | |
STOCKHOLM taz | US-Rüstungskonzerne sind weiterhin dominant in der | |
weltweiten Produktion von Waffen und militärischen Dienstleistungen. Und | |
weltweit ist dies eine Branche, die nach wie vor kräftig boomt. Laut dem | |
[1][alljährlichen Bericht über die Top-Rüstungskonzerne], den das | |
Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Montag veröffentlicht, | |
steigerte sich der Umsatz der 25 [2][größten Rüstungsschmieden] im | |
vergangenen Jahr gegenüber 2018 um 8,5 Prozent auf 361 Milliarden Dollar. | |
Mit 166 Milliarden Dollar entfallen allein 46 Prozent davon auf die Top | |
Five, die US-Konzerne Lockheed Martin, Boeing, Northrop Grumman, Raytheon | |
and General Dynamics. Zusammen standen 12 US-Konzerne auf der Top-25-Liste | |
für 61 Prozent der Verkäufe. | |
War Rheinmetall im vergangenen Jahr noch auf Platz 22 gelistet worden, ist | |
Deutschlands größter Rüstungskonzern nun trotz kräftig gestiegener Umsätze | |
im Unternehmensbereich Defence aus der neuen Top 25 herausgefallen. Der | |
Grund: Sipri hat nun genug Daten, um erstmals auf dieser Liste auch | |
chinesische Waffenproduzenten zu führen. | |
Drei der vier – Aviation Industry Corporation of China, China Electronics | |
Technology Group Corporation und China North Industries Group Corporation – | |
platzierten sich auf Anhieb unter den Top Ten. Der einzige europäische | |
Konzern ist hier nun die britische BAE Systems, die mit einem um 7,6 | |
Prozent auf über 22 Milliarden Dollar gewachsenen Umsatz auf Platz 7 | |
rangiert. | |
## Erstmals ein Konzern aus dem Nahen Osten | |
Auch neu auf der Topliste ist erstmals ein Konzern aus dem Nahen Osten: | |
Edge aus den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE), der 2019 aus einem | |
Zusammenschluss von 25 kleineren Rüstungsfirmen entstanden ist. Edge sei | |
„ein gutes Beispiel dafür, wie die Kombination hoher nationaler Nachfrage | |
nach militärischen Produkten und Dienstleistungen in Kombination mit dem | |
Wunsch, unabhängiger von ausländischen Lieferanten zu werden, das Wachstum | |
der Rüstungsunternehmen im Nahen Osten antreibt“, sagt Pieter Wezeman, | |
Forscher beim Sipri-Militärausgaben-Programm. | |
Ähnlich sei auch das Wachstum der chinesischen Konzerne – plus 4,3 Prozent | |
gegenüber dem Vorjahr – zu erklären, meint der Sipri-Forscher Nan Tian: | |
„Sie profitieren von einem umfassenden Modernisierungsprogramm der | |
Volksbefreiungsarmee.“ Umgekehrt sei der kräftige Umsatzrückgang der | |
russischen Konzerne, von denen sich nur noch Almaz-Antey und United | |
Shipbuilding auf der Topliste platzieren, auf gewachsenen Wettbewerb und | |
ein vermindertes Militärbudget zurückzuführen, sagt seine Kollegin | |
Alexandra Kuimova. | |
In einem speziellen Rapport analysiert Sipri die Tendenz der Konzerne zur | |
Etablierung von Tochtergesellschaften und Joint Ventures im Globalen Süden. | |
Die Hoffnung auf besseren Zugang zu diesen Märkten sei ein Grund dafür, | |
aber auch der Wunsch von Niedriglohnländern, „die versuchen, eigene | |
Waffenproduktionsprogramme über den Technologietransfer durch ausländische | |
Rüstungsunternehmen in Schwung zu bringen“, meint Sipri-Forscher Diego | |
Lopes da Silva. Die vom Institut ermittelten Daten würden „Fragen zur | |
Existenz und Struktur eines internationalen Netzwerks von | |
Rüstungsunternehmen“ aufwerfen, schreibt Sipri. Hoffnung auf eine | |
Schwächung der Rüstungslobby darf man sich also nicht machen. | |
7 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] https://www.sipri.org/ | |
[2] /Sipri-Jahresbericht-zu-Ruestungsausgaben/!5689537 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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