# taz.de -- Preise für Busse und Bahnen ziehen an: Tickets werden vielerorts t… | |
> Die Coronakrise belastet Verkehrsunternehmen stark, weil Fahrgäste | |
> ausbleiben. Manche reagieren mit neuen Tarifen auf den Trend zum | |
> Homeoffice. | |
Bild: Nahverkehr wird in vielen Regionen teurer – Stuttgart führt ein 10er-T… | |
BERLIN dpa | Für das Bus- und Bahnfahren im Nahverkehr müssen viele | |
Menschen in Deutschland im nächsten Jahr mehr zahlen. Je nach Region sind | |
Tariferhöhungen von bis zu 2,7 Prozent angekündigt. Die Betriebe haben in | |
der Coronakrise [1][Fahrgäste und Einnahmen eingebüßt], gleichzeitig | |
steigen Kosten für Personal und Energie. Allerdings gibt es zahlreiche | |
Regionen, in denen Fahrkarten nicht teurer werden – damit die Fahrgäste | |
schneller wieder zurückkehren. Und es gibt neue Angebote für Arbeitnehmer, | |
die nicht mehr jeden Tag ins Büro müssen. | |
Der Trend zum Homeoffice macht sich bemerkbar: So wird in und um Stuttgart | |
ein 10er-Tagesticket eingeführt. Wer mal zu Hause und mal im Büro arbeitet, | |
kann die Fahrkarten nach und nach abfahren und braucht keine Monatskarte | |
mehr. Von April an können sich die Kunden dazu zehn verbilligte Tageskarten | |
aufs Handy laden. Das ist als Vorstufe zum „Flex-Abo“ gedacht, dessen | |
Einführung länger dauert. Überlegungen dazu gibt es in vielen Unternehmen | |
und Verkehrsverbünden; auch die Deutsche Bahn hat für den Nahverkehr ein | |
10er-Tagesticket eingeführt. | |
In diesem Jahr waren die Fahrgastzahlen zeitweise dramatisch eingebrochen. | |
Der [2][Verband Deutscher Verkehrsunternehmen] geht davon aus, dass es | |
durchschnittlich nur 40 Prozent der üblichen Nachfrage gab – ein jähes Ende | |
nach mehr als zwei Jahrzehnten stetigen Wachstums. „Die Coronapandemie hat | |
im ÖPNV tiefe Spuren hinterlassen“, sagt Verbandspräsident Ingo Wortmann. | |
Bund und Länder haben [3][einen Rettungsschirm von bis zu 5 Milliarden | |
Euro] über den Betrieben aufgespannt. Denn Kosten für Löhne, Kraftstoff und | |
Bahnstrom fallen weiter an – und steigen teils deutlich. Eine Reihe großer | |
Verkehrsverbünde will das auch mit Tariferhöhungen auffangen. Das spüren | |
etwa Kunden im Raum Stuttgart, wo im April die Preise um 2,7 Prozent | |
steigen. In und um München wurde es schon Mitte Dezember 2,8 Prozent | |
teurer. | |
## An Rhein und Ruhr bleiben Preise stabil | |
Erhöhungen gibt es auch in Berlin und Brandenburg mit 1,9 Prozent und in | |
Köln, Bonn und Umgebung mit 2,5 Prozent. Fahrten durch ganz NRW bleiben | |
dagegen stabil oder sinken je nach Ticket sogar etwas. Das soll die | |
Fahrgäste in die Züge zurückholen und so die Einnahmen der gebeutelten | |
Unternehmen steiger. Im Rhein-Main-Gebiet und im Großraum Nürnberg haben | |
die Verantwortlichen die geplante Tariferhöhung auf den Sommer 2021 | |
verschoben. Fahrgäste sollen so nachträglich von der vorübergehenden | |
Mehrwertsteuersenkung im zweiten Halbjahr 2020 profitieren. | |
Ähnlich ist es im Raum Bremen und an Rhein und Ruhr, wo die Preise | |
weitgehend gleichbleiben. Die Verantwortlichen wollen damit auch | |
sicherstellen, dass sich die Fahrgastzahlen wieder gut erholen. „Das geht | |
mit attraktiven Angeboten und attraktiven Fahrpreisen“, erklärte der | |
Rhein-Main-Verkehrsverbund. „Wir wissen zu schätzen, dass uns unsere | |
Kundinnen und Kunden in den vergangenen Monaten die Treue gehalten halten | |
haben“, hieß es vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. | |
Im Laufe des Jahres waren viele längere Fahrten im Nahverkehr günstiger | |
geworden, Hintergrund war die Mehrwertsteuersenkung für Fahrten von mehr | |
als 50 Kilometern. Wer mit der Deutschen Bahn oder einem ihrer Konkurrenten | |
im Regionalverkehr unterwegs ist, zahlt aber seit dem Fahrplanwechsel Mitte | |
Dezember unter Umständen mehr. Fahrten außerhalb von Verkehrsverbünden sind | |
seither nach Angaben des Tarifverbands der Bundeseigenen und | |
Nichtbundeseigenen Eisenbahnen in Deutschland 1,5 Prozent teurer. Das | |
betrifft immerhin jeden fünften Kunden. | |
In ICE und Intercitys der Deutschen Bahn sind Tickets Mitte Dezember | |
ebenfalls etwas teurer geworden. Fahrkarten zum sogenannten Flexpreis | |
verteuern sich im Schnitt um 1,5 Prozent, für Streckenzeitkarten und die | |
BahnCard 100 liegt der Aufschlag im Schnitt bei 1,9 Prozent. | |
Supersparpreise und Sparpreise bleiben unverändert, ebenso die Preise für | |
die Bahncards 25 und 50. | |
28 Dec 2020 | |
## LINKS | |
[1] /Aus-Angst-vor-Corona/!5685559 | |
[2] https://www.vdv.de/ | |
[3] /Coronahilfen-von-Bund-und-Laendern/!5690096 | |
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