# taz.de -- Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart: Ökosozial vergeigt | |
> Weil das linke Lager zerstritten ist, hat Stuttgart jetzt einen CDU-Mann | |
> als Stadtoberhaupt. Klimalisten sollten sich Frank Nopper genau | |
> anschauen. | |
Bild: Wahlplakat vom neuen CDU-Oberbürgermeister Frank Nopper | |
Karlsruhe taz | Bürgermeisterwahlen gelten in Baden-Württemberg als | |
Persönlichkeitswahlen. Aber ohne dem frisch gewählten Stuttgarter | |
CDU-Oberbürgermeister [1][Frank Nopper] zu nahe zu treten: Der bisherige | |
Rathauschef der schwäbischen Kreisstadt Backnang wird nicht wegen seines | |
Auftritts Nachfolger von Fritz Kuhn. Er hat am Sonntag allein gewonnen, | |
weil sich das politische Lager links der Mitte mal wieder zerstritten hat. | |
Zuerst haben die Grünen den symbolträchtigen Posten in der Landeshauptstadt | |
nur halbherzig verteidigt und eine Kandidatin aufgestellt, die nicht einmal | |
[2][grüne Hochburgen] in der Stadt für sich gewinnen konnte. Die SPD hatte | |
sich derweil lieber für einen verdienten, aber wenig charismatischen | |
Stadtrat entschieden, statt ihrem jungen und ehrgeizigen Präsidiumsmitglied | |
Marian Schreier eine Chance zu geben. Der ging dann unabhängig und bedroht | |
von einem Parteiausschlussverfahren ins Rennen. | |
Schreier erwies sich nach dem ersten Wahlgang und dem Rückzug der | |
Grünen-Kandidatin als einziger Kandidat, der die Mitte-linken Stimmen hätte | |
bündeln können. Doch Hannes Rockenbauch, langjähriger Stadtrat, | |
Galionsfigur des Stuttgart-21-Widerstands und Kandidat des | |
linksökologischen SÖS, war nicht bereit, über Schreiers Anzüge und | |
Gelfrisur hinwegzusehen und mit ihm ein Bündnis für ein ökologisches | |
Stuttgart zu schmieden. | |
Man kann Rockenbauchs Bündnisunfähigkeit als Egotrip oder linken Populismus | |
bezeichnen. Jedenfalls hat er damit einem Oberbürgermeister ins Amt | |
verholfen, der Klimaschutz auch irgendwie wichtig findet, aber sonst für | |
ungebremsten Autoverkehr steht. | |
Bei allen Unterschieden zwischen Kommunal- und Landespolitik: Potenzielle | |
Wähler der neuen „[3][Klimaliste]“, die in Baden-Württemberg zur | |
Landtagswahl im März antreten will, sollten sich das politische Scheitern | |
des ökosozialen Lagers in Stuttgart ganz genau anschauen. Am Ende könnte | |
ihre Stimme, trotz bester Motive, den Grünen und vielleicht auch der | |
Linkspartei entscheidende Prozentpunkte kosten und dafür sorgen, dass die | |
CDU wieder den Ministerpräsidenten stellt. | |
30 Nov 2020 | |
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## AUTOREN | |
Benno Stieber | |
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